20.4.2023
In Santa Cruz treffe ich Gerhard. Ist jedes Mal eine Freude für mich mit ihm in seiner neuen Heimat zusammen zu kommen. Er wohnt in einem tollen Apartment im besten Viertel von Santa Cruz, und ich bei ihm! Freunde treffen, einige Reparaturen an der BMW, gut Essen, gute Zigarren rauchen, … was will man mehr.
Freue mich, dass er wirklich schnell und erfolgreich Fuß gefasst hat. Bleibe länger als geplant.
Die Fahrt nach Sucre wird zum Hindernislauf. Seit über einem Jahr tritt ein Fehler an der BMW auf: „Motorsymbol“ & gelbes Dreieck. Derartige Warnanzeigen berühren mich nicht sonderlich, normalerweise klebe ich sie mit einem schwarzen Isolierband ab. Dieser Fehler schaltet den Gasdrehgriff aus, gleichzeitig steigt die Leerlaufdrehzahl an. Aus- / Einschalten hilft. Mit dem feinen Unterschied: Der Fehler tritt nun oft in Minutenabständen auf. Kenne mittlerweile fast alle BMW Werkstätten in Südamerika. Ersatzteile, die vorhanden sind werden getauscht, andere Express eingeflogen. Von Sucre über Potosi nach Uyuni habe ich etwas Zeit zum Überlegen. Kontaktiere Olaf von „intime Logistik“, der antwortet ziemlich schnell:
Mitte Mai geht ein Container von San Antonio, Chile nach Hamburg.
Ronny weiß mehr:
Abgabe im Hafen von San Antonio spätestens am 8.5.2023. Verladung am 12.5.2023.
Da habe ich gerade mal elf Tage Zeit alles zu organisieren:
- Vollmacht für Ronny
- Meine Sachen in San Juan abholen
- Die Route in den Süden an sich
- …
mache einen Grobplan für die 3.000 Kilometer.
Wieder Salar de Uyuni – ist jedes Mal ein Erlebnis. Genieße die Weite, weiß, blau, Stille. Mate, eine gute Zigarre, Fotos. Weiß nicht, ob ich jemals genug davon bekommen werde. Am zweiten Tag kommen Mabel, Nito und Ramon von ihrer Tour aus Kolumbien zum Salar.
Ein Mann vor einem roten Hilux beim Dakar Monument.
- Ich: „Hallo Thomas, wie geht’s“?
- Er: „Servus Anton, Du bist noch immer hier unterwegs“?
Hatte Thomas Sokoup bei MotoAventura in Santiago de Chile vor vielen Jahren kennengelernt, bei ihm Reifen und andere Teile gekauft. Wir waren immer wieder in Kontakt, er ist Tourguide, nicht nur Südamerika, auch Europa, … und damit fast nur unterwegs. In Marokko haben wir uns 2019 nur knapp verpasst. Er ist mit einer englischen Motorrad-Gruppe unterwegs am Salar de Uyuni.
Kleine Welt.
Wir fahren zurück nach Uyuni. Tanken ist so eine Sache in Bolivien. An den meisten Tankstellen werden Fahrzeuge von Ausländern nicht betankt: „Das System kann das nicht“. Fahre zu einer Tankstelle, der Tankwart begrüßt mich freundlich, schüttelt mir die Hand: „Wieder hier“?! Wir bekommen Benzin, und das um ein Drittel billger als der Normalpreis für Ausländer.
Kleine Welt.
Gemeinsames Abendessen mit Mabel, Nito und Ramon. Sie wollen auf schnellstem Weg zurück nach San Juan – Hochzeitsvorbereitungen für Gonzalo. Freue mich, dass ich auch zur Hochzeit eingeladen bin, muss aber einige Vorbereitungen für den Rücktransport der BMW treffen. Über Ollagüe nach Calama, Chile. Brauche für Ronny eine Vollmacht für die Zollabwicklung, die gibt’s bei einem chilenischen Notar. Suche im Internet eine Kanzlei, Anfrage via Email. Schon kurz danach bekomme ich eine positive Rückmeldung von Alex, dem Notar. Ich soll einfach zum Büro kommen und dem Security sagen, dass ich zu Alex möchte.
Die Ruta 5 von Uyuni zur Grenze nach Ollagüe wird schon seit einiger Zeit hergerichtet und asphaltiert. 2016 bin ich mit Sigrid die Strecke nach Uyuni noch auf der Schotterpiste gefahren: Bei 80 kmh ein Highsider der BMW auf einem Baustellenabschnitt inklusive. Wir Beide hatten nicht einmal blaue Flecken. Der Schrecken ist mir geblieben.
Rund ein Drittel ist bereits asphaltiert, geht ziemlich flott dahin. Ein Drittel ist gute Erdstraße, der Rest der Strecke ist eine Herausforderung: Tiefe Sandabschnitte, Schotter, Spurrinnen von den LKWs, auf manchen Passagen muss ich „mittreten“ sonst bleibe ich im tiefen Sand stecken. Ist etwas mühevoll. Letztendlich bin ich dann doch sehr schnell in Calama, der Grund: Die Grenzkontrollen sind unkompliziert, in dreißig Minuten ist alles erledigt. War vor einem Monat an der Grenzstation vorbeigefahren: Zwei Stunden Mittagspause! Bin weit früher als gedacht in Calama, zum Notariat Gemmel. Parke mich vor dem Büro ein, ein Mann kommt auf mich zu: „Bist Du der Österreicher, der zu Alex kommt“?! „Siii“!
Dann geht’s ruck zuck –> Zum Schalter, dort wird die Vollmacht nach einem Muster, welches ich mitgebracht habe, erstellt. Die Dame ist sehr freundlich, sehr schnell. Lese die Vollmacht durch, einige Schreibfehler, ausgebessert, unterfertige das Schriftstück und mache einen Fingerabdruck auf das Dokument – Fingerprints auf Verträgen sind in Südamerika sehr weit verbreitet.
Zum Notar, der liest sich die Vollmacht durch, es fehlt bei der Adresse der Ort. Wird ergänzt, von mir unterschrieben, nochmals Fingerabdruck und die Unterschrift des Notars – fertig. Frage nach den Kosten: Das ist gratis, sie freuen sich, dass ich da war! Bin wieder einmal von den Socken. Bedanke mich herzlich drehe mich um, ein junger Mann vor mir spricht mich an. Kurzer Wortwechsel, ich frage: „Bist Du Alex“? „Siii“! Er erzählt von seinen Reisen. Wenn ich Probleme hätte, er ist in einem Overlander-Club und könne mir sicher helfen. Wir tauschen noch die Kontaktdaten aus und ich bin mit vielen Dankesworten dahin.
Statt über den Paso de Jama nach Argentinien zu fahren, beschließe ich in Chile zu bleiben.
Next stop: Copiapo.
Die Idee:
Chilenische Seite des Paso Pircas Negras, danach über den San Francisco nach Argentinien. Die Grenzstelle am Pircas Negras ist seit Ausbruch der Pandemie gesperrt. Aber, es gibt keine Grenzstelle, auch von „gesperrt“ keine Rede. Fahre weit auf die argentinische Seite, weder Kontrollen, noch Absperrungen. Der Pircas Negras ist für mich der schönste Pass, den ich kenne. Habe ihn zwei Wochen vor Ausbruch der Pandemie das erste, und einzige, Mal überquert, er war immer und ewig gesperrt (Wintersperre). Im letzten Jahr bin ich die argentinische Seite hochgefahren, jetzt die chilenische. Freue mich wieder die beeindruckende Landschaft genießen zu können. Wegen der „schlechten Wetterbedingungen“ wurden kurzfristig alle Pässe südlich vom Paso de Jama bis Santiago gesperrt. Weiß zwar nicht warum, vom Pircas Negras kann man bis zum Paso San Francisco sehen und ich stand auf dem Pass, blauer Himmel, keine Wolke?! Allerdings heftiger Sturm auf der Passhöhe.
Umplanung:
Nicht nach Argentinien, sondern gleich nach San Antonio und die BMW zum Hafen. Das erweist sich als Glücksgriff. Die BMW fällt in den nächsten Tagen immer wieder mit dem Elektrikfehler aus. Ab La Serena fahre ich 400 Kilometer zum größten Teil im Notprogramm – und das nur sehr schlecht. Schleppe mich mit 40 kmh und heftigem Rucken dahin. Zwischendurch läuft sie wieder ganz normal.
Zwischenstopp in Valparaiso. Einige Tage Pause, Cafeteria, Graffitis, Herumschlendern, … merke, dass ich schon ziemlich erschöpft bin.
Mit Hilfe von Ronny bringe ich das Motorrad ins Zolllager von San Antonio. Der bürokratische Ablauf erinnert ein wenig – oder ganz stark – an Asterix und Obelix „Passierschein A38“.
Auf der Rückfahrt nach Valparaiso ein wenig Zeit für Erfahrungsaustausch, Diskussionen, Tratsch.
Stichwörter:
- Villa Kunterbunt, Valparaiso.
Martina ist vor zwei Jahren plötzlich und ungeklärt verstorben. Enzo macht weder das Hostal, noch die Verfrachtungen. - „in time, Hamburg“
Viele Verfrachtungen mit Olaf, Tendenz stark steigend. - Verfrachtungen mit ADV factory, Warschau
Ich: „Ist das nicht Sambor“?
Ronny: „Ja“!?
Hatte mit Sambor 2019 mein Bike von Bischkek, Kirgisistan, nach Wien zurück verfrachtet, nachdem die beiden Stoßdämpfer in Tadschikistan und Kirgisistan den Geist aufgeben hatten. Kaffee mit Sambor und seinem Sohn im Landtmann in Wien.
Sambor ist derzeit in Indien mit einer Motorrad-Gruppe unterwegs.
Kleine Welt.
Leider keine guten News von der konfiszierten Kawasaki von Fernando, nämlich keine. Er ist mittlerweile in den Cordillera Blanca in Peru.
Mit dem Flieger von Santiago nach Mendoza. Raul holt mich vom Flughafen ab und bringt mich nach San Juan. Dort laufen die Hochzeitsvorbereitungen für Ari & Gonzalo. Werde mit Anzug, Krawatte, Schuhen – Patchwork der Freunde aus San Juan – dem Anlass gerecht eingekleidet.
Ari & Gonzalo heiraten mit dreijähriger Verspätung in Barreal. Drei Tage großes Fest!
Die Pandemie ist nun endgültig vorbei.
Viele Asados später …
Hey mein Lieber…es sieht so aus als würdest du bald nach Hause kommen. Freue mich schon und wünsche gute Heimreise. Liebe Grüße Stefan
… noch ein paar Asados, dann geht’s wieder nach Hause!
Saludos, Toni