9. November 2024
Peru, zum Grenzübergang Assis Brasil
In San Lorenzo
- Die obligatorische Frage bei der Polizeistation: „Ist die Grenze nach Bolivien schon offen“?
- Antwort: „Nur für Fußgänger …“!?
Der Grenzübergang ist übrigens im nirgendwo! Wollte schon vor zwei Jahren die Abkürzung von Cobija nach Peru nehmen – „Gut Ding braucht Weil“.
Immer wieder die Vorderachse im Blick, da ist es irgendwie eigenartig feucht. Nütze den Halt um nachzuschauen: Öl! Die rechte Stoßdämpferdichtung rinnt.
An der Grenze:
Peru:
So schnell war ich überhaupt noch nie!
Brasilien:
Die Polizeibeamten bei der MIgracion erlebe ich hier jedes Mal „sehr speziell“, das dafür durchgängig. Ich soll zuerst zum Zoll wegen des „Temporären Permits“ für das Motorrad. Nur zur Vollständigkeit: Das gibt es seit Jahren nicht mehr, aber ok. Gehe gegenüber zum Zoll. Der junge Bursch meint: Zuerst muss ich zur Migration, das Permit wird dann genauso lange ausgestellt wie die Aufenthaltsdauer. Klingt schon mal vernünftig, ist – theoretisch – so. Ersuche ihn mit auf die andere Seite zu kommen. Er erklärt den Polizisten den Ablauf.
O.k., bekomme nun doch die Einreise von der Migracion. Zurück zum Zoll, der junge Mann ist ausgesprochen zuvorkommend, verständig und hilfsbereit und: Er spricht als einer von ganz wenigen Englisch. Es dauert seine Zeit, als er zurückkommt ist es dann kein „Temporäres Permit“ – das gibt’s schließlich nicht mehr – sondern eine „Temporäre Zollerklärung für die vorübergehende Einfuhr“ im Wert des Motorrades. Meine Frage an ihn: „Warum“? Er: „Ist auch zu meiner Sicherheit“!?
Vielen Dank, er hat damit die heraufbeschworene Situation der Polizisten auf einfache Weise aufgelöst.
Ich frage mich in solchen Situationen immer wieder: Wenn Bürokratie, Machogehabe, Unwissen, … gepaart auftreten.
Wollte ursprünglich bis Cobija, Bolivien. Die Stadt ist mit Brasilien geteilt, heißt auf der anderen Seite Brasilea. Man kann die Grenze ohne Formalitäten hin- und herwechseln. Die Hotels in Cobija sind ganz nett. Es ist aber noch früh und ich entscheide mich bis Rio Branco weiter zu fahren. Die Landschaft(en) in Brasilien sind über weite Strecken nicht wirklich abwechslungsreich – so auch hier. Da helfen Ortsnamen wie „Extrema“ u.ä. auch nicht wirklich. Sehr nettes Hotel, mit sehr nettem Besitzer in Rio Branco, sehr professionell, nach den letzten Wochen eine radikale Veränderung. Nettes Restaurant, gutes Essen, – aber auch nicht mehr. Mein Hinterreifen geht dem Ende zu, finde im Internet ein Motorradgeschäft in Porto Velho, meinem nächsten Ziel. WhatsApp an den Besitzer, der meldet sich wirklich rasch zurück – „Haben wir“.
Es ist Sonntagabend, fahre beim Geschäft vorbei, den Besitzer treffe ich zwar an, er ist aber mit seiner Familie im Aufbruch – „Morgen früh, 8:30“.
Kontaktiere Gerhard, ob er einen Termin bei Honda in Campo Grande für die Reparatur der Dichtungen organisieren kann. Info an Paul, Honda Wien, wegen der Dichtungen: „Du fährst die Africa so wie sie gedacht ist, solltest einen Neoprenschutz überziehen“. Die Teilenummer für die Dichtungen liefert er mit.
In der Früh in Porto Velho. Der Verkäufer schaut skeptisch, als ich nach dem Reifen frage: Gibt es nicht auf Lager?! Er ruft seinen Boss an, der weiß, wo ein Reifen für meine Africa Twin ist: Michelin Anakee. Die gute Ware. Frage nur so nebenbei, ob er auch die Dichtung für die Stoßdämpfer hat – hat er, und Mechaniker auch, die können das einbauen. Perfekt. Während ich warte, rede ich so über dies und das, auch die gebrochene Brille. Die ist mir vor einigen Tagen vom Nachtkästchen gefallen, schaue aus wie Michael Douglas in „Fallout. Er meint, um die Ecke gibt es einen Optiker, die haben auch eine Produktion für Brillengläser. Nette Verkäuferin, können wir machen, dauert drei Tage. In drei Tagen bin ich zweitausend Kilometer weiter. Sie geht fragen: „Ist in zwei Stunden fertig“! Na bitte.
Zurück zum Motorradgeschäft, der Besitzer ist nun auch gekommen. Er meint, dass ich „die Dichtungen bei einem seiner Freunde einbauen lassen soll, es sind elektronische Dämpfer“. Ich bin ihm heute noch sehr dankbar für diesen Vorschlag. Lerne Antonio kennen, Alleinunterhalter in seiner Motorradwerkstätte. Wir verstehen uns von Beginn an, nicht nur wegen der Namensgleichheit, sehr gut. Er zeigt mir sein Instagram, wir haben einen gemeinsamen Freund! Antonio ist als Einzelkämpfer sehr gut ausgerüstet, braucht aber doch drei Stunden für den Austausch der Dichtungen. Es wird spät für meine Brille. Ein Freund kommt zu Besuch, der bringt mich zehn Minuten vor Ladenschluss zum Optiker. Die Brille ist noch nicht im Geschäft, aufgeregtes Suchen, letztendlich bekomme ich die neuen Gläser und die sind perfekt! Antonio holt mich ab. Die Africa Twin läuft seit einigen Tagen auf Standgas unrund. Er hat in der Zwischenzeit das Diagnosegerät angehängt – alles ok. Er meint „das Benzin“, das ist sehr gut möglich.
Ins Hotel, aus dem ich in der Früh ausgecheckt hatte. Ich habe zwar einen Tag in Porto Velho mehr verbracht, aber neuen Reifen, die Reparatur der Gabel, neue Brille, alles in Rekordzeit.
Gerhard meldet sich aus Campo Grande: Honda braucht meine Motorraddokumente, mit der Fahrgestellnummer finden sie das Motorrad nicht im System?! … und damit auch kein Termin. Der Tag, an dem ich zur Werkstätte wollte, ist aber ohnehin ein Feiertag. Mit den Daten im Zulassungsschein werden sie sicher nichts finden, mir ist das Ganze auch zu kompliziert. Bin froh, die Reparatur auf kurzem Wege erledigt zu haben.
Von Porto Velho nach Campo Grande: 2.200 Kilometer, von Wien nach Moskau sind es gerade Mal 1.900 Kilometer.
Fahre in drei Tagen nach Campo Grande, Abwechslung sind maximal die Schlaglöcher und Tankstellen. Sie hatten heftige Regenfälle, Unwetter, Kälteperioden, … vorausgesagt. Also 22 Grad sind in dieser Region schon eine Kälteperiode, die Regenfälle waren überschaubar. Der nationale Feiertag am Freitag macht sich bemerkbar – kein Hotel frei. Die, die noch frei sind möchte man nicht. Finde jeweils in booking und im AirBnB eine Unterkunft, Zimmer mit eigenem Bad. Buche beide. Das über booking.com gebuchte Zimmer stellt sich im Nachhinein als Niete dar: „Sorry, wir hatten einen Fehler im System, alles ausgebucht“. Das Zimmer von AirBnB, in einem riesigen Haus, in guter Lage, ist ein Glücksfall. Die Hausfrau ist lediglich bei meiner Ankunft da, habe das Haus für mich alleine.
Besuche Gerhard und sein Familie, es werden zwei „relaxte“ Tage. Wollte danach über Bolivien zurück nach Argentinien. Gerhard in Santa Cruz, Sohn von Gerhard in Campo Grande, meint nur: Es gibt jetzt zwar Benzin, Diesel noch immer nicht. Wir einigen uns, dass ich bei meiner nächsten Tour wieder nach Santa Cruz komme. Er wird in der Zwischenzeit Ersatzteile für meine Arai Helme organisieren, die gibt es nach meiner Suche im Internet nur in Brasilien. In allen anderen Ländern muss man den Helm zu der kontinentalen Niederlassung von Arai schicken.
Überlege, ob ich über Paraguay oder direkt von Brasilien aus nach Argentinien fahren soll. Ich entscheide mit rechts, links, gerade aus … Es wird Brasilien, über die Grenze nahe Misiones, nach Argentinien. Kurzer Halt in Cascavel. Hatte im Internet ein vielversprechendes Motorradgeschäft gefunden, und das war es auch! Neuer Vorderreifen, Michelin Anakee zu einem sensationellen Preis, Made in Europe. Der Hinterreifen ist abgefahren – wird blitzschnell getauscht, die vorderen Bremsbeläge gehen einfach mit, und guten Kaffee gibt es auch. Über die Grenze bei Andresito.
Wenig los, geht sehr schnell. Die Zollbeamtin auf der argentinischen Seite ist einige Wochen vor der Pensionierung, gut aufgelegt, die acht Monate Temporal Permisio sind da kein Problem. Andresito: Produktion von Yerba Mate, hat vor einigen Jahren den Preis für den „weltbesten Yerba“ gewonnen – da muss ich hin.
Werde freundlich empfangen. Im Verkaufslokal der Fabrik: Ich möchte Yerba kaufen, o.k. wie viel? 1 kg. Hier wird Yerba in Palettengröße verkauft 1m x 1m x 1m!? Ist mir dann doch zu viel. Kaufe einen Mate = den Behälter zum Trinken, und bekomme eine Packung vom guten Yerba mit eingepackt – Herzlichen Dank. Der Weg führt mich wieder über Quimili, wo die österreichischen Auswanderer aus meiner Nachbarschaft wohnen. Halt in der netten Cafeteria, Mittagspause, Siesta. Die machen für mich eine Ausnahme, bekomme vorzügliche Torte, Kaffee. Fahre dabei am Haus der Österreicher vorbei, kann aber nicht erkennen, dass jemand zu Hause ist.
Brasilien, Misiones, Chaco, … nicht DIE Bringer für Motorradabenteuer. Mein nächstes Ziel: Paso San Francisco, Laguna Verde. Der Pass ist nur Dienstag und Donnerstag offen, quartiere mich zwei Tage auf halber Höhe des Passes im Hotel Cortaderas ein. Bin schon oft hier gewesen, nie Zeit für einen Aufenthalt genommen – sehr nette erholsame Tage. Bin ein wenig über die Kopfschmerzen überrascht, vertrage normalerweise die Höhe mittlerweile sehr gut. Aber die Sushi, die ich in Saenz Pena gegessen hatte, zeigen ihre Nachwirkungen, und der Mix macht es dann.
Aus Wien die positive Mitteilung von Bernhard:
Die 1250er ist fertig! Und das mit weniger Aufwand als erwartet.
Er hat nach meinem Dafürhalten eine echte Meisterleistung vollbracht.
Vielen Dank für all die Mühen und das „Think out of the box“.
Argentinische Grenze am Paso San Francisco, wie immer die Frage, „Wenn ich einreise, gibt es dann acht Monate für das Temporal Permisio?“ Gibt es – hier – nicht! „Drei Monate maximal, weil es mit der Migracion, …“ Ich kann die vielen Erklärungen nicht mehr hören, bedanke mich höflich.
An fast allen Grenzübergängen ist in Argentinien acht Monate Standard, ohne zu fragen. Einige wenige kehren den Macho heraus, da hilft auch kein diskutieren.
Die Laguna Verde auf der chilenischen Seite am Pass, jedes Mal ein Erlebnis.
Mate, Zeit nehmen, das Leben spüren – ich weiß, etwas kitschig.
Hotels in Copiapo sind fast alle ausgebucht, finde eines über Empfehlung eines vollen: „Wir haben nur mehr eine Suite, die kostet …“ Verabschiede mich dankend und bekomme das Angebot um den halben Preis, ein guter Tag.
Genieße es „planlos“ zu reisen, über Umwege auf der Küstenstraße nach La Serena. War dort schon einige Male zum Service mit den BMWs, nun mit der Honda, zu BMW?! Die wollen das Service nicht machen, bekomme aber vom Serviceleiter einen Tipp für einen Mechaniker, er kontaktiert ihn gleich und kündigt mich an. Gonzalo hat eine kleine, aber feine Werkstatt:
Service? Ja! Wann? Jetzt! Das geht nicht, aber morgen geht.
Bleibe zwei Nächte in Coquimbo, das mit dem Service passt problemlos. Schlendere durch La Serena, Cafeteria Santander, nettes Gespräch mit dem Verkäufer und einem Kunden. Bin immer wieder auf der Suche nach Montiereisen, also richtige Montiereisen. Werde nach langem Suchen beim letzten Shop fündig, der Verkäufer und ich freuen uns über den Erfolg. Das Thema mit dem Neoprenschutz an der Gabel keimt auf. Gonzalo hat die Teile, die mir Paul, von Honda Wien, vorgeschlagen hatte – werden montiert.
Bekomme auch mit, dass der Paso Agua Negra, obwohl Schotterstraße, im Gegensatz zum San Francisco (durchgehend asphaltiert), jeden Tag geöffnet hat, damit ist auch das nächste Ziel definiert. Die hohen Andenpässe sind wirklich sehenswert, für mich die schönsten auf all meinen Reisen und komme immer wieder gerne hier her. Auf der argentinischen Seite wieder ein sehr positives Erlebnis mit den Beamten, nette Gespräche, flott. Frage an die Dame bei der Aduana:
Temporal Permiso acht Monate!?! Die brauche ich dieses Mal wirklich. Mein Rückflug ist in zwei Wochen, möchte schon in Argentinien bleiben und nicht noch einmal eine Grenze queren.
Sie schaut etwas nachdenklich!? Tippt in den Computer, fragt: „Genügt bis Juli 2025, oder brauchst du mehr?“ Daumen nach oben, das passt!
Kurze Wortwechsel mit anderen Beamten, Reisenden, sehr zufrieden weiter in Richtung San Juan.
Wieder ein gelungener Tag, super Landschaft, Leute, …
Lasse das große Gepäck bei Nito. Der ist mit Freunden auf dem Weg über die Carretera Austral nach Villa O’Higgins. Irgendwo auf dem Weg ist ihm in Chile die Kardanwelle nun schon zum zweiten Mal gebrochen. Wird mit einigem Aufwand in Osorno bei MotoAventura repariert. Ich fahre nach Malargüe, miete für einige Tage ein Apartment. Ausflüge in die Gegend – Vulkane, Thermalbäder. Einige Tage in Mendoza – diese Berichte schreiben, nixtun. Die Müdigkeit von den Anstrengungen der Reise macht sich nun schon sehr stark bemerkbar.
Was sonst noch …
Damit es nicht fad wird, so zwischendurch SMS, Email von VISA: Ich soll dringend rückrufen!
Mache ich über skype, und das geht überraschend gut und schnell. Es gab Abbuchungsversuche von meiner Visa Karte, die wurden aber als „fake“ erkannt und nicht akzeptiert. Jetzt soll meine Karte gesperrt werden. Hatte ich schon mehrmals und mir eine MasterCard als Back-Up zugelegt. Wir einigen uns, dass die Karte vorab nur für online-Aufträge gesperrt wird, vor Ort kann ich bis zu meiner Rückkehr weiter damit bezahlen.
Resümee:
Bin alles in allem überrascht, dass Kraft, Geschicklichkeit, Ausdauer, nach den relativ schweren Unfallverletzungen vom April, noch / wieder vorhanden sind.
Es ist eher die Anzahl der Lebensjahre, die ich immer stärker zur Kenntnis nehmen muss.
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