Die Fahrt nach Calama geht durch die Atacama, die trockenste und kälteste Wüste der Welt, aber die Straße ist super ausgebaut, immer wieder Stopps zum Fotografieren, einige Autos kommen mir entgegen, mit 150 Stundenkilometer 80 Kilometer durch die Wüste…
In Calama zur Tankstelle, es gibt genug davon und dann ins Zentrum zum Plaza. Ich genehmige mir einen Snack bei Bavaria! Auch der ATM gibt Geld, damit bin ich wieder flüssig. Die Stadt selber gibt nicht sehr viel her, ich fahre weiter Richtung Pazifik. Am Stadtrand der Blick über die riesige Kupfer-Mine, – sehr beeindruckend, aber auch eine öde Gegend. Die Straße nach Tocopilla geht quer durch die Atacama und verläuft im Prinzip schnurgerade. Die Stromleitungen neben der Straße lassen den Energieverbrauch der Minen erahnen. Fotos…
Ich muss in 17 Tagen meine Reise unterbrechen und nehme mir leider wenig Zeit für die Landschaft und die Erkundung der Atacama, in San Pedro habe ich nicht einmal das Valle de Luna besucht … ich muss unbedingt noch einmal hier her. Die Zeit und das fixe Ende ist leider ein echtes Handicap, der Kopf ist auf einmal ganz anders gepolt – ist jetzt eine andere Reise geworden. Ich nähere mich Tocopilla, am Rande sind Bretterdörfer, die mich an Slums erinnern. Die Shell-Tankstelle ist eine Oase, sauber, im Shop gibt es so ziemlich alles was ich brauche, Wasser gekauft, einige Fotos. Tocopilla wirkt nicht sehr einladend für mich und ich fahre weiter Richtung Norden. Die Straße geht entlang des Pazifik, meine Eindruck: Die Wüste fällt direkt ins Wasser, kein Grünstreifen, keine Vegetation. Der Strand wirkt sehr einladend, aber das Wasser ist viel zu kalt. Aus dem Ozean steigt Wasserdampf hoch, Nebel zieht über die Dünen nach oben. Das Meer ist rau, hoher Wellengang. Möchte nach Iquique, die Entfernungen sind beachtlich, 500 Kilometer sind nichts. In Iquique gibt es einen Dufry, dort hoffe ich Reifen zu bekommen, die gibt es für mein Motorrad bisher nirgends. Mitten in der Wüste, in Strandnähe, der Flughafen, auch der wirkt sehr eigenartig.
In Iquique finde ich den Dufry sehr schnell, es gibt auch unzählige Reifenshops – für Autos. Für Motorradreifen gibt es zwei, der erste hat meine Dimensionen nicht. Beim Zweiten: Reifen lediglich für das Hinterrad – und das für die Straße, ist eigentlich für meine Bedürfnisse ungeeignet, aber, besser als nichts. Wechseln bei der Gomeria, die Gegend ist nicht sehr einladend, aber die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit. Werkzeug für die Demontage haben sie nicht, mache ich selber. Der geflickte Reifen hat nun doch über 8.000 Kilometer problemlos gehalten, mit Fahrradpick an der Innenseite, das würde bei uns niemand so machen, hat sich aber voll bewährt.
Jetzt noch eine Zusatzleistung: Wäsche! Sieht doch gleich wieder wie neu aus. Kostet ein paar Euro, das Wechseln und die Wäsche. Suche mir ein Hotel in der Stadt, Hotel Casa Baquedano, einfach, aber sehr nett. Abendessen im Zentrum, der Kellner spricht etwas englisch, er ist Argentinier, das Essen ist ok. Cervesa. Es wird abends nebelig und kühl. ich schlendere durch die Hauptstraße, ganz nette Stadt. Frühstück: Einfach wie überall in Argentinien, Kaffee, Weißbrot, Marmelade. Tankfüllung und weiter Richtung Arica. Die Straße geht die Berge hoch ins Landesinnere, der Nebel zieht sich 30 Kilometer die Berge hoch, dann ist er weg, nur mehr Wüste. Die Strecke geht schnurgerade durch das Land, alle 100 Kilometer eine Oase. Die Wüste ist für mich ein neues Erlebnis, mitten im Sand Palmen, grün, Weidevieh – eine wunderschöne Landschaft. Ich kaufe Obst bei den Ständen am Straßenrand. Kurz vor Arica beginnen wieder die Bretterdörfer, Arica ist eine pulsierende Stadt, viele Menschen, ich finde das Hotel von Frederics Bruder – Le Petit Close. Seine Frau ist zufälligerweise da und ich beziehe ein nettes Zimmer. Die Dachterrasse liegt sehr nett und es gibt einen tollen Überblick über die Stadt. Im Hotel selber betreut eine Kanadierin die Leute, sie wohnt seit einem Jahr in dem Haus und erzählt, dass sie viel reist und immer wieder für längere Zeit zum Geldverdienen bleibt. Eine Absicherung hat sie nicht. Wie immer ist die Lederhose mit dabei, abends zum Essen ins Zentrum, sehr umtriebig und viele Touristen. Am nächsten Morgen treffe ich Jean Charles, Frederics Bruder, er bietet an, dass ich das Motorrad auch längere Zeit in seinem Haus einstellen könne, wenn ich es möchte. Am zweiten Tag gibt es ein Fest in Arica, Pferde, Mädchen und Buben in traditioneller Tracht, Pferde, Reiter, anders als meine Lederhose (;-)).
Leider ist Sontag und die Geschäfte haben größtenteils geschlossen. Am nächsten Tag wieder das Frühstück auf der Dachterrasse. Das Motorrad habe ich in einem Estacionamiento abgestellt, Schlüssel angesteckt und: Nichts! Sch… die zwei USB sticks fressen die Batterie in nur zwei Tagen leer. Ich bekomme Starthilfe von einem Autofahrer und hoffe, dass die Batterie nicht schon wieder defekt ist, aber, es funktioniert. Im Hotel lasse ich den Motor laufen, die Nachbarn regen sich auf, Jean Charles ist zufällig da und erklärt ihnen meine Situation mit der Batterie, keine Begeisterung, aber akzeptiert. Ich verabschiede mich herzlich von der Familie und möchte weiter Richtung Bolivien nach Putre. Putre liegt am Fuße eines Vulkans auf 3.400 Meter Seehöhe. Bleibe am Plaza stehen, Helado, Agua minerale, … in einem Hotel werde ich zu Mate Tee eingeladen, sehr nette Leute. Ich möchte heute noch bis La Paz und kann daher nicht lange bleiben. Die Auffahrt zum Paso ist ein Erlebnis, vorbei am Vulkan Parinacota beim Lago Chungara – beeindruckende Kulisse, Fotos zum Abwinken. Ich stelle fest, dass auf meiner Chile-Landkarte von Freytag & Berndt dieser See mit dem Vulkan im Hintergrund auf der Titelseite abgebildet ist, wenn das kein Beweis ist. Es wird ziemlich kalt bis zur chilenische Grenze knapp unterhalb des Paso, nicht sehr viele Leute, im Zollhaus ist es saukalt, die Zöllner sitzen mit dicken Jacken bei den Computern. Sie erzählen mir woher sie kommen, eigentlich sind alle von sehr weit her und sie bleiben jeweils ein Monat hier. Einige Irrwege, dann habe ich alle Dokumente erledigt, ging eigentlich ganz flott.
Die bolivianische Grenzstelle ist zwanzig Kilometer weiter. Als ich von der Grenze wegfahre fallen mir die vielen Lastwagen auf der Einreiseseite auf, es sind hunderte, über viele Kilometer stehen sie an der Straße und warten. Ich habe später Google maps gecheckt, auch auf Google maps sieht man die langen Kolonnen …
An der bolivianischen Grenze: Migration, dann Zoll – temporäre Einreisegenehmigung für das Motorrad. Der Zöllner zeigt mir das Datum für den Ablauf der 90 Tage, ich gebe ihm zu verstehen dass ich länger brauche (ich muss am 17.5. nach Sao Paulo, das neue Projekt beginnt und möchte erst wieder in einem halben Jahr zurück nach Südamerika). Kein Problem, er trägt einfach 180 Tage ein – ich bin perplex nehme aber gerne an. Jetzt hat sich wieder ein Problem erledigt! Mit dem Parkwächter in Jujui hatte ich bereits vereinbart, dass ich mein Bike gerne für ein halbes Jahr einstellen würde, er hat gemeint er wird sich darum kümmern, bis jetzt habe ich aber noch keine Antwort von ihm. Mit den 180 Tagen kann ich das Motorrad bei Frédéric in Tarija abstellen, manche Dinge erledigen sich von allein.
Von der Grenze möchte ich noch heute nach La Paz. Guter Asphalt, komme gut voran. Kurz vor La Paz: Das Navi fällt wieder aus … 3.995 Höhenmeter. Durch El Alto ist es ein Spießruten Lauf, ich habe keine Orientierung, die Straßen sind Marktplatz, tausende Menschen, kreuz und quer … das wird interessant! Die Autos fahren auf Tuchfühlung, irgendwo muss ich rechts runter in Richtung Talkessel – El Alto liegt auf dem Berg, die Stadt La Paz unten in einem Tal. Irgendwie finde ich sogar die, oder besser gesagt eine Abfahrt in die Stadt – Sch… Navi, das beginnt dann bei der Abfahrt ins Tal von selber, 3.950 Meter.
Das Hotel Palace habe ich bereits in Arica gebucht, finde ich – besser gesagt das Navi – ohne Probleme, sieht ganz ordentlich aus. Garage im Keller – die Abfahrt ist wie Fort Knox gesichert. Am Zimmer ist es empfindlich frisch, es gibt einen Heizkörper, der ist aber kalt. Abendessen finde ich in einem Restaurant einige Straßen weiter, die Wände sind von unten bis oben mit Namen versehen – offensichtlich verewigen sich die Gäste hier auf diese Art, ich finde keinen Platz und eine Leiter möchte ich nicht ordern. Zurück zum Hotel, das Eingangsportal ist jetzt vollkommen mit einem massiven Eisenverschlag geschlossen, ich läute, der Portier kommt und öffnet eine Luke in dem Eisenverschlag, die mich an eine U-Boot Tür erinnert, 1,2 Meter hoch. Im Zimmer ist es saukalt, das Duschen ist zwar recht angenehm, aber sobald man das Wasser abschaltet ist es sehr frisch. Ich bin aber auch sehr empfindlich (!) und schlafe mit Gewand. Am nächsten Tag schlendere ich durch La Paz, ziemlich unterschiedlich zu dem was ich bis jetzt kenne. Die Frauen tragen indianische Trachten, der typische runde schwarze Hut ist allgegenwärtig, überall ist Markt, buntes Treiben, bin vollkommen überwältigt. Ich suche Reifen, mir wird schön langsam klar: Das ist nicht easy! Frage mich auf der Straße durch. In einer Straße ein Reifengeschäft nach dem andere, nur nicht meine Dimensionen. Finde im Internet BMW in La Paz – geht doch! das Navi findet auch locker hin, nur der Verkehr ist eine andere Welt, ich büße etliche meiner Sünden ab. Bei BMW, der Verkäufer und der Mechaniker sprechen perfekt Englisch, sie haben auch alle Modelle im Geschäft stehen, etliche in der Werkstätte beim Service. Nur Reifen für mein Bike gibt es nicht: Es gibt welche in Santa Cruz, dauert vier Tage und kostet 500 Dollar, each! Dankend lehne ich ab, das bleibt weiter spannend. Zurück in der Stadt spaziere ich weiter durch die Gassen, eine ganze Straße nur Haarschneider, na da geht doch was, ein neuer Haarschnitt muss her, für 20 BOB = 2,50 € sieht er auch noch passabel aus. Abendessen und ins Bett. Morgen möchte ich nach Coroico – Death Road – Ruta de la Muerte, die Nor Yungas Road, die gefährlichste Straße der Welt! Gute Nacht (mit Gewand).
Typisches argentinisches Frühstück – spartanisch, rede noch mit einem Hotelgast, er ist Israeli und reist seit einigen Monaten durch Argentinien, ihm gefällt der Süden ganz besonders – viel Wasser, grün, Wälder, Seen,… Wüste hat er selber im Land, klingt logisch. Fertig gepackt, aus der Tiefgarage, oder besser dem Verlies, steil hinauf nach draußen. Das Navi findet den Weg zur Yungas problemlos, bis auf … streikt wieder über 4000m. Trotzdem kein Problem, komme gut voran, es regnet leicht und ist relativ kalt. Die Straße ist gut asphaltiert – bis zur Abzweigung! Rechts ab in die Death Road. Der Wegweiser beschreibt: Keep left! Die Straße ist sehr schmal, es sind LKWs mit Gegenverkehr unterwegs. Der Fahrer sitzt im Wagen links und kann so besser sehen, wenn die Reifen über den seitlichen linken Straßenrand kommen und Absturz droht… Ich habe aber auch gelesen, dass die Straße seit Jahren nicht mehr für den Straßenverkehr genützt wird, weil eine asphaltierte Umfahrungsstraße den Weg nun wesentlich vereinfacht, heute fahren Agenturen kolonnenweise Radfahrer zur Yungas Road.
Diese geht auf einer Länge von 63 Kilometer von 4.000m auf 1.700m nach Coroico – na wo ist dann die Gefahr??? Atemberaubende Eindrücke auf den ersten km, Fotos, Kopfkino. Ich bin früh dran und es sind noch keine Radfahrer unterwegs. Foto von oben auf die Straße durch den Regenwald, diese ist in den Berg gehauen und weit sichtbar, seitlich fallen die Kanten senkrecht hunderte Meter nach unten, irgendwie ist es eigenartig, auf halber Strecke sehe ich ein Auto auf der Straße daherkommen, kein kleines, eher ein großer LKW? Der hat sich verfahren. Weiter, der LKW kommt mir entgegen, fährt vorbei, es ist ein Tankwagen … einige Kilometer später: Jetzt sind es etliche Lastwagen die mir links entgegen kommen. Ich muss rechtzeitig sehen, dass ich gesichert stehe, die Fahrer halten nicht. So geht es weiter bis zum Ende. Trotzdem, oder gerade deshalb ist die Fahrt ein Highlight meiner bisherigen Reise. Insbesonders: Ich bin mit dem Straßenreifen, den ich in Iquique gekauft habe auf der Death Road! Später finde ich im Internet, dass die Umfahrungsstraße durch einen Erdrutsch aufgrund starker Regenfälle blockiert war und daher die Yungas Road wieder voll benützt wurde. Die vielen Toten sind weniger auf die gefährliche Straße als auf die rücksichtslosen Fahrer zurück zu führen. Nach Coroico geht’s es die letzten Kilometer leicht bergauf, es ist mit Kopfstein so recht und schlecht gepflastert. Der Regen der vergangenen Tage, der auch den Erdrutsch ausgelöst hat, hat die Straße Zentimeter dick mit Schlamm überzogen – das mit dem Straßenreifen, eine maximale Herausforderung für mich. Coroico gibt nicht viel her, halte bei einem „Restaurant“, bestelle Essen, es gibt Suppe und Reis, mit Gemüse, Sauce, Ei und einer Banane – das Tagesmenü. Mit der 2 Liter Mineralwasserflasche zahle ich 30BOB = 3, 80 €!
Ich habe jetzt keinen wirklichen Plan und beschließe einfach auch noch die Sud Yungas Road zu fahren. Wieder runter über den „Gatsch“ und weiter in den Regenwald. Es sind Erdstraßen, keine Steine, der Regen der letzten Tage hat die Wege ziemlich aufgeweicht, ein wilder Ritt über die Schlammlöcher. Auf der Karte finde ich Chulumani, hatte ich auf der Suche im Internet auch schon gefunden, da soll es auch ein Hotel geben. Viele Kurven, Schlammlöcher, Berge, … später komme ich nach Chulumani, nur: Das Hotel finde ich nicht. Ich frage mich bei den Einheimischen durch, in ihrer Sprache natürlich (;-)). Viele Gespräche später: Ist etwas außerhalb, der Weg dorthin ist tiefes Erdreich. Hinter vielen Sträuchern, Bananenstauden, Bäumen finde ich ein blaues Tor, dicke Ketten mit Schlössern. Ich rufe, rüttle am Tor, … jemand kommt aus dem Gebüsch = Garten zum Tor. Ich bin richtig! Zimmer hat es auch. Passt! Parke das Bike in der steilen Abfahrt. Unter einer Laube Tische, Stühle und ein Fernseher, der läuft, das Spiel Barcelona – Bayern München beginnt in wenigen Minuten. Schnell den Zimmerschlüssel und schon beginnt das Match. Der Eigentum ist Spanier, wohnt seit über zehn Jahren hier im Regenwald und ist Fußball Fanatiker, später lerne ich noch seine Frau kennen, ein sehr nettes Paar. Spaziergang durch den Ort, Einkäufe am Markt, Essen, ich möchte mit Sigrid telefonieren, Internet ist nicht und auch das mit dem Telefon geht schon seit Tagen nicht. Am Plaza erfahre ich, dass man in dieser Region „21“ vor der Nummer wählen muss, siehe da, geht!
In der Nacht regnet es wieder – ist ja „Regenwald“. Ich weiß nur nicht wie ich da wieder heraus komme, war schon schwierig genug her zu kommen. Frühstück, packen, Unterhaltung mit den beiden Hausherren. An den Wochenenden ist das Hotel bei Gästen aus La Paz sehr beliebt und gut gebucht. Zumindest ist es hier wärmer als in La Paz. Bevor ich los fahre checke ich noch die „Straße“, meine Befürchtungen waren so falsch nicht. Tiefer Grund, die Fahrspuren sind voll mit Wasser gefüllt. Den Tipp des Hausherrn von hier weiter Richtung Süden bis Cochabamba zu fahren verfolge ich nicht weiter, das sind bei normalen Verhältnissen drei Tage. Start, winke den beiden noch zu, dann ab. Die Schlammstelle hat es wirklich in sich, ein Motorradschuh ist voll mit Wasser, aber: durchgekommen! Ich möchte über die Sud Yungas Road wieder zurück zum Ausgangspunkt und über La Paz weiter in den Süden bis Oruro. Die Straßenbedingungen wechseln, immer wieder Regen. Straßenarbeiten machen den Belag nur noch weicher, eine herausfordernde Fahrt. Es beginnt zu schütten. Ich komme ziemlich durchnässt beim Einstieg in die Nor Yungas Road an, auch ziemlich fertig, kalt.
0 Kommentare zu “Wüste und Wasser”