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Über den Paso Agua Negra (4.750 Meter) – Atem(be)raubend
Eigentlich bin ich fast nur mit Ersatzteilen und Motorradkleidung für Nito bepackt, der Rest ist in San Juan geblieben. Die Flüge über Madrid, Bogata, Santiago de Chile nach San Juan sind problemlos – alles unterschiedliche Linien, so muss ich einige Male mein Gepäck abholen, ins Land einreisen (Migration und Zoll), einchecken und wieder ausreisen. Hatte Bedenken, dass ich mit den Ersazzteilen beim Zoll diskutieren muss, war aber nicht so. Auch in Argentinien kam ich ohne Beanstandung durch, obwohl ich „Rotlicht“ und damit eigentlich eine Kontrolle zugewiesen bekam, bin einfach mit der Tennistasche und den Teilen durchmaschiert – 40% Zoll sind auch Kleingeld …
Nito und Alejandro holen mich vom Flughafen ab, die nächsten Tage gibt es … Asado! Egal ob einfach nur so, oder wegen Geburtstagen – die Parillas sind immer heiß. Ich lerne noch viele Leute kennen und bin von der Gastfreundschaft der Argentinier noch mehr beeindruckt.
Für meine Tour sind die Pässe Agua Negra und Pircas Negras geplant, hatte schon mehrere Anläufe, die Pässe waren jedesmal gesperrt – so auch diese Mal. Der Agua Negra ist der höchste Andenpass zwischen zwei Ländern -4.800 Meter und hunderte Kilometer Naturstraße und: Er wurde am Tag meiner Ankunft wegen Schneefall gesperrt und wird auch erst wieder im Dezember geöffnet. Eigenheit ist, dass die Grenzstellen jeweils hundert Kilometer vor dem Pass ist – ich motiviere Nito, dass wir einfach hochfahren … das bereitet ihm einige Tage Kopfzerbrechen, unzählige Telefonate und Besuche bei der Gendarmerie – no es possible!!!
Wir fahren einfach los, we will see ?!
Nito hat sein Angelzeug mit, wir argumentieren, dass wir zum Fischen hoch fahren:
– Die Fischerkarte ist gestern abgelaufen.
– Sie ist ausserdem für den Süden von Argentinien und sicher nicht für diesen Bereich.
– Seit heute ist Schonzeit …
Die Gendarmen sind nachsichtig und wir kommen durch! Am Pass angelangt möchten wir natürlich auch auf die chilenische Seite, sehr bald kommen die ersten Schneefelder, wir schieben, heben, tragen die Motorräder über den Schnee, etliche Schneepassagen später sind wir durch! Jetzt weit ins Land, traumhafte Landschaften – sicher einer der schönsten Bergstraßen die ich kenne. So wird aus diesen negativen Umständen noch ein kleines Abenteuer.
Ich bin jetzt schon fast zwei Wochen in San Juan, wohne bei German, bin fast täglich eingeladen … könnte mich daran gewöhnen. Nito überzeugt mich, dass ich die Reifensensoren in Funktion bringe: Bei BMW sind die Sensoren mit Batterien, die man nicht austauschen kann. Im Internet finde ich Anleitungen, wie man die Batterie erneuert, ohne dass man neue Sensoren kauft. Dabei geht es weniger um den neuen Sensor, als dass diese bei BMW konfiguriert werden müssen, einfach aufwendig. Bei der Gomeria des Vertrauens bauen wir die Sensoren aus, beim hinteren Sensor läuft alles bestens. Beim Vorderen breche ich den Anschluss ab … Mit Nito zum Radiobastler, der lötet ein Stück Draht an – der Sensor geht trotzdem nicht! Der Versuch war es wert, und der hintere funktioniert. Der Kompressor hat auch den Geist aufgegeben, statt Luft einzupumpen geht sie aus. Wollte in Lima einen Neuen kaufen, Nito lässt nicht locker und wir gehen auf die Suche. Tatsächlich finden wir einen günstigen, kleinen Kompressor. Die Batterie macht fallweise Macken, um die Ecke bekomme ich eine neue – aus Taiwan, aber sehr günstig. Als mich German fragt, was ich morgen mache meine ich ohne viel zu überlegen, dass ich abreisen werde … einige Minuten später die harsche Reaktion von Nito: Er wisse nichts davon, und außerdem hat Lupe (Tochter) morgen Geburtstag – so bleibe ich noch sehr gerne einen weiteren Tag, feiere Geburtstag mit der Familie, gleichzeitig meine Verabschiedung. Ich muss sagen mir fällt das Abschiednehmen sehr schwer, Abschied von vielen Menschen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind – Heartbreaking.
Wir vereinbaren in Kontakt zu bleiben, Nito und Mabel kommen immer wieder nach Europa, vielleicht geht sich da ein Treffen aus!?
Von San Juan über Ischigualasto, nach Cafayate. Vor einem Restaurant ein Jumper mit Wiener Kennzeichen… rein… spreche ein Pärchen im Lokal an: Ist das euer Wagen? So treffe ich Anna Maria und Gerald, sie sind seit neun Monaten unterwegs. Gerne gebe ich Auskunft über bevorzugte Strecken und Gegenden.
Weiter über die Cuesta de la Flechas zu Martina und Johan. Für ihre BMW habe ich einige Ersatzteile mit. Am Markt in Cafayate gibt es noch gutes Fleisch und Würste für Asado – hatte ich ja jetzt zwei Tage nicht mehr … Herzliches Wiedersehen in Utopia in Seclantas, Asado, Geschichten. Martina´s BMW ist leider wirklich defekt. Nach einem Lagerschaden am Hinterrad wurde das Ende vom Kardan regelrecht zerstört und ist wahrscheinlich zu erneuern, da helfen die anderen Teile die ich mitgebracht habe auch nicht. Johan erzählt von zwei Schweizern, die vor einigen Tagen mit CCMs bei ihnen waren … Noch am Abend verabschiede ich mich von den beiden, ich möchte weiter nach Tarija.
Über den Abra del Acay nach San Antonio de los Cobres – Erinnerungen an die ersten Wochen meiner Reise, der Hundebiss, der „höchste“ Pass Südamerikas (4.965 Meter) … werden wach. Der Pass selber wurde mittlerweile gut ausgebaut, trotz gelingt es mir bei einer Flußdurchfahrt die BMW hinzulegen – überraschenderweise kann ich sie ohne Problem im Wasser aufzustellen!!! Auch der Weg der alten Ruta 40 zu Salinas Grande ist gut hergerichtet, ich komme früh in Tilcara an. Weiter nach Norden, über die Grenze nach Bolivien. Auf der Naturstraße von Villazon nach Tarija meldet der hintere Reifensensor – der Reifen hat einen Schnitt von gut eineinhalb Zentimeter … jetzt bin ich Nito für seine Beharrlichkeit wirklich dankbar!!! Mit zwei Streifen gelingt es mir das Loch zu verschließen, der Kompressor pumpt wirklich gut und schnell auf. Zu meinem Ärger ist die Naturstraße einen Kilometer weiter zu Ende, dann kommt neuer Asphalt.
Große Wiedersehensfreude bei den Dekeysers im Hotel La Pasarela. Ich treffe auch Miguel wieder, für ihn hatte ich die Schaltpläne von Druckmaschinen besorgt, damit konnte er die Maschinen anschließen und in Gang setzen. Ein amerikanisches / belgisches Paar ist im Hotel, ich bekomme gute Tipps für Ecuador und Kolumbien. Nach zwei Tagen heißt es auch hier Abschied nehmen – Farewell Tour.
Über Tupiza nach Uyuni, die Straße wurde zu größten Teil asphaltiert und so ist auch dieser Strecke der echte Reiz genommen, nur die Landschaft bleibt einzigartig. Im Hostal Liliana in Uyuni kommt mir eine junge Frau freudestrahlend entgegen: Ein Österreicher! Es sind Janina und Marius, ein Schweizer Pärchen, mit zwei CCMs!!?? Es sind die beiden von denen mir Johan und Martina erzählt hatten. Sie sind seit fast einem Jahr unterwegs: Türkei, Kaukasus, Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisien, Russland, Mongolei bis Wladiwostok. Auf ihrem Weg haben sie Klaus getroffen, ein Österreicher mit einer mongolischen Frau … jetzt klingelt es bei mir: Auf der Suche nach Erfahrungen in der Mongolei bin ich im Internet auf Klaus gestoßen, hatte ihn im Januar betreffend Erfahrungen angeschrieben und auch eine sehr gute Antwort bekommen. In seinem Reiseblog schreibt er auch über das Treffen mit den beiden und einen Link auf die Website offf.ch. Janina kann kaum glauben, dass ich ihren Blog schon besucht hatte. Sie sind von Wladiwostok nach Südkorea, weiter nach Japan und letztendlich nach Valparaiso in Chile. Beim Abendessen reger Erfahrungsaustausch und Streckendiskussionen. Ein letztes Mal zum Salar de Uyuni, leider kann ich ihn nicht befahren, die Zufahrt steht zwanzig Zentimeter unter Wasser – eigentlich kein Problem, aber es ist Salzwasser und ich möchte mir eine Grundreinigung danach sparen. Marius schreibt später, dass sie am Salar waren, zuvor mussten sie zu dritt Janinas Bike aus dem Salzsumpf bergen …
Kurzstopp in La Paz, Hotel Oberland, Walter ist leider übers Wochenende verreist, so kurzer Besuch bei Gerd und Abschied – Abrazzo! Der schnellste Weg nach Peru, über Desaguadero. Schon bei der Zufahrt fallen mir unheimlich viele Polizisten auf!? Ich fahre zum Grenzübergang den ich schon beim letzten Mal benutzt hatte, ein Polizist klärt mich auf, dass dieser Übergang nur mehr für Fußgänger ist und der neue dort ist, wo früher nur für LKWs war, auch gut. Auf dem Weg dahin kurzer Stopp und WhatsApp-call mit Sigrid und meinen Eltern. Mittlerweile stehen Polizisten Spalier entlang der Straße zum Grenzposten?! Wegen mir??? 😳 An der bolivianischen Grenze werde ich weitergeschickt nach Peru, riesiges Militäraufkommen am Grenzposten!? Schon von weitem sehe ich riesige Menschenmassen beim Zollgebäude. Zufahrt nicht möglich, ich werde weitergeleitet. Erkundige mich bei den Leuten was los sei: Evo Morales und der peruanische Präsident eröffnen heute den gemeinsamen Grenzposten, das heißt warten, drei Stunden werden angedeutet! Ok, ich habe ja Zeit. Ich frage Polizisten wo denn nun die Migration und die Aduana sind – die wissen nix… Einer in Zivil spricht mich an, woher ich komme, wohin ich möchte, … Die Menge strömt Richtung Zufahrt zum Gebäude, werden aber von den Polizisten zurückgedrängt. Etliche „offizielle“ Wagen fahren ins Gelände. Der „Zivilist“ von vorhin deutet mir an zum versperrten Tor zu fahren, den Polizisten erklärt er, dass ich das darf … so stehe ich vor dem verschlossenen Tor und bekomme nach einigen Minuten freie Zufahrt! Am Gelände wird mir ein Parkplatz vor dem Zollgebäude zugewiesen, mit den Dokumenten bewaffnet gehe ich rein und: Bin der erste der abgewickelt wird, äußerst freundlich und zuvorkommend. Vor dem Gebäude ist der offizielle Teil im Gang, ich frage ob ich fotografieren darf – ich darf! So mache ich Bilder von Evo und dem peruanischen Präsidenten aus nächster Nähe und werde gemeinsam mit einem argentinischen Paar vorzüglich abgefertigt. Statt in drei Stunden bin ich in einer Stunde durch. Zum Geldwechsel zurück in die Stadt, die Polizeisperre „durchbreche“ ich über den Gehsteig.
Puno, Juliaca, … über die Berge nach Arequipa, ich werde drei Mal von Polizisten angehalten: Kontrolle der Zollpapiere, Versicherung, … beim dritten bin ich dann schon sehr ungehalten, es ist bereits saukalt = 8 Grad: Hoi, tres veces control!? Ist ihm auch unangenehm, er meint aber: Ariba es mui frio. Es hat auch geschneit…
Gesagt, getan! Die Anden gehen hier auf 4.400 Meter, die Temperatur auf unter null Grad, am Straßenrand liegt Schnee, es wird Nacht, ich friere wie ein Schneider, LKWs ohne Ende, etliche überholen kriminell, kommen mir auf meiner Seite entgegen, ich muss in den Straßenrand. Peru wie ich es – leider – kenne, so schön die Landschaft ist, die kriminelle Fahrweise verdirbt mir die Lust aufs Reisen in dem Land. Komme ziemlich geschlaucht und ausgefroren in Arequipa an. Von unterwegs hatte ich schon Diana vom Grace Valley kontaktiert, sie hat Zimmer frei – war mit Sigrid vor einem Jahr einige Tage in Arequipa und wir haben den Aufenthalt sehr genossen. Hatte Grace Valley auch Nito empfohlen, er und Mabel waren begeistert. Ich bleibe nur eine Nacht, super Frühstück im Garten, Diana empfiehlt als nächsten Halt Puerto Inka – liegt auf halber Strecke nach Lima. Ist eine urtypische Hotelanlage in einer netten Bucht, bereits die Inkakönige waren hier, auf einer Anhöhe einige Ruinen aus dieser Zeit. Das Personal besteht zur Gänze aus Venezulaner, die erst seit einigen Monaten hier in Peru sind – treffe immer wieder Leute aus Venezuela, die ihr Land verlassen haben. Die Panamericana verläuft ziemlich eintönig Richtung Lima, trotzdem gelingen einige schöne Fotos. So auch von der „Teufelskurve“, berühmt für die schrecklichen Verkehrsunfälle. Ich war Augenzeuge einer Massenkarambolage im Mai 2017. Im selben Jahr ist ein Bus über den Abgrund ins Meer gestürzt, Fazit: 48 Tote, einige deutsche Staatsbürger. WhatsApp mit Ivan: „Ich bin früher dran und komme bereits heute Nachmittag zu Touratech.“ Feedback: Gut so! Er hatte vergessen, dass morgen 1. Mai und damit Feiertag in Peru ist … Dem Glücklichen schlägt keine Stunde. Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, weiß meistens nicht welcher Wochentag ist, geschweige das Datum. Reifenwechsel, Batteriewechsel in den Sensoren – Lötkolben ist vorhanden …Wir arbeiten bis spät abends. Ines, Ivan´s Frau kommt noch ins Büro. Gemeinsam zimmern sie für mich eine Reiseplanung für den Norden Perus bis Cuenca in Ecuador! Gleich vorweg: Das sind wahre Leckerbissen! Zum Abschied noch T-Shirts von Touratech! In der Casa Linda wartet Adan bereits, gemeinsam gehen wir Abendessen. Ich bleibe zwei Tage in Lima, treffe Marco und seine Frau Caroline, wir verbringen den Nachmittag im Schweizer Club. Abschied von Adan und seiner Haushälterin – sie hat meine Wäsche wieder auf Vordermann gebracht (;-)). Es sind jetzt fast drei Wochen vergangen, bis jetzt ist es eine Farewell-Reise die ich sehr genieße, trotzdem freue ich mich schon auf Neues …
Hallo lieber Toni !
Lese deine Berichte immer mit Begeisterung
und habe mich schon auf die ersten Bilder gefreut
Weiter gute Fahrt und bis bald in Wien
Stefan
Lieber Toni, tolle Berichte und gute Fahrt weiterhin. Thomas