Argentinien – Asado obligatorisch

20.2.2020

San Juan

Wir erreichen San Juan etwas früher als geplant, Mabel und Nito haben eines ihrer Apartments für unsere Unterkunft vorbereitet. Rodrigo, der ältere Sohn, empfängt uns in der Anlage – Schlüssel, kurze Erläuterung und wir ziehen ein. Für den Abend ist bereits das obligatorische „Begrüßungs-Asado“ organisiert. Begleite Nito in die Fleischhauereien, das Fleisch ist DAS entscheidende Kriterium für ein richtiges Asado. Wir bekommen auch noch Moyejas, Rinderbäckchen – eine besondere Spezialität. Der Abend wird zu einem unvergesslichen Erlebnis, ein volles Haus – die gesamte Familie ist gekommen, sie freuen sich mich wieder zu sehen, werde umarmt, gedrückt, … Die Herzlichkeit und offene Freude sind überwältigende Eindrücke, die mir immer in Erinnerung bleiben werden.

Ein Ruhetag bevor es weiter geht zu den hohen Andenpässen Agua Negra, Pircas, Negras, … vorher aber, nächstes Asado bei Freunden. Horacio beherrscht die Parilla perfekt. Als wir in sein Haus fahren merke ich an: Da wohnt doch auch Leonardo! Der wird gleich kontaktiert, so treffe ich ihn nach unserer Reise in den Süden nach zwei Jahren wieder, große Wiedersehensfreude! Am Nachmittag machen wir uns gemeinsam mit einigen Freunden auf den Weg in Richtung Andenpässe, natürlich Zwischenstopp in Barreal, das Feriendomizil. Eine reine Männerrunde – „Pollo al Disco“ als Hauptattraktion. Von Miguel hatten wir uns schon schweren Herzens verabschiedet, er möchte mit seiner Familie die Karnevalsfeiertage für einen Kurzurlaub nützen – Pazifikküste in La Serena, oder doch Cordoba?!? Es wird schon finster, das Pollo al Disco ist am Kochen, Motorradgeräusch, Miguel hat es sich anders überlegt und stößt zu uns dazu! Das Pollo al Disco ist vorzüglich, es wird im Unterschied zu vielen anderen ein sehr ruhiger und nachdenklicher Abend, wir gehen zeitig in die Betten. Toni hatte einen anderen Plan und fährt in ein Thermalhotel auf dem Weg zum Paso Agua Negra.
Zeitig raus und Abfahrt Richtung Las Flores, Abschied von Horacio, German und Alejandro – Miguel hat beschlossen mit uns mitzufahren. Wir treffen Toni auf der Tankstelle in Las Flores, schnelles Frühstück, die Grenzstation ist nur einige Kilometer weiter. Bis zum Pass sind es 100 Kilometer, und das in einer beeindruckenden Landschaft. Die 4.800 Höhenmeter merkt man beim Fotografieren, bei jedem Meter gehen bleibt einem die Luft weg.

Die Abfahrt auf chilenischer Seite hat zwei Varianten: Die herkömmliche und eine verkürzte –> wir wählen natürlich die verkürzte (;-)) -Die andere kenne ich bereits vom letzten Mal. Steile Abfahrt, tiefes Terrain, anspruchsvoll, eine tolle Herausforderung! Ganz mein Geschmack! Die Landschaft auf chilenischer Seite setzt dem Ganzen noch einen drauf, bunte Berge „ein Malkasten, der von den Bergen herunter rinnt“, weiter unten Lagunen. Mein Gehirn ist mit den Eindrücken überlastet.

Einige Kilometer nach der chilenischen Grenzstation beginnt wieder die Asphaltstraße, der Weg nach La Serena ist von starkem Urlauberverkehr geprägt und zieht sich dahin. Alle Zimmer und Quartiere in La Serena sind ausgebucht – in der Karnevalszeit haben alle Firmen in Südamerika für eine Woche geschlossen. Wir finden in einem Apartment eines Freundes von Alejo, den er per Zufall auf der Straße trifft, Unterkunft in seinem Apartment direkt am Lido. Die Dichtung am vorderen Federbein sind undicht. Bereits in Mendoza hatte mich Genco, der örtliche BMW Dealer darauf hingewiesen. Hatte ihn ersucht die Dichtungen zu tauschen, aber er meinte nur lapidar, dass er die Ersatzteile nicht habe. Ich hatte welche mit, daraufhin: Er hat kein Öl für das Federbein!?!? Bernhard von BMW Wien meinte dazu nur, dass es nicht notwendig sei das Öl zu tauschen, sah ich genauso, beschloss aber es lieber sein zu lassen. In La Serena kannte ich den örtlichen BMW Dealer, wurde vor Jahren schon gut beraten. So auch dieses Mal, ich wurde freundlich empfangen, das Ersatzteil hatten sie nicht, das Öl auch nicht. Der Mechaniker sagt dass sei nicht nötig, weil es nicht herausrinnen würde. So verbauten sie meine Dichtringe während ich mit Kaffee versorgt wurde. Nach einer Stunde war die Reparatur erledigt, als es zum Bezahlen kam staunte ich nicht schlecht: Kostet nichts! Das ist BMW Service! Ich möchte mich auch auf diesem Weg herzlich für dieses unglaubliche Entgegenkommen bedanken!!!

Am nächsten Tag nach Copiapo. Liegt am Fuße zum Paso San Francisco und Paso Pircas Negras. Toni hat beschlossen nicht mit uns über den Pass nach Argentinien zu fahren sondern weiter Richtung Norden nach Antofagasta und dann nach San Pedro de Atacama. Nito, Alejo, Miguel und ich nehmen den Paso Pircas Negras in Angriff. Der Pass war nach Agua Negra der zweite in meinem Plan als ich vor fünf Jahren nach Südamerika kam. Gleich drei Wochen nach dem Beginn der Tour musste ich in Villa Union umkehren, die Passstraße war durch Unwetter auf chilenischer Seite vollkommen zerstört. Die Auswirkungen der Vermurungen waren noch Jahre später bei den verschiedenen Andenüberquerungen sehen. Den Pircas Negras konnte ich trotz zahlreicher Versuche von beiden Seiten bisher nie fahren, er ist einer der im Jahr am kürzesten offenen Pässe der Anden.

Bereits die Zufahrt ist vielversprechend, alles ab 3.500 Meter unbeschreiblich! Für mich der beeindruckendste aller hohen Andenpässe. Die Grenzabfertigung ist ein wenig theatralisch, aber letztendlich alles nur eine Frage von Zeit. An einer Lagune die Wrackteile eines abgestürzten Flugzeuges als touristische Attraktion, Flamingos, Vicunas, …

Wir kommen nach zehn Stunden in Villa Union an. Nettes Hotel trotz der vielen Urlauber in dem Ort. Zeit Abschied zu nehmen, meine argentinischen Freunde treten den Nachhauseweg an, ich fahre weiter Richtung Norden – Cafayate als Tagesziel, bleibe zwei Nächte. Kontaktiere Martina und Johan in Seclantas – sie sind beide auf ihrem Campingplatz. Über die Quebrada de las Flechas, Los Molinos nach Seclantas, natürlich mit Fleisch und Morzillas für Asado im Gepäck. Den beiden geht es recht gut auf ihrem Grundstück, vieles hat sich verändert: Die Küche ist fertiggestellt, das Haus wohnlich eingerichtet, die Weinstöcke gedeihen.

Johan hat sich einen Rasentraktor zugelegt, das gesamte Areal ist sehr gepflegt – Asado! Ich habe ein Hotel in Cachi gebucht und verabschiede mich vor Sonnenuntergang von den Beiden. Toni hat sich aus San Pedro de Atacama gemeldet. Wir vereinbaren, dass wir uns am nächsten Tag in Tilcara treffen. Mein Plan ist über den Abra del Acay (Pass an der RN 40 mit 4.950 Meter über dem Meer) nach Tilcara zu fahren. Der junge Mann im Hotel meint es hätte viele schwere Regenfälle in den letzten Wochen gegeben und ich solle bei der Gendarmerie nachfragen, ob der Pass geöffnet ist. Mache ich auch mit dem Ergebnis: Gesperrt! Damit wird es nicht mit meiner vierten Überquerung des Abra del Acay. Alternativ über die Cuesta del Obispo nach Salta und über Jujuy nach Tilcara. Recta Tin Tin, leider hängen die Wolken tief in der Cuesta del Obispo. Erreiche am Abend Tilcara, Zusammentreffen mit Toni. Mein Hinterreifen ist wieder einmal durch, in der Gomeria schafft die Maschine es nicht meinen neuen Reifen aufzuziehen, Handarbeit ist gefragt.
Nächstes Ziel: Bolivien – zu den Freunden nach Tarija!

4 Kommentare zu “Argentinien – Asado obligatorisch

  1. Brigitte

    Lieber Anton, herzlichen Dank für den wunderbaren Bericht. So kann man ich von fernen Ländern und Reisen träumen. Wir hier im Tessin dürfen das Haus nicht verlassen und nicht mal mehr einkaufen (weil über 65).
    Weiterhin viele schöne Abenteuer und gute Fahrt!
    Herzliche Grüsse
    Brigitte

  2. Franz Samide

    Servus Toni, danke wieder f d herrlichen Fotos u Deinen Bericht. Ich hoffe dass Du wg dem blöden Virus nicht auch festgesetzt wirst. Wir hatten nach Südamerika umdisponiert Container f unseren Bus und Flug nach Cartagena waren bereits bezahlt, Mitte April Bus nach Antwepen, wir 1.5. nach Kolumbien. Alles verschoben vielleicht klappts 2, 3 Monate später, wenn auch Thomas Maldet zustimmt… Ist zwar nur ein Luxusproblem, wär aber schade wenns heuer nicht geht. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
    Wir wünschen Dir weiter alles Gute, eine schöne Zeit und sind gespannt auf neue Berichte!

    Franz u. Daniela S.

  3. Hallo Jungs !
    Danke für den tollen Bericht und die beeindruckenden Bilder. Ich hoffe ihr bekommt in Lima keinen
    Lagerkoller und findet bald eine Möglichkeit heim zu kehren.
    Liebe Grüße
    Stefan und Michi

    • Anton Marschall

      Liebe Michaela, hola Stefan,
      Vielen Dank für das Feedback! Habe jetzt etwas mehr Zeit für die Website als mir lieb ist (;-).
      Wir arbeiten daran zurück zu kommen. Euch alles Gute und gesund bleiben!!!
      Liebe Grüße
      Toni

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