28. Oktober 2024 Peru
Grenze Arica -Tacna. Geht gegenüber den letzten Malen alles sehr schnell. Wenn nicht die Neuerung wäre, dass man bei der ersten Einreise mit einem Fahrzeug dieses vorher registrieren muss. Die Zollbeamtin kommt aus ihrer Glaskabine, geht mit mir in ein anderes Gebäude, Computer: Der „hängt“, geht nicht?! Daneben ein Schalter der Aduana, der Beamte hinter der Glaswand soll das machen. Und der braucht wirklich lange. Wobei ich nicht verstehe warum, die paar Daten des Motorrades werden üblicherweise an jeder Grenze vom Zulassungsschein abgeschrieben und in den Computer eingetragen, ausgedruckt, fertig. Bekomme das Temporal Permisio und bin „abgefertigt“.
Entlang des Pazifik, bis zur Einbiegung nach Moquegua. Sehr nettes Hotel. Bin hier schon sehr oft gewesen, aber es gibt viel mehr Straßen als man annimmt, eine solche hatte ich mir schon vor meiner Abreise ausgesucht – über Omate nach Arequipa. Ich weiß es nicht, nehme aber an, dass es Schotter sein wird.
Als ich bei BMW in Santa Cruz mein Top Case ausgeräumt habe, fehlten einige Teile, darunter auch die Montiereisen. Die sind bei dem Unfall wahrscheinlich „im hohen Bogen in der Botanik verschwunden“. Jetzt habe ich zwar einen Ersatzreifen, aber kein Werkzeug zum Tauschen. Im Baumarkt gibt es Montiereisen – für Lastwagen. Die bringe ich nicht unter. Auf dem Markt finde ich die gleichen Dinger, aber auch Stemmeisen, in der Not frisst …
Die Ruta 34D ist wirklich sehenswert. Mein Vorderreifen ist schon ein wenig unter Null, also nicht unter der zulässigen Profiltiefe, sondern unter dem Profil. Überlege ihn noch 1.000km zu fahren?! Wie sich hinterher herausstellt: Fünf Kilometer vor dem Ende der Schotterpiste ein schwammiges Gefühl am Lenker. Finde das Loch sehr schnell, ist ein größeres Loch, aufgeschlitzt von einem Stein. Hatte mir die Africa Twin u.a. deshalb ausgesucht, weil es eine der ersten Versionen mit schlauchlosen Reifen ist. Bei Schlauchreifen müsste man den Reifen abmontieren, den Schlauch flicken und wieder montieren. Hier kommen die bewährten Reifenreparatur Streifen zum Einsatz. Normalerweise wird das Loch mit einem Bohrer aufgebohrt und der Streifen mit einem Werkzeug hineingedrückt, umgedreht herausgezogen, fertig – Zwei Minuten, normalerweise. Das Loch ist so groß, da muss ich nichts aufbohren. Der Streifen geht wie von selbst in das Loch, leider ziehe ich den Streifen beim Herausziehen des Werkzeuges wieder heraus. Neuer Versuch: Reingedrückt, etliche Male gedreht, beim Herausziehen mit einem Schraubenzieher den Streifen zurückgehalten. Drinnen ist er, ob er dicht ist? Ein Peruaner fährt mit dem Auto vorbei, kurzer Halt: Reifenschaden. Er: Da brauchst du Luft. Ich: Kannst Du helfen? Er: Ablehnende Handbewegung, fährt weiter.
Hole den (neuen!) Kompressor aus dem Koffer. Wie alles habe ich ihn schon zu Hause ausprobiert. Die Stecker an den neuen Motorrädern sind mit zwei Ampere strombegrenzt, der Kompresser braucht zwölf. Hatte deshalb eine zusätzliche Steckdose angebaut, das hat problemlos funktioniert, so auch hier im Nowhere. 2,9 bar. Spucke auf die reparierte Stelle, schaut nicht so schlecht aus. Fahre die nächsten hundert Kilometer bis Arequipa, Tanken, Kette mit Benzin reinigen. Frage: Reifenschuster? Zwei Blocks weiter. Die Werkstatt sieht gut aus, Maschine zum Abziehen und Montieren des Reifens. Er hat noch Kunden, soll in einer Stunde wieder kommen. Ich beginne schon mal mit dem Ausbau des Vorderrades, das dauert ohnehin seine Zeit. Nach einer halben Stunde ist der neue Reifen auf der Felge, fertig. Bin sehr froh, dass jetzt beide Reifen neu sind – der Canyon Cotahuasi ist als nächstes an der Reihe, die Reifenbelastung wird extrem.
„Überbrückungstag“ – Arequipa nach Cotahuasi. Wobei die Abfahrt nach Cotahuasi schon etwas kann!
Bin vor Jahren kurz vor Cotahuasi mehrere Stunden bei einem Hangrutsch gestanden, gewartet bis die Bagger, … die Straße halbwegs freigebaggert hatten. Die Stelle sieht heute noch so aus wie ich sie damals – als erster in der Reihe! – passiert habe. Nach unten ist o.k., möchte diese Kehren nicht bei Regen nach oben fahren müssen. Das gebuchte Hotel finde ich nicht gleich. Kurve zurück zum Zentrum, da werde ich auch schon gefragt wo ich hin will – der Auskunftswillige weiß es aber selber nicht. Fahre noch einmal in die Richtung die Google Maps vorschlägt, von der Hauptstraße höre ich ein Rufen. Der „Auskunftswillige“ hat offensichtlich die Hausfrau begegnet, die kommt mit dem Enkelkind auf mich zu, zeigt mir den Weg. Einfach um die Ecke. Ich wäre dort nie hinein gefahren, zu eng, alle Kanaldeckel offen, … Balanciere mich um die Hindernisse, werde beim Haustor eingelassen und stehe im Hof der Unterkunft. Sehr freundliche Leute, aber Baustelle. Das Haus ist noch lange nicht fertig. Die Unterkunft bestens. Die Hausherrin fragt wo ich hin fahren möchte.
War vor vielen Jahren schon hier, bin den Canyon in Richtung Nord-Osten durchfahren und dann auf die Hauptverbindung nach Abancay eingebogen. Das klingt jetzt sehr easy, war eine meiner bisher herausforderndsten Tage, mit unglaublich viel Glück. Erstens dauerte die Durchfahrt der 200 Kilometer so an die zehn Stunden, … und mehr. Weiters habe ich das GPS System „overruled“, weil mir der andere Weg leichter, und daher richtiger??? erschien https://tonimarschall.com/23-peru-highlands/
Die Gastgeberin in der Unterkunft in Cotahuasi hat mir die Strecke nach Pausa empfohlen. Suche in Google Maps – finde genau nichts. Das GPS kennt eine Verbindung – schaut sehr gut aus, das wird’s!
Es ist Halloween, fast alle Geschäfte in Cotahuasi haben geschlossen – es sind viele verkleidete Kinder (mit Müttern) unterwegs. Denke die Geschäftsleute wollen nicht belästigt werden. Finde ein offenes Lokal, es wird „Ernährung“. Die Route nach Pausa ist wirklich sehenswert, genieße die Fahrt. Alles asphaltiert, etwas ramponiert. Brauche doch etliche Stunden, habe aber damit den gesamten Canyon durchkreuzt. Mir gefällt das! Der nächste Tag – eine Überbrückungsfahrt nach Abancay. Möchte die Runde über Tuneles de Karkaterra, bis Choquequirao und zurück ansehen – eine wunderschöne Strecke.
Von Abancay nach Sicuani, Cusco als Nadelöhr. Der Plan: Über den Abra Laccopata nach Marcapata. Es hat in den letzten Tagen „einiges“ geregnet. Der Weg in die Berge erweist sich als Erdstraße, selbst bei Höhen um die 5.000m.
Viel Regen + Erdstraße = tiefes Terrain.
Arbeite mich durch, etliche Flussquerungen, Schlammlöcher, immer auf Höhe 5.000m. Einige Kilometer vor dem Abra Laccopata ist dann Schluss. Ein Fluss ist zu hoch, eine Querung mit dem Motorrad ohne weitere Unterstützung / Hilfe nicht denkbar. Sind noch circa 50 Kilometer bis Marcapata, 150 Kilometer wieder zurück.
Nehme eine Abzweigung in Richtung Checacupe, mit dem Abra de Jahuaycate, 5.070 m, eine gelungene Alternative. Werde versuchen über Marcapata zum Abra Laccopata zu fahren?! Muss bei der Nächtigung in Huaro die zwischenmenschlichen Probleme eines peruanischen Dorfes kennenlernen – sind auf der ganzen Welt offenbar sehr ähnliche soziale Zustände von Neid, Ich-Mentalität, …
Nach Puerto Maldonado. In Marcapata die Einfahrt zum Abra Laccopata, sind gerade 30 Kilometer, aber das Wetter ist nicht besonders, dichte Wolken. Es muss ein Ziel für später auch noch geben.
Pass auf 4.800 m, eiskalt, eine Stunde später im Regenwald, Bananenplantagen – Jedes Mal ein Erlebnis. Das Regenwald-Wetter beginnt dann 30 Kilometer vor Puerto Maldonado, heftiger Regen. Das Motorradgewand ist „reif für eine Wäsche“. Halt bei einer Wäscherei, alles ok, dauert 24 Stunden. Auf der Straße „aus der Wäsche“, Protektoren raus, fertig. Bleibe zwei Nächte in Puerto Maldonado. Bin schon etwas geschlaucht und mache einen Tag nichts.
Außer: Suche Reifen für die Honda. Reifen gibt es gaaanz viele, nicht für die Africa Twin.
Über die Grenze in Assis Brasil nach Brasilien.
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