Armenien

Grenzübergang Iran/Armenien – Wenn´s mal länger dauert

Der Grenzübergang ist nur schwer auszumachen, es wird umgebaut und man fährt durch eine Baustelle bis zu den Grenzgebäuden. Muss mein Carnet für das Motorrad abstempeln lassen, sonst wird meine Kaution von den iranischen Behörden eingezogen, immerhin 3.000.- €. Zuerst zur Migration, die schicken mich aber zum Zoll, zu den LKWs. Wie immer bis zur vordersten Stelle, dort werde ich wieder zurück geschickt zum Hauptgebäude. Etliche Schalter sind offen, viele LKW Lenker warten, ich zu einem Schalter, werde ignoriert … Weiter zum Nächsten, zeige ihm mein Carnet, der deutet auf seinen Kollegen gegenüber. Bleibe dran, halte ihm mein Carnet an die Scheibe, kurzer Blick, deutet mir, ziemlich angepisst, an, dass ich mich hinsetzen und warten soll – ich habe Zeit. Nach einer halben Stunde fordert er mich, mit einer arroganten Kopfbewegung, auf heranzutreten, schiebe mein Carnet unter der Glasscheibe durch. Er checkt es, man kann ihm die üble Laune ansehen, kommt aus seinem Häuschen, geht zum Ausgang und deutet auf das Gebäude, von dem ich vorhin hergeschickt wurde. Ok – ich wieder zurück, rein und erkläre ihnen, dass ich wieder da bin. Die sind sehr freundlich, einer steht auf, nimmt mich am Arm und geht mit mir zurück zum Ungustl, drückt ihm mein Carnet in die Hand und redet auf ihn ein. Der Ungustl übernimmt wieder, ich werde angewiesen mich hinzusetzen, warte wieder, er geht schon mal raus. Eine weitere halbe Stunde später – Der Ungustl erscheint wieder in seinem Häuschen, Kopfnicken und ich stehe wieder an der Glasscheibe. Fragen nach dem Typ, Kennzeichen, Grenzübergang von dem ich eingereist bin, … er muss offensichtlich den Computer mit Daten befüllen, dann: Stempel, Exportabschnitt abgerissen, fertig?! Nicht ganz, wieder zum anderen Haus. Werde dort gleich an die Reihe genommen, Check. Jetzt fehlt noch eine Unterschrift, frage höflich nach, der Beamte trägt irgendetwas ein – für mich sind damit alle Felder ausgefüllt und ich rausche ab, einige Meter weiter bis zur Passkontrolle. Dazu werde ich von hinten rum ins Hauptgebäude geschickt. Etliche Leute warten, alle Schalter sind unbesetzt, warten. Nach einer halben Stunde geht es los, komme mit meinem österreichischen Pass recht schnell an die Reihe, die letzte Hürde – auf iranischer Seite. Nicht ganz, Bei dem Häuschen wo mein Motorrad parkt wird noch meine Passnummer ins Buch eingetragen, jetzt aber … noch immer nicht, bei der Brücke über den Fluss noch einmal Passkontrolle.

Über den Fluss, dort wartet schon der armenische Grenzposten – Passkontrolle, aber nur als augenscheinlicher Check. Weiter zur Migration. Dort stehen einige Grenzposten herum, trinken Kaffee, essen, … Bleibe vor dem Häuschen stehen und … warte. Die Grenzposten unterhalten sich mit mir, woher ich komme: Austria. „Ah! Sebastian Kurz, very good man!!!“ Erspare mir Kommentare, frage woher sie kommen: Aus Russland! Östlich von Irkutsk – das ist wirklich weit. Ich lerne: Die armenische Grenze wird von russischen Soldaten geschützt und kontrolliert. Einer der Posten besetzt das Häuschen, mein Pass wandert durch die Glasöffnung. Computereinträge, check, Stempel und weiter. Zollgebäude: Die Straße ist mit riesigen Toren abgesperrt, parke mich vor dem Haus ein, durch die Personenkontrolle zum Zoll. Dort werden etliche Fragen gestellt und die Daten in einen Vordruck eingetragen. Dachte das war´s, dachte ich nur. Werde zum nächsten Schalter gereicht, dort heißt es warten. Ein Autofahrer vor mir, es dauert ziemlich eine Weile bis der fertig, ich zum Schalter: Zurück zum Sessel, der Beamte hat sich eine Pause verdient. Nach geraumer Zeit kommt er zurück, deutet mir an, dass ich an der Reihe bin. Jetzt kommt die Kontrolle, und das dauert. Während ich warte kommen weiter Leute herein, warten. Ich erkenne die Schweizer Sprache, spreche sie an. Nach einigen Minuten stellt sich heraus, dass die beste Freundin der Frau die Tochter des Firmeneigentümers ist für den ich viele Jahre gearbeitet habe, sie kennt auch viele Personen und Interna – die Welt ist klein. Der formale Check neigt sich dem Ende, ich erhalten ein Dokument, mit dem ich an der Bank gegenüber die Importtaxe zahlen soll, meine Schweizer Freunde stellen sich am Schalter an und … werden zum Sitzenbleiben aufgefordert. So lange ich nicht bezahlt habe und mein Vorgang abgeschlossen ist wird kein neuer angefangen. Mit dem Einzahlungsvermerk zurück zum Zollbeamten, der prüft und gibt mir einen Wust an Dokumenten, fertig! Verabschiede mich von meinen Schweizern, sehe noch wie der Zollbeamte wieder aus seinem Häuschen verschwindet … Zum Motorrad und zum Tor – Passkontrolle, Unterlagen, … Ein Dokument bleibt da, Tor geht auf, ich durch. Dahinter werde ich von einem anderen Beamten angewiesen anzuhalten, jetzt kommt der Realitycheck – Gepäckkontrolle, Fahrgestellnummer, Kennzeichen, … ein weiters Dokument bleibt beim Kontrollor. Weiter, ich hebe noch beim Bankomat armenische Dram ab, geht ohne Probleme. Richtung Ausfahrt, Schranken und: Richtig Reisepass, Unterlagen, ein Dokument bleibt beim Torwächter, aber jetzt bin ich durch – Armenien! Unmittelbar hinter der Grenze ein Ort, Shops, Cellphone – in ein paar Minuten bin ich mit einer armenischen SIM Card wieder online. Die Verkäuferin spricht sehr gutes English, sie fragt wo ich herkomme: Austria, und eben jetzt aus dem Iran. Sie schlägt die Hände über den Kopf zusammen und meint wie schrecklich es im Iran sein muss, selber weiß sie es aber nicht, war noch nie dort und das wo über einen kleinen Fluss der Iran ist. Nettes Hotel um die Ecke. Entlang der aserbaidschanischen Grenze nach Norden, Tagesziel ist das Kloster Tatew mit der längsten Pendelbahn der Welt – von Doppelmayr. Sehr nette Landschaft, Berge, Naturstraße. Nächtige in Goris. Typisches Abendessen: Tolma, in Wein- oder Kohlblätter gewickeltes Faschiertes mit Reis. Aber: Es werden so viele Beilagen serviert, dass das Abendessen für vier reichen würde!

Von Goris nach Jerewan, treffe in den Bergen auf eine Gruppe aus Deutschland – Angelika und Manfred. Sie sind auf eigene Faust auf einer Rundreise durch Armenien. Auch sie leiden unter den Straßen mit unzähligen Schlaglöchern – vielen Dank für die netten  Fotos!
In Jerewan habe ich ein Appartement für zwei Nächte gemietet. Ausflug nach Garni und Geghard (Tempel und Kloster). In Garni neben den Marktständen eine gelbe BMW, Melker Kennzeichen. Während ich versuche einen Zettel am Tankrucksack zu befestigen, nähert sich ein Biker – Hallo Toni! Ah, wie jetzt, er heißt auch Toni. Wir verbringen die nächsten Tage gemeinsam in Armenien und in Georgien. Toni ist mit einem Freund von Österreich aufgebrochen, seinem Freund wurden die Geldbörse samt Kreditkarten, Führerschein, … in Bulgarien gestohlen. Sein Freund hat daraufhin die Reise abgebrochen und er ist alleine weiter durch die Türkei, Georgien nach Armenien.

Wir verbringen einen schönen Abend in Jerewan, Jazzfestival, Rundgang durch die Stadt. Nächster Tag Kloster Chor Virap, über den Col de Selim nach Sewan. Sewan gefällt uns nicht wirklich, wir fahren bis Dilidschan, wo wir in einem Waldstück ein nettes Hotel finden. Zwei ältere Innsbruckerinnen sind mit uns in dem abgelegenen Ort, sie reisen auf eigene Faust durch Armenien. Netter Plausch mit den armenischen Besitzern, Idylle pur. Durch den niederen Kaukasus, über Bergstraße an die Grenze nach Georgien.

2 Kommentare zu “Armenien

  1. Toni Reithner

    Hallo Toni
    Schöne Erinnerungen- die Zeit geht so schnell vorbei. Bin schon wieder 2 Wochen zurück. Der Alltag hat mich wieder. Liebe Grüße vom Attersee- freue mich aufs Wiedersehen- Toni

  2. Hallo lieber Toni danke wieder für die super Story und es fällt mir auf das deine Bilder echt gut sind. Hast du vielleicht in eine neue Kamera investiert. Weiter gute Fahrt und liebe Grüße von Bilbao Michi und Stefan

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