Die Route: 20. – 23. April 2016
Hotelsuche wird zur Herbergsuche, es gibt genügend Hotels und Hostals, aber alle voll belegt. Ich suche ein Internetcafé und buche über Internet das Hotel Ceibos. GPS findet es ziemlich flott, Rezeption => alles belegt! Die Dame an der Rezeption spricht zum Glück perfektes englisch, sie entschuldigt sich und meint, dass es ein Fehler bei der Internetplattform sein muss, da alle Hotels in Tarija wegen eines großen Kongresses voll ausgebucht sind. Der Besitzer kommt vorbei, fragt nach, er spricht perfekt deutsch – hat viele Jahre in Frankfurt gearbeitet und ist jetzt äußerst bemüht mir zu helfen. Viele Telefonate später: Es gibt zwei Hotels, die noch Zimmer frei haben, eines in der Stadt, eines etwas außerhalb. Obligate Frage: „Was würden Sie nehmen?“ Die nette Dame an der Rezeption meint, dass ich wahrscheinlich das Hotel außerhalb besser finden würde. Gesagt getan. Adresse? Kennt mein GPS nicht, daher: Es wird ein Taxi als Geleitfahrzeug geordert.
Raus aus der Stadt, Abzweig Richtung Berge, nach circa zehn Kilometer kommen wir im Hotel La Pasarela an. Für das Taxi 60 BOB = 8.- €. Es ist mittlerweile 21 Uhr und ziemlich finster. Parken auf der Terrasse und zur Rezeption. So lerne ich Frederic de Keyser mit Familie kennen. Zimmer ist sehr nett eingerichtet, Blick Richtung Stadt, deren Lichter man in der Ferne sieht, blaugrün der Swimmingpool, herzhaft das Filet Mignon mit Gemüse und das Huari – 1 Liter vom lokalen Bier. Frederic: Belgier, hatte eine Elektrofirma in Frankreich, 2003 verkauft und ist ein Jahr durch Südamerika gereist um den besten Ort für einen Neuanfang mit Hotel zu suchen. Er hat mit seiner Frau drei Kinder, seine Exfrau ist wieder zurück nach Belgien. Nun lebt er mit Maira, einer sehr netten Bolivianerin, in Tarija, sie haben ein gemeinsames Kind, Esperanza. Sein Sohn Martin, 15, hilft im Hotel fleißig mit. Der Bruder von Frederic, Jean-Charles, betreibt ein Hotel in Arica. Ein weiterer Bruder ist Bauer auf der Landwirtschaft der Eltern. Ich lerne auch einen weiteren Franzosen kennen, Titou ist seit einem halben Jahr mit dem Fahrrad in Südamerika unterwegs und macht Halt in Tarija, er bleibt ein Monat und hilft im Haus mit. Titou ist Fahrradmechaniker und reist mit einem kleinen Anhänger, Zelt, Schlafsack, Kocher, Essen, Wasser, … alles mit. Perfektes Frühstück mit Familie, alle an einem Tisch. Es regnet leicht. Ich erzähle über das was hinter mir liegt und meine Pläne. Frederic fragt wie ich nach Tarija gekommen bin und wundert sich, da nur 15 Kilometer parallel zu der Offroadstraße, die wie beschrieben in einem so schlechten Zustand ist, eine neue asphaltierte Straße mit Tunnel ist!!! Er bietet seine Hilfe an wo immer er kann. Ich muss zurück nach Jujuy und plane bei Bermejo über die Grenze, der Weg führt bereits durch den Regenwald. Titou erzählt, dass die Tunnel von Bermejo nach Tarija nach Unwetter gesperrt sind. Frederic meint, dass sie ab heute wieder frei sein sollten, die Ausweichstrecke ist über zehn Stunden länger. Gegen 11 Uhr hört es auf zu regnen, ich packe die Koffer und verabschiede mich von allen. Sie sind alle gekommen, wir machen noch viele Fotos. Martin, Esperanza, Maira, Frederic, Titou, habe mich sehr wohl gefühlt. Es ist irgendwie eine rührende Stimmung aufgekommen, Abschiedsschmerz. Ein Gefühl in mir kommt auf als ob ich nicht das letzte Mal hier war – We will see! Die Straße bis Bermejo ist an vielen Stellen noch mit Hangrutschen teilweise verlegt, kleine Felsbrocken liegen herum. Obstplantagen mit Bananen, Orangen, … wechseln mit Regenwald. Einige Polizeikontrollen, denke es sind Drogenkontrollpunkte. Komme gut voran bis Bermejo, zum Grenzübergang. Kontrolle: Ich soll den Zettel von der Immigration vorzeigen!? Muss einen Kilometer zurück, dort bekomme ich eine Art „Laufzettel“. Der Zöllner ist sehr nett, entschuldigt sich, dass er mich zurückschicken musste, wir reden über Österreich und wohin ich fahre. Kofferkontrolle, es wird penibel nach frischen Lebensmittel gesucht, streng verboten. Meine Pasta und die Konserven sind o.k. – Der erste Stempel am Laufzettel. Weiter zur Grenzkontrolle. Ich halte direkt vor der Stopptafel, ein junger Typ meint ich müsse einen halben Meter zurück, sein Kollege deutet, dass es passt. Im Office kontrolliert der junge Typ meine Unterlagen, alles ok. Der nächste Stempel am Laufzettel, nächste Box – Aduana Argentinien. Die junge Frau ist etwas überfordert, sie fragt beim Kollegen nach, der kann auch recht gut Englisch und wir schaffen die temporäre Einfuhrgenehmigung für meine BMW. Passkontrolle und nächster Stempel, geschafft. Die Zöllner winken mir noch zum Abschied. Gleich nach der Grenze eine Tankstelle, auffüllen. 100 Kilometer weiter in Oran suche ich mir ein Hotel, Alto Verde, der Aufzug passt zum sonstigen Interieur – etwas veraltet, aber passabel. Zum Abendessen an die Plaza. Geldbeschaffung ist nicht möglich, keiner der Automaten gibt Geld, auch der von Santander Rio nicht. In der Pizzeria haben sie wagenradgroße Pizzen. Gehupe, aus einem Auto winken mir Leute entgegen, es sind die Polizisten und Zöllner aus Bermejo. Sie setzen sich zu mir und wir essen gemeinsam Pizza. Einer bietet mir Coca zu kauen an und erklärt mir wie man es richtig macht. Ich fülle mir eine Backe und kaue zum ersten Mal Coca, kann nichts Besonderes fühlen. Das Abendessen möchte ich für für uns alle übernehmen, das lassen sie aber nicht zu, bedanken sich freundlich, bezahlen und wir verabschieden sich herzlich – Wie der Zufall wieder einmal so spielt.
In der Nacht hat es geregnet, beim Frühstück sitzen Geschäftsleute und Arbeiter, jeder mit Laptop, Handy, … kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich packe meine Koffer und fahre weiter nach Jujuy. Zurück im Hotel El Posada. Zwei Termine stehen an: Gifteinlage im Zahn und die zweite Tollwutimpfung. Am Vormittag läute ich erst Mal bei der Zahnärztin, sie ist überrascht mich wieder zu sehen und wir vereinbaren einen Termin für Nachmittag. Die Tollwutimpfung ist wieder problemlos, den Zettel am Schalter abgeben, fünf Minuten warten, rein in die Ambulanz, 30 Sekunden später fertig – kostenlos! Um14:00 zur Zahnärztin, das Provisorium wird entfernt und gleich mit der endgültigen Füllung fertiggestellt. Sie meint ich sollte eine Krone machen, sie kann das in drei Sitzungen machen, ich müsste aber im Abstand von jeweils einer Woche zu ihr kommen – das passt nicht wirklich gut für mich. Das Gepäck verstaue ich teilweise in den Gepäcksäcken, teilweise in den Koffern. Motorrad am Parkplatz abgestellt. Morgen früh bringt mich ein Taxi zum Flughafen Jujuy, dann weiter nach Buenos Aires, Paris und Zürich. Meeting am Bodensee. Mein Boss und ich fixieren am Rande der Abendveranstaltung, dass ich einem neuen Projekt mitarbeite. Dazu muss ich meine Reise abbrechen und mein Office in die Schweiz verlegen. Am Samstag früh werde ich nach Wien fliegen, wo ich Sigrid wieder sehe! Auch wenn wir uns erst vor drei Wochen für vier Monate verabschiedet haben, freue ich mich schon sehr auf ein Wiedersehen und die gemeinsamen Tage.
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