Wetterkapriolen & Überschläge
14.5.2017 Sigrid und Toni on Tour
Wiedersehen am Flughafen in Lima!!!
Mit Marco und seiner Familie gehen wir Ceviche essen – Beste Adresse in Lima: La Mar. Während wir bestellen kommen neue Gäste ins Lokal, wie es der Zufall so will: Markus, ein guter Bekannter aus der Schweiz ist mit seinen beiden Kindern auf Rundreise durch Peru – man kann es nicht besser vereinbaren, aber manchmal schreibt der Zufall die besten Geschichten – ein besonders netter Nachmittag für Sigrid und mich.
Voll bepackt, Abschied im Casa Linda Richtung Süden. Jetzt verstehe ich auch die vielen „Pollo del Brasa“ in Peru: Entlang der Straße sind hunderte riesige Hühnerfarmen, die Tiere werden in erbärmlichen Zuständen mitten in der Wüste gehalten. Über Nazca nach Ica machen wir Halt in Huacachina – eine Oase knapp außerhalb von Ica. Obwohl sehr touristisch ist die Oase ein idyllischer Ort mit Lagune, riesigen Sanddünen, Palmen, …
Am nächsten Tag weiter Richtung Cusco, auf der Strecke kommt uns ein weißer Landrover Defender entgegen, französisches Kennzeichen – es sind Marie Fracoise und Jean Michel, die beiden, die mir vor zwei Monaten in Bolivien aus der Patsche, besser aus dem Schlamm, geholfen haben. Große Wiedersehensfreude, erzählen, …
Nach einer weiteren Nacht kommen wir über Abancay in die Nähe von Ollantaytambo – der Zugangsort nach Machu Picchu. Vorher weist uns das Navi noch den falschen Weg – über Stock und Stein, querfeldein nach Ollantaytambo, sehr nettes Hotel, die Mädels an der Rezeption sind aus Polen – aber eigentlich in Wien geboren, der Slowakei, Niederlande, … Wir kaufen noch die Tickets für die Bahn nach Agua Calientes. Am nächsten Morgen: „Machu Picchu“ here we come! … mit vielen anderen … Beim Ticketschalter für den Bus nach Machu Picchu treffen wir Jeanette, Tourguide – wir heuern sie an uns durch Machu Picchu zu führen – viele Eindrücke und wir lernen viel über die Geschichte der Inkas, ihr Entstehen, die kurze Periode ihrer Herrschaft (60 – 90 Jahre) und ihr Ende.
Den nächsten Tag verbringen wir im Valla Sagrada del Inca – Marras: Moray, Salinera. Pisac, … bis Cusco. Sigrid „muss“ unbedingt Chui essen = Meerschweinchen im Ofen gebraten. Ich konnte es mir bis dato verkneifen, jetzt essen wir – besser sie – Chui am Plaza del Armas in Cusco, ich probiere ein Stück davon, „reißt“ mir nicht wirklich was raus …
Über eine riesige Hochebene, 4.000 Meter, Richtung Puno. Hundert Kilometer vor Puno rechts ab, über Lampa nach Arequipa. Im Hotel Grace Valley finden wir eine Oase mitten in der Stadt – wir bleiben zwei Tage, genießen das Frühstück im Garten, die Stadt und das Essen (Restaurant Zig Zag als Tipp). Diana, die Besitzerin des Hotels, macht uns den Aufenthalt so schön wie nur möglich, selbst die Strecke für die Ausfahrt aus der Stadt beschreibt sie uns bis ins kleinste Detail – wir kommen einfach und ohne Staus aus der Stadt … und das ist in Peru normalerweise nicht möglich. Durch die Wüste über Tacna an die chilenische Grenze. Es sind Hunderte angestellt, trotzdem geht es recht schnell, nach einer Stunde sind wir durch. Die 25 Kilometer nach Arica zum Hostal Le Petit Clos, dem Bruder von Frederic. Leider ist Jean Charles nicht in Chile, sondern für zwei Jahre zurück in Belgien. Die BMW wird beim Nachbar auf die Terrasse geparkt – Videoüberwachung, Beleuchtung, … Gute Nacht.
Durch die Atacama nach San Pedro haben wir noch bei Pica einen Halt geplant. Auf der Strecke treffen wir noch zwei Brasilianer, Vater mit Sohn, auf ihrer Reise durch Peru und Chile. Der Vater spricht sehr gut deutsch – deutsche Vorfahren, welche nach dem Krieg nach Südamerika ausgewandert sind … In Huaico nächtigen wir im Parque La Huayco, einem Ferienhausresort, wunderschön, ruhig, wahrscheinlich auch, weil wir die einzigen Gäste in dem riesigen Areal sind. Durch die Wüste, hunderte Kilometer Asphalt, schnurgerade in den Sand gekleistert – nächster Halt: San Pedro de Atacama. Aber schon auf dem Weg nach Calama:
Wetterkapriolen in der Atacama Wüste!
Schwere Regenfälle und heftiger Schneefall bis auf 3.500 Meter in der trockensten Wüste der Welt! In einigen Gegenden der Atacama soll es schon über 20 Jahre nicht geregnet haben. Die Pässe über die Anden sind bis Santiago über eine Woche gesperrt. Wir planen Alternativen um jedenfalls zeitgerecht in Bolivien zu sein. Im Norden von Chile ist der Übergang bei Ollagüe offen … wir reden mit anderen Wartenden, mit den Gendarmen, informieren uns über das Internet. Spätestens am Montag müssen wir los.
Ausflüge ins Valle de Luna und in die Termas Puritama. Baden im klaren Quellwasser auf 3.500 Meter, die Außentemperatur erreicht gerade 12 Grad, das Wasser hat angenehme 36 Grad – Badewannentemperatur. Das Wetter wird zunehmend besser, die Berge bleiben in Schnee gehüllt. Am Sonntag Mittag die Meldung: Paso de Jama => abierto für leichte Fahrzeuge!!! Ein erster Konvoi ist über den Paso de Jama gefahren – wir sind zuversichtlich am Montag planmäßig über den Jama nach Argentinien und dann weiter nach Bolivien, Tarija zu kommen.
Montag, 10:00 Uhr Richtung Anden, bereits einen Kilometer nach der Ortsausfahrt ist die Straße gesperrt, etliche Autos, Busse, LKWs warten bereits. Wir bleiben bis 13:00 Uhr, dann: Umzuplanen und über den Norden, Ollagüe nach Tarija – eine Stunde nach Calama, nettes Hotel am Stadtrand.
Um 8:00 starten wir in Richtung Ollagüe, die Strasse soll bis 30 Kilometer außerhalb von Calama asphaltiert, danach 200 Kilometer eine Schotterstraße sein – ist nicht, bis Ollagüe feiner Asphalt und wir kommen gut voran!!!
An der Grenze ist relativ viel los, viele der Excursionbüros weichen jetzt über Ollagüe aus um die Fahrten nach Uyuni durchführen zu können. Ein erster herber Rückschlag: Ich bekomme für die BMW nur 90 Tage temporäre Aufenthaltsgenehmigung, selbst gutes Zureden, Überzeugungsarbeit, … helfen nicht. Auf bolivianischer Seite ist die Ruta 701 bis Uyuni Schotterstrasse. Wir kommen trotzdem gut voran, immer wieder wird an der Strasse gearbeitet. Nach Alota ein neues Straßenstück, plötzlich wird aus der griffigen Schotterstraße ein nasser Wüstensandbelag, das Hinterrad beginnt zu rutschen und pendelt gefährlich, ich kann einen Sturz gerade noch verhindern und die BMW stabilisieren. Bremsen ist nicht, es bleibt zu glatt. Einige Meter weiter neuerlich Auspendeln des Hinterrades, wird immer stärker, bis wir stürzen. Sigrid und ich kommen ganz leicht vom Bike – besser gesagt: Wir werden richtiggehend abgeworfen – und rutschen auf der Straße dahin, die BMW ungleich schneller vor uns, hebt ab und überschlägt sich mit einem bilderbuchartigen Highsider über das Topcase, den Lenker und das Windschild, ehe es im Straßenrand liegen bleibt. Ich stehe auf, sehe auch Sigrid direkt hinter mir wie sie auf die Beine kommt. Frage: Alles ok, Schmerzen, Blessuren, etwas gebrochen? Sie meint es sei alles ok und sie hätte nichts abbekommen – feste Umarmung! Ich bin heilfroh, dass uns nichts passiert ist, wir sind mit 80 kmh gestürzt und lehrbuchartig vom Motorrad „abgestiegen“.
Sigrid hebt die ersten „Kleinteile“ von der Straße auf – Spiegel, Scherben, … Ich gehe zur BMW in der Senke, die Straße ist rutschig wie blankes Eis. Ein bolivianischer LKW hält an, der Fahrer steigt aus, fragt ob es uns gut geht und hilft die BMW aufzustellen – die schaut ziemlich mitgenommen aus. Mehr aus Neugierde drücke ich den Starter und: Der Boxer springt ohne Probleme an! Der Lenker ist stark verbogen, das Bike lässt sich nur geradeaus und nach rechts lenken. Ich fahre aus der Senke auf die andere Straßenseite vor den LKW – fürchte, dass nachfahrende Fahrzeuge auf der rutschigen Fahrbahn auf uns krachen könnten. Gedacht und schon kommt ein weiteres Bike und der Fahrer über die Straße gerutscht auf uns zu – wo eben noch meine BMW lag, liegt jetzt die Honda eines Amerikaners. Der steht lachend auf und kommt rüber zu uns. Händeschütteln, alles ok. Wir heben die Honda auf, sie ist lediglich auf der linken Seite dahingerutscht und hat nicht abgehoben. Auch er kann auf der rutschigen Fahrbahn mit seinen Schuhen kaum Halt finden. Sigrid ist noch auf der Suche nach dem iPhone, welches als Navi am Lenker montiert ist, selbst nach langem Suchen können wir es nicht finden. Letztendlich „steht“ es im Kühler der BMW!!! Ich verdrehe den Lenker um 90 Grad nach oben, dadurch lässt er sich bis zu einem gewissen Grad frei bewegen. Die losen Armaturen kleben wir mit einem Klebeband von unserem amerikanischen Leidensgenossen. Die Befestigung des Windschildes etwas zurecht gebogen und wir können weiter – schaut nur etwas komisch aus: Rechts der Lenker wie auf einem Chopper, links ein „Krickerl“ wie auf einer Straßenmaschine. Die Straße bleibt die nächsten 500 Meter rutschig wie Glatteis, ich muss mit den Beinen ständig die BMW in aufrechter Stellung halten, selbst das ist nicht so einfach, weil auch die Motorradstiefel keinen Halt finden. Nach 500 Meter ist der Spuk vorbei, trockene Fahrbahn, Schotter, Sand – alles im Griff. Die hundert Kilometer bis Uyuni schaffen wir ohne weitere Zwischenfälle. Sehr nettes Hotel – Jardines de Uyuni – mit Heizung, Warmwasser, gutem Essen. Auf dem Parkplatz biege ich mit einem Stein den Lenker etwas nach oben und habe dadurch wieder vollen Lenkeinschlag. Die Funktionen am linken Griff funktionieren nicht, der Schalter ist beschädigt, Blinker Hupe, …
Am nächsten Tag fahren wir bis Tarija zu Frederic ins Hotel La Pasarela. Zwei Tage reparieren so gut es geht, danach sieht die BMW eigentlich wieder sehr gut aus, wenn das Windschild nicht so stark zerkratzt wäre könnte man äußerlich nichts mehr erkennen. Bürokratische Versuche bei der Migracion, der Aduana, … eine Aufenthaltsgenehmigung für 180 Tage zu erhalten scheitern kläglich – diese gibt es nur bei einer Einreise aus Argentinien!?
Am frühen Morgen des 3.6.2017 fährt uns Frederic im Pyjama zum Flughafen => das georderte Taxi taucht trotz Anrufe am Vorabend und um 4 Uhr morgens nicht wie bestellt um 5 Uhr beim Hotel auf. Martin erwartet uns schon am Flughafen. Überschwängliche Verabschiedung und auf zum Flieger.
Die Strasse über den Paso de Jama wird am 3.6. Mittags geöffnet!
Wieder ist eine Tour zu Ende. Rückflug bei Sonnenaufgang über Tarija und weiter über den Amazonas nach Panama, Frankfurt, Wien – alles Bestens!
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