Die Route: 1. – 22. April 2015
San Juan – Parque Ischigualasto
Erstmals über flaches Gelände durch Argentinien. Die Straßen sind schnurgerade so lange man sehen kann, sanfte Wellen des Geländes, und Querrinnen, sogenannte Badenas. Sie werden anstatt von Brücken errichtet und sind oft überflutet. Aber wenn sie trocken sind ist ein Überfahren mit 100 Stundenkilometer ziemlich heftig, zuerst drückt es dich voll in den Sitz, dann hebt das Bike ab. Die Warnhinweise sind oft nur wenige Meter vor der Baden! Diese „Wannen“ sind auch bei Offroad Straßen zu finden – und dann betoniert – Manche sind ziemlich stark „überflutet“.
In der Nähe des Naturparks suche ich ein Quartier, kurzes Parlare mit den Einheimischen und schon finde ich ein nettes Hostal in Baldecitos – das einzige in 80 Kilometer Umgebung! Es ist früh am Abend, ich fahre noch zum Park. Dort treffe ich einen chilenischen BMW Fahrer. Er arbeitet für eine Sternwarte und möchte zurück nach Chile. Er erzählt, dass die Passstraßen auf chilenischer Seite durch ein Unwetter vor einer Woche zerstört wurden und hofft, dass der Paso de Jama – ganz im Norden, knapp vor Bolivien – befahrbar ist. Das macht mich nachdenklich, schließlich wollte ich die Pässe zwischen Argentinien und Chile „aufkreuzen“. Wir essen gemeinsam im Parkrestaurant. Er ist mit dem Zelt unterwegs und möchte es neben dem Eintrittsgebäude aufbauen. Ich fahre zum Hostal, dort sind schon drei Bikes abgestellt. Treffe die Biker, drei Männer und eine Frau, sie sind aus Buenos Aires und machen eine fünf Tages Tour durch Argentinien. Es sind die Biker, die ich schon vor dem Hotel in San Juan gesehen hatte. Einer von ihnen besitzt eine Importfirma für Stahlprodukte, die drei waren schon in vielen Teilen der Welt unterwegs, so unterhalten wir uns über ihren Trip von Spanien über die Pyrenäen nach Italien, nächstes Jahr wollen sie nach Frankreich. Wir fahren am nächsten Tag gemeinsam in den Park. Beim Park treffen wir noch den BMW Fahrer, er hat nicht gut geschlafen, neben dem Zelt war der Kompressor für die Klimaanlage. Er möchte weiter nach Norden. Im Park: Tolle skurrile Landschaft, besonders die schwarzen runden Steine sind sehr einprägsam. Teile des Parks sind aufgrund der Unwetter vor einer Woche leider nicht passierbar, trotzdem ein sehr ergiebiger Trip.
Wir tauschen Email Adressen aus und verabschieden uns, sie wollen noch nach Talampaya, ich nach La Riocha. Da ist vor drei Wochen ein französisches Fernsehteam während Dreharbeiten für eine Reality Show abgestürzt, alle tot, auch ein ehemaliger Olympiasieger.
Heiliges und Unheiliges
Die Fahrt geht vorbei am Valle Fertil, ich habe in meinem Leben noch nie so viele Kakteen gesehen wie hier. Halt in einem kleinen Dorf, Villa San Augustin, am Piazza frage ich einen Polizisten wo es hier eine Cafeteria gibt – er weiß es nicht, aber wenn ich eine Frau brauche kann er mir behilflich sein!!! Ich brauche keine und finde einige Gassen weiter ein Shop mit Kaffee. Geht doch!
La Riocha ist für mich eine Stadt ohne Besonderheiten, das Hotel ist o.k. Kleines Zimmer, das WiFi geht halbwegs. Das Bike soll ich direkt vor dem Hotelfenster abstellen, der Portier wird aufpassen. Skype mit Sigrid – Angebot des Polizisten von heute nachmittag diskutiert. Vor dem Abendessen Geld abheben, keiner der Automaten gibt Geld, weder mit der Bankomat noch mit Visa – das hatten wir doch schon … Email an Fr. Madlik, Bank Austria => was tun??? Abendessen und schlafen.
Nettes Frühstück, der Rezeptionist, ein junger Bursch, möchte unbedingt ein Foto mit dem Bike und mir für den Facebook-Auftritt des Hotels – mache ich sehr gerne.
An den Kreuzungen und bei Langsamfahrt werde ich überall von den Leuten angesprochen, woher ich komme, wohin ich fahre und: Was kostet die BMW!!! Das ist kein Einzelfall und passiert ständig. Die Leute sprechen nur spanisch, ich nicht. „No able espanol“ hilft dabei überhaupt nicht, „jetzt kommunizieren wir erst und dann werden wir sehen“. So „rede“ ich mit Manchen 10 -15 Minuten, die Leute auf Spanisch, ich in Deutsch oder Englisch, dann Umarmung, Email Adresse und gute Fahrt, winken …
Weiter nach Chilecito, einer der Stationen der Paris Dakar – YPF Station, bei jeder ist free WiFi obligat.
Am Weg unzählige Heiligengedenkstätten, jeder Art: Ganz einfache oder richtig pompös. Die Difunta Correa wird als Heilige verehrt. Als Opfer werden mit Wasser gefüllte Plastikflaschen vor die kleinen „Marterln“ gelegt, sind schon etwas komisch aus …
Email von Fr. Madlik: Ich soll nur in großen Städten, vornehmlich bei Rio Santander abheben, dass hatte schon geklappt und sollte passen.
Pässe
In La Villa Richtung Paso Agua Negra, nachdem ich schon den Paso Pircas Negras ausgelassen habe möchte ich es hier versuchen. Hotel Talampaya, ein ziemliches feudales Haus in Bungalowbauweise. Das Bike parkt direkt vor meinem Fenster. Beim Abendessen treffe ich eine Touristengruppe, Schweizer, Deutsche, … An der Rezeption frage ich nach wegen des Passes. Anruf bei der Gendarmerie direkt am Pass: Der Paso Agua Negra ist auf chilenischer Seite gesperrt, es wird noch mehrere Wochen dauern, die Straßen sind völlig weggespült worden!
Umplanung für den nächsten Tag: Zum Paso San Francisco, bin neugierig.
Auf nach Tinogasta, bereits der Weg bis hierher war beindruckend und es geht so weiter. In Tinogasta an der YPF Tankstelle frage ich nach einem netten Hotel – ist gleich gegenüber. Wenn man mit den Einheimischen in ihrer Sprache spricht geht alles viel einfacher (;-)). Ich trinke noch einen Espresso, WiFi Code gibt´s beim Tankwart. Ein Paar mit deutschen Kennzeichen kommt zum Tanken, grüße die beiden auf Deutsch, er antwortet sehr freundlich, seine Frau bleibt grußlos, stattdessen ein kurzer verächtlicher Blick. Setze mich wieder zum Tisch. Der deutsche Mann kommt herüber und erzählt mir über ihre Reise seit Dezember, sie waren bereits in Ushuaia und fahren jetzt nach Norden, sie wollen noch ein Jahr bleiben. Während sie „rum motzt“, weil das WiFi nicht funktioniert, tue ich so als ob meines geht …. Es ist schon ein älteres Paar und ich frage mich wie er das aushält, aber: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Nicke ihm beim Gehen noch aufmunternd zu, Daumen hoch, er erwidert den Gruß, sie ignoriert mich weiter, griesgrämiges Gesicht. Zum Hotel, sie haben ein Zimmer frei, gefällt mir sehr gut. Die nette Rezeptionisten spricht gut Englisch. Abendessen und ins Bett. Hundemüde.
Navi wird für Copiapo eingestellt. Das Navigationssystem funktioniert bisher perfekt, kennt jede kleine Straße. Richtung Paso San Francisco, gleich hinter Tinogasta beginnt die Atacama – die richtige Wüste. Es sind keine Fahrzeuge unterwegs, die Straße ist super ausgebauter Asphalt teilweise schnurgerade immer leicht bergauf – 3.000m, 3.500m, … bei 3.995 fällt das Navi aus!
Eine Hochebene, die Straße zieht sich in einem weiten Bogen über die Landschaft, 150kmh, Fotos von beeindruckenden Vulkanen, ich werde erst ein Jahr später draufkommen, dass es die höchsten Vulkane der Welt sind, fast 7.000 Meter hoch! Der Wind wird immer stärker, manchmal liege ich voll in der Kurve, obwohl es schnurgerade ist. Ich fotografiere einige Vikunjas, wovon die sich ernähren??? Die zehn Meter zurück zum Bike schaffe ich fast nicht, das Gehen fällt mir urschwer, ich bekomme fast keine Luft, die Höhe ist für mich neu. Am Rande der Straße sind kleine Hütten, habe schon gelesen, dass es sich um Schutzunterkünfte handelt. Am Pass ist der Balken … geschlossen!
Der Gendarm am Grenzposten macht mir verständlich, dass die Straße in Chile weggeschwemmt wurde und unpassierbar ist. Alles retour, mein Tank ist verdächtig leer. Auf halber Strecke kommt mir ein Radfahrer mit vollem Gepäck entgegen, der hat meine Hochachtung! Das Navi geht jetzt auch wieder!? Zurück in Tinogasta ist der Tank richtig leer, über 600 Kilometer mit einem Tank! Einmal rauf und wieder runter. Im gleichen Hotel bekomme ich noch ein Zimmer, Glück gehabt!
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