Iran – durch`s wilde Belutschistan

In der Nacht hat es noch einmal richtig geschüttet! Im Camp steht das Wasser knöcheltief. Frühstück ist wieder vom Feinsten. Heute durch die Darsht-de Lut, eine Salzwüste. Wikipedia weiß zu berichten, dass hier von der NASA die höchsten Temperaturen auf der Erde gemessen wurden +70,7 Grad, sicher mit Vorsicht zu genießen, aber: Ich komme in dieser Landschaft zu skurrilen Bildern – überall steht das Wasser, normalerweise trockene Flussläufe sind reißende Ströme. Die Straße ist sehr gut ausgebaut, komme schnell voran. Einige Militärkontrollen – es ist eine Drogenroute und die Fahrzeuge werden speziell auf Drogen untersucht. Ein Polizist winkt mich durch, sein Chef weist ihn zurecht => Kontrolle: Reisepass, Visa, Gepäck, Woher, Wohin. Mit dem Reisepass in die etwas abseits gelegene Kaserne, warten. Bei den durchfahrenden LKWs werden die Hohlräume, Reifen, mit einem großem Schraubenzieher abgeklopft – ob das hilft?! Nach einer halben Stunden ist´s für mich erledigt. Kurz vor Nehbandan tauche ich in eine außerirdische Landschaft ein – Martian landscape. Ein bunte Berglandschaft wie aus dem Nichts – Fotos.

Es dauert keine fünf Minuten, ein Geländewagen hält, schwerbewaffnete Männer steigen aus – Kontrolle. Reisepass, Visum, Gepäck, Woher, wohin. Einer der Männer steckt meinen Reisepass in die Hosentasche?! Fragt weiter, … urplötzlich ein Gewitter, jetzt haben es meine „Kontrollore“ eilig in den Wagen zu kommen, bekomme den Reisepass zurück, fertig. Ich stehe im Regen. Kurzer Stopp in Nehbandan – Eis, Wasser, Schokolade. Jetzt fällt mir der starke Unterschied zu den anderen Orten auf, Kleidung, Baustil, … iranisches Belutschistan, eine autonome und sehr unruhige Region im Iran. Ich fahre entlang der afghanischen Grenze Richtung Norden, alle zehn Kilometer eine Militär- oder Polizeikontrolle, viele davon lerne ich persönlich kennen! Es regnet immer wieder, meine Handschuhe sind durchnässt, jedes mal aus den Handschuhen, wieder rein, das Innenfutter klebt an der Haut, ist jedesmal eine Tortur. Helm, Windhaube rauf, runter. Koffer auf, … Es ist auch empfindlich kalt. Bleibe trotzdem lange Zeit sehr freundlich, bis es reicht: „Jetzt werde ich alle paar Kilometer kontrolliert, wozu soll das gut sein?“ Der Polizist meint, „das sei zu meiner Sicherheit!?“. Meinen skeptischen Blick und Gestik deutet er schon richtig, ich meine nur: „Wenn ICH kontrolliert werde soll ich mich sicherer fühlen?!“ – jetzt muss er noch genauer checken – dauert noch länger. Reisepass in die Militärstation, warten, … seien Kollegen beruhigen das etwas schlechte Gewissen dadurch, dass sie mir Tee anbieten und relativ freundlich sind. Nach einer halben Stunde geht es auch hier weiter. Der nächste Check Point lässt nicht lange auf sich warten: Drogenhunde. Ich lerne, dass Belutschistan eine kritische Region des Iran ist, die Nähe zu Afghanistan, Drogenroute, und eine unheimlich starke Militärpräsenz im Land herrscht. In Birdschand finde ich etwas außerhalb der Stadt mit dem „Mountain Hotel“ eine sehr schöne Unterkunft. Der Hinterreifen steht zum Tausch, treffe einen sehr netten Iraner, der zeigt mir eine gute Reifenwerkstätte in der Stadt, geht ziemlich einfach. Meine SIM Karte funktioniert nicht mehr, auch hier ist er mir behilflich. Im Mobiltelefonshop meinen sie, dass nach zwei Wochen eine Registrierung notwendig sei, die habe ich natürlich nicht gemacht – neue SIM Karte um 3.- €. Das mit der Einrichtung dauert etwas länger, aber am Ende bin ich wieder Online. Abendessen im Hotel, außer mir ist nur noch ein Tisch besetzt, werde angesprochen – es sind drei Männer aus Afghanistan, die im Iran „Business“ machen. Gutes Essen, gute Nacht.
Eigentlich wollte ich über Tabas in die Kavir Wüste, durch Ratschläge in Birdschand und Recherchen im Internet beschließe ich weiter Richtung Norden zu fahren – Länderdreieck Iran, Afghanistan, Turkmenistan – nach Maschhad, DEM heiligen Zentrum des Iran. Seitdem ich Belutschistan verlassen habe sind auch die Polizeikontrollen mehr oder weniger vorbei. In Maschhad beziehe ich das „beste Hotel des Iran“ – ein Fünfsterne Haus. Sehr feine Leute, livriertes Personal, stilvolles Innenleben – nicht ganz passend zu meinem Outfit, ich werde aber sehr zuvorkommend behandelt. Zuerst das Zimmer 1001 !!! muss ich nach zehn Minuten wieder räumen: „Irgendetwas muss noch repariert werden?!“ Ich erhalte ein Upgrade und eine Suite – na wer sagt`s denn! Der Preis ist für iranische Verhältnisse sehr hoch – in Europa ist eine Pension teurer.

Bleibe zwei Tage, Besichtigung des Schreins Iman Rezas, dem Allerheiligsten im Iran. Maschhad ist von einem kleinen Dorf zu einer Millionenstadt gewachsen, der Schrein ist aber zu Fuß in fünfzehn Minuten vom Hotel zu erreichen. Tore führen in das abgeschlossene riesige Areal, erwische aber den Ausgang und werde zum Eingang verwiesen – Sicherheitscheck und durch. Möchte ein erstes Foto mit meiner Kamera machen und werde umgehend am Arm festgehalten und zum Mitkommen aufgefordert?! Ein junger Mann zerrt mich Richtung Ausgang, Fragen auf Farsi, versteh kein Wort, er mich nicht. Werde angehalten zu warten. Nach zehn Minuten kommt ein Mann zu uns, es stellt sich heraus, dass er ein Guide ist. Alle ausländischen Besucher dürfen das Areal um den Schrein nur mit einem Guide besuchen und: Fotoapparate sind verboten. Der muss an einer Aufbewahrungsstelle abgegeben werden. Werde noch peinlich befragt, wo ich hier durchgekommen bin – kann mich aber ganz sicher nicht daran erinnern. Durch den Ausgang zur Aufbewahrungsstelle, ich muss meinen Fotoapparat abgeben. Biete auch mein iPhone an, das darf ich mitnehmen?! Ich lerne: Fotografieren mit einem Fotoapparat: Ganz schlecht und verboten. Fotografieren mit dem Mobiltelefon: Erlaubt! Versuche mit Mohamed, mein persönlicher Guide, das abzuklären, wir schaffen es aber nicht. Das Gelände um den Schrein ist riesig, überdimensionale Säle in den verschiedenen Moscheen, auf mehreren Niveaus – unterirdisch, ebenerdig. Ein Videovortrag klärt die ausländischen Besucher über die Religion auf. Ich sitze mit zwei jungen Schweizerinnen in dem Saal, ein Iman steht uns für Fragen zur Verfügung – Eine der Schweizerinnen fragt, ob „die Moschee erdbebensicher gebaut ist“ – das weiß er dann doch nicht. Mohamed animiert mich doch zu fotografieren, mit dem Mobiltelefon sei es ja erlaubt!!! Am meisten beeindrucken mich die vielen Menschen und die riesigen Räume, zu den Feiertagen müssen hier zig Tausende sein. Spaziergang durch die Stadt, Abendessen.
Ich überlege von Maschhad an`s Kaspische Meer zu fahren, der Wetterbericht sagt seit Wochen Regenfälle an, ich beschließe südlich der Berge zu bleiben, fahre nach Schahrud. An einer Tankstelle kommt ein Iman auf mich zu, Foto mit Fahne von Iman Reza, er schenkt mir die Fahne. Die Tankwarte deuten mir an schnell weiter zu fahren, weil der Iman mich „ersuchen“ = auffordern wird mit mir mitzufahren!? Er geht noch zu einem LKW und ich rausche ab.

Bei der Stadteinfahrt wieder eine „Allee“ von iranischen Fahnen. Möchte ich fotografieren, es dauert keine fünf Minuten und ein Wagen hält, zwei Bewaffnete steigen aus, Pistole locker in Halfter – Kontrolle: Reisepass, Visa, Woher, Wohin, Gepäck, … sehe jetzt im Hintergrund eine Kaserne, verhauen mit Stacheldraht. Dieses Mal ohne Passkontrolle im Office weiter. An der Straße ein Shop mit Öl – Motoröl ist wieder gefragt. Auf die obligate Frage nach einem guten Hotel ein eindeutiger Tipp, nettes Haus, etwas viele Fragen an der Rezeption?! Nach dem Frühstück noch zur Tankstelle, finde eine nach einigem Suchen und Fragen. Fotosession, ein Wagen fährt zur Tankstelle, drei Männer steigen aus, kommen dazu. Fragen: Woher, Wohin, nach Afghanistan? Nach Pakistan? keine Fotos, keine sonst üblichen Fragen. Sie steigen nach der „Befragung“ wieder ins Auto und fahren ohne zu Tanken wieder ab. Ist mir schon einige Male passiert, denke mit meinen Teil dazu. Durch die Kavir Wüste, von Norden in die südliche Ecke nach Mesr, ein Wüstenort. Die Fahrt durch die Kavir ist nett, aber nicht sehr aufregend, abgesehen von einem Sandsturm, der ziemlich heftig tobt. Nehme die Abkürzung nach Mesr, nette Schotterstraße, der Sandsturm wird stärker. Mesr überrascht mich mit vielen Autobussen und Touristen. Im Internet hatte ich ein nettes Guesthouse gefunden, sie haben noch ein Zimmer frei. Sehr typisches Restaurant und Zimmer – kein Bett, keine Möbel. Der Fußboden ist zur Gänze mit Teppichen ausgelegt, man baut sich selber das Matratzenlager, Dusche, Sanitäreinrichtungen alles vorhanden.

Treffe eine Gruppe Iraner, mit denen verbringe ich den Abend, mache wieder tolle Bekanntschaften, viele Eindrücke, Geschichten – Unternehmer aus Gorgon. Durch den Sandsturm am Vortag war nichts zu sehen oder zu fotografieren, am nächsten Morgen in die Dünen: Sanddünen als Fotoobjekt, 4WD-Fahren durch die Dünen, Quads, Kamelreiten, … nicht ganz meines. Man hatte mir noch Garmeh als besonderen Wüstenort empfohlen. Neuerlich Sandsturm, mein Visier sieht bereits wie sandgestrahlt aus so stark sind die Einschläge der Sandkörner. Garmeh ist wieder sehr touristisch und ich beschließe weiter Richtung Esphahan zu fahren, dort hatte ich auf meinem Weg nach Yazd die Kouhpa Carvanseray in Kuhpayeh nicht gefunden, dieses Mal bin ich besser vorbereitet. Ist nicht so einfach zu finden, kein Hinweis, keine Aufschrift am Gebäude, ist eine alte Karwanserei, die vor einigen Jahren als Hotel umgebaut wurde, ein wirkliches Erlebnis, wohnen im Weltkulturerbe. Treffe dort auch Silke und Jan, die beiden sind seit vielen Monaten mit dem Motorrad unterwegs, ein sehr interessantes Paar, das mit den Eltern auf Sightseeing tour durch den Iran unterwegs ist – mehr auf
https://travelove.org/

1 Kommentar zu “Iran – durch`s wilde Belutschistan

  1. Hallo liebe Toni ! das war wieder eine packende Story vielen Dank
    Ich freue mich schon auf die nächste die ich jetzt im Anschluss gleich lesen werde.

    Liebe Grüße von den Spuren das Jakobsweges Michi und Stefan

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