Vanessa und Stefan, von Chocolate Sabor des Alpes, haben mein Liveinterview im Radio mitverfolgt und wollten mich unbedingt treffen. Stefan ist Liechtensteiner, Konditor, mit Vanessa haben sie vor einigen Jahren mit der Erzeugung von Schokoladespezialitäten begonnen, das Leben in Treze Tilias gefällt ihnen, einfach, zufrieden. Ich denke sie führen ein weit abenteuerliches Leben als ich …
Nächstes Ziel: Rio do Rastro, eine sehr sehenswerte Strasse in der Gegend von Florianopolis. Ich bin damit schon sehr nahe am Meer, jetzt geht´s wieder zurück Richtung Westen nach Argentinien – 2.500 Kilometer durch die Pampas. Nito war mit seiner Frau in Machu Picchu, da konnten wir uns über viele Gemeinsamkeiten und Erfahrungen gut austauschen. Vor einigen Wochen hat er sich mit dem Vorschlag einer gemeinsamen Tour in den Süden Argentiniens, Bariloche, Villa Angostura, die sieben Lagos gemeldet. Nun gibt es schon einen detaillierten Plan, die Hotels sind gebucht. Am 3. November geht es los. Wir treffen uns in San Juan.
Halt in Lajeado, Zallon Hotel, neu, sehr nett. Eduardo Kliemann meldet sich über WhatsApp, ich habe ihn und seinen Vater im letzten Jahr in Cafayate getroffen, wir sind regelmäßig in Kontakt. Als er erfährt, dass ich in Lajeado bin ist er aus dem Häuschen, „das sind doch nur 100 Kilometer von Porto Alegre“, wo er wohnt! Ich plane um – auf nach Porto Alegre. Meine Heidenau sind durch, gegenüber vom Hotel sehe ich ein Hondageschäft, in der Auslage Reifen. Am nächsten Morgen bin ich da, Metzeler Tourance, Made in Germany, passende Dimensionen, Preis ok. Werden gleich montiert, und das sehr ordentlich. Der Servicemann stellt gleich einmal fest, dass an meiner vorderen Radbefestigung eine Schraube fehlt! Weiters: Das Rad ist mehr ein Viereck als rund, die Felge stark verformt, etliche Speichen sind lose! Trotzdem hält der Schlauchlosreifen dicht. In Porto Alegre treffe ich Eduardo, wir machen eine Stadtbesichtung, Abendessen in einem netten Lokal, viele Neuigkeiten – ein sehr gelungener Tag. Die 600 Kilometer nach Uruguaiana mache ich an einem Tag, die Stadt liegt direkt an der Grenze zu Argentinien. Geldwechsel der brasilianischen Real in argentinische Pesos, der Kurs ist leider denkbar schlecht. Nettes Abendessen im Restaurant La Parca, der Kellner bemüht sich mit mir englisch zu sprechen, er möchte üben um sich zu verbessern. Eine Frau mit Mann und Kind bemerkt die Situation und kommt herüber – Wo ich her komme? Was ich da mache? Sie hat ein Jahr in Australien studiert und spricht perfekt englisch. Sie ist aber sehr überrascht, dass der Kellner mit mir englisch redet, „das ist in Brasilien kaum der Fall“. Ich esse eine Schlachtplatte vom Rind, auf der Karte für zwei Personen, für mich gibt es die „Einmannversion“ – die Menge reicht für mich für eine Woche, schicke fast alles zurück, obwohl es besonders gut ist. Die brasilianische Grenze passiere ich schnell und problemlos, der Polizist von der Migracion erledigt auch die Dokumente für das Motorrad, hatte schon schwere Befürchtungen:
Ich habe noch nie so viele Radargeräte gesehen wie hier in Brasilien und bin sicher hunderte Male fotografiert worden …
Gerhard hat mich schon davor gewarnt, und dass die Strafen sehr hoch sind. Er hat sogar schon einmal ein Auto verkauft, weil er dachte, dass die Strafen bereits eine unermessliche Höhe ausmachen. Auf Nachfrage bei einem bekannten Polizisten hat ihm dieser versichert, dass ausländische Fahrzeuglenker nicht gestraft werden, außer sie kommen direkt mit der Polizei in Kontakt, dann wird das Kennzeichen im System eingegeben und das Strafregister liegt vor: Fahrzeug konfisziert bis die Strafe bezahlt ist! Auch die brasilianischen Bikerfreunde hatten derartiges zu erzählen!? All das wird an der Grenze nicht kontrolliert, ich kann ungehindert weiter. Über die Brücke nach Argentinien. Auch hier geht alles ganz flott: Aduana 15 Minuten, Migracion fünf Minuten und durch, nachdenklich stimmt mich, dass ich auch trotz Nachfrage nur drei Monate für die temporäre Einfuhr meines Motorrades bekomme – ich brauche jedenfalls mindestens sechs Monate. Vor mir liegt eine Strecke von 1.300 Kilometern nach Salta durch eine riesige Ebene, wie schon gehabt: Soja, Mais, Rinder, Farmhaus, noch größer als bisher. Riesige Silos entlang der Strecke. Und eine einzige Gerade. Einige wenige Ortschaften, freue mich auf den Kreisverkehr bei den Einfahrten, endlich eine Kurve. Ich nehme mir zwei Tage Zeit dafür.
Die BMW hat nach wie vor das Problem mit dem Vollgas – in Salta gibt es eine BMW Werkstätte. Ich hatte schon vor einiger Zeit Martina kontaktiert, sie lebt mit ihrem Mann Johan in Seclantas, nahe Salta, wollte sie auf der Durchfahrt besuchen, mit einiger Verzögerung kommt Antwort: Sie sind da! Passt perfekt. Werde sie auf ihrem Campingplatz besuchen: Asado! Martina gibt mir die Adresse eines guten Fleischhauers in Salta. Roberto bei BMW Berlin Motors bemüht sich sehr mein Problem zu lösen, er kommt aber leider auf viele andere: Das vordere Radlager ist schadhaft, die Bremsbeläge sind durch, … Vieles relativiert sich aber sehr schnell: Er hat ohnehn keine Ersatzteile lagernd. Das Hotel in Salta ist ein Appartement mit Frühstück und Zimmerservice: Große Zimmer, Küche, ruhig – ich bleibe einige Tage, auch um BMW Zeit zu geben das Problem zu finden. Letztendlich geben sie w.o. – sie können keinen Fehler finden, auch gut, zumindest sollte ich kein größeres Problem bei der Weiterfahrt haben. Ich bezahle bar, das ist zehn Prozent günstiger. Dazu plündere ich den Bankomaten gegenüber, und das ist wirklich eine Plünderung: Die größten Geldscheine sind 100 argentinische Pesos, die Rechnung macht über 10.000 Pesos. Mit einem dicken Packen Geldscheine in die Buchhaltung zu BMW, die Dame hat Erfahrung und eine Banknotenzählmaschine – die braucht dann zwei Durchläufe. Beim Fleischhauer kaufe ich Fleisch und Würste für das Asado bei Martina, über die Cuesta del Obispo und die Quebrada de la Cardones nach Seclantas. Mit den GPS Daten finde ich den Campingplatz außerhalb des Ortes, große Wiedersehensfreude! Martina und Johan haben das Grundstück schon sehr schön bearbeitet, die Hälfte ist bereits kultiviert, Weinreben, Sträucher, Rosen, … Ein rundes Haus aus Lehmziegeln ist im Entstehen und soll in den nächsten Wochen bezugsfertig sein – bis jetzt wohnen sie noch im Auto von Martina. Sie ist mit einem Motorrad und dem Auto 15 Jahre um die Welt gefahren, Mittelamerika, Russland, Mongolei, China, Vietnam, … über die Türkei haben sie schließlich das Auto nach Südamerika verschifft. Auf ihrer Reise hat sie Johan kennengelernt, nach einigen Jahren auf Reisen haben sie in Seclantas das Grundstück gekauft. Ein Freund von Johan aus Südafrika kommt dazu, er sucht einen Ort für seine neue Bleibe – Salta gefällt ihm sehr gut, aber auch Kanada ist in seinem Ranking ganz oben. Er war mit Johan viele Jahre in Bahrain, hat seinen Job gekündigt und ist seither auf der Suche nach einem schönen, ruhigen Wohnsitz. Stilgerecht: Asado!
Die Straße von Seclantas nach Cafayate bin ich bereits im letzten Jahr gefahren – ist ein Highlight in Argentinien! Nächtigung in Cafayate, ein sehr bekannter Weinort. Mit Nito hatte ich vereinbart, dass ich die kürzeste und schnellste Strecke nach San Juan nehme – Direkt über die Ruta 40, ein Asado ist für meine Ankunft bereits vorbereitet! Die Ruta 40 ist die bekannteste Straße in Argentinien und durchzieht das Land vom höchsten Punkt im Norden bis in den Süden, sie ist an die sechs tausend Kilometer lang, teilweise autobahnähnlich, teilweise Schotterstraße für höchste Ansprüche. Die 900 Kilometer ist ein äußerst gefälliger Abschnitt mit sehr schönen Landschaften. Ich nächtige in einer sehr schönen Cabana in Chilecito, einem Fixpunkt der Rallye Dakar. Über die Cuesta de Miranda, hatte ich schon vor zwei Jahren befahren, damals war es noch eine Schotterstraße mit etlichen Baustellen, jetzt eine großzügig ausgebaute Asphaltstraße – Motorradfeeling! Das ist nach 2.500 Kilometer über flaches Land ein ganz besonderes Gefühl und: Die BMW läuft wieder auf vollen Touren! 210 kmh mit Gepäck und Reifen – an den Sturzrahmen gehängt! Denke es war letztendlich die Software, mit dem update läuft sie wieder. Tanken in San Jose de Jachal, am Nachmittag komme ich bei Nitos Haus in San Juan an. Herzliche Begrüßung und Willkommen, ich beziehe das Zimmer der beiden Söhne, diese sind Profi-Volleyballer und derzeit in Polen. Ganz besonders freue ich mich über die Begrüßung der Motorradfreunde – Asado bei Miguel! Der hatte am Vortag Geburtstag, mit Asado, meine Ankunft ist für sie wieder einen guter Grund für … Asado … Mit dabei seine kleine Tochter Josefina – die hat heute ihren ersten Geburtstag! So treffe ich die Motorradrunde, die ich vor einem Jahr in Ischigualasto kennengelernt hatte, wieder, noch dazu: Das Asado ist vom Feinsten!
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