Griechenland & Italien

August 2022

Zwei Wochen Urlaub in Kryopigi, Chalkidiki. Super Haus, toller Strand, vorzügliches Essen, beeindruckende Landschaften, Sonnenuntergänge, … einfach Urlaub! Philosophische Diskussionen mit dem Hausherren Anastasios, über den Sinn des Lebens, die Lehre von Epicures … Wir werden wieder kommen.
Sigrid hat die Kupplung mitgebracht, Jannis von BMW in Thessaloniki hat noch einige Tage Urlaub bevor er sie einbauen wird. Die BMW fährt gar nicht mehr, die Kupplung ist völlig durch. Ich miete mir ein Motorrad, Kawasaki 500.
=> Volos; Tsagkarada; Kalamki; …; Paralia Fakistra – einzigartige Bucht!
Wenn Griechenland, dann in jedem Fall auch wieder diese Halbinsel von Volos.

Nach Livadi, mit Nächtigung im Hotel MYTIKAS, mit einem unglaublichen Ausblick auf den Olymp – ein Muss! Über die Berge nach Fteri. Ich lerne die leichte Maschine schätzen, selbst unwegsame Strecken sind damit ganz easy zu fahren. Die BMW ist fertig, auch die derangierten Koffer so ausgerichtet, dass die Deckel wieder schließen, vielen Dank an Jannis! Wie immer ohne echtes Ziel beschließe ich mit der Fähre von Igoumenitsa nach Brindisi zu fahren. Weil mir Ioannina so gut gefällt bleibe ich einige Tage. Tagesausfahrten in die Berge. Sirako, vorzüglicher Cafe Frappe, werde in die Männerrunde des kleinen Kiosks aufgenommen, nette Gespräche, schöner Ausblick. Die Bergstrecken im Norden Griechenlands begeistern mich vollends. Nach Igoumenitsa nehme ich den Umweg über Parga – muss man nicht hin: Wunderschöner Badeort, toller Strand, überfüllt – das weiß man aber erst, wenn man dort ist.

Ich hatte die Fähre im Internet gebucht. Abfahrt kurz vor Mitternacht, Ankunft am Morgen. Kabine waren nicht mehr zu buchen. Beim Warten auf das Boarding lerne ich Vlad kennen. Er ist Moldawier und macht Transporte mit Medizinprodukten – sein aktueller Auftrag ist eine Lieferung von Tarent nach … Innsbruck. Er ist politisch sehr engagiert, zeigt mir Fotos, auf denen er Reden vor dem EU Parlament hält, mit dem Präsidenten von Moldawien, …. Leider reicht das Einkommen in Moldawien nicht zum Leben und daher ist er Fahrer für eine rumänische Transportfirma. Treffe auch einige Motoradfahrer mit interessanten Lebensläufen. Die Wartezeit vergeht wie im Flug. Mit dem Motorrad ist man in der privilegierten Position als Erster einfahren zu können, Abstellplatz an der Wand, festzurren, fertig. Mache mich gleich auf den Weg zur Rezeption, vielleicht gibt es doch noch eine freie Kabine? Und die gibt es tatsächlich, kostet statt 160.-€ nur 50.-€! Tag, oder besser gesagt „Nacht“ – gerettet. Schlafe vorzüglich und werde erst durch den Lärm auf dem Gang geweckt – Ankunft in Brindisi voll verschlafen. Wie so oft, sind die Leute bei der Ankunft schon nervös und warten bei den noch versperrten Abgängen zu den Stellplätzen der Autos, ich komme gerade zur richtig Zeit. Treffe noch Vlad, herzliche Verabschiedung, „Wenn Du nach Moldawien kommst musst Du mich unbedingt besuchen!“ Das verspreche ich sehr gerne.

Entscheide mich nach Kalabrien zu fahren. Parco Nazionale de la Sila, San Giovanni in Fiore, Crotone, immer wieder kreuze ich über die Berge. Tropea liegt zwar unheimlich schön am Meer, toller Ausblick, mir sind einfach zu viele Leute, der Tourismus hat den Ort voll im Griff. Etwas abseits bei Calafatoni finde ich ein ruhiges nettes Hotel. Von den Orten an der Küste ragt sicher Scilla heraus, schöner Strand, schönes Ambiente.

Ganz im Süden bleibe ich dann einige Tage in Bova Marina, nicht dass ich genau weiß was ich da will, aber Maurizio vom Hotel Girlasole ist derartig einzigartig, dass ich mehrere Tage bleibe – und nicht bereue. Gemeinsame Zigarre am Nachmittag, ich mag italienische Küche, Maurizio liebt es zu kochen und … er kann es vorzüglich.

Karl hat mir einige Tipps aus der Umgebung gegeben: Roghudi, eine Geisterstadt, ich nehme auch Africa Vecchio mit, ebenfalls ein verlassener Ort. Lese über die Gegend des Aspromonte, die Mafia, … In Roccaforte del Greco sind erst vor wenigen Wochen die Berge riesigen Waldbränden zum Opfer gefallen. Die Chiesa dela Madonna Grecia in Galliciano. Ein Pick up hält, spricht mich an, auf Griechisch! Die alten Griechen hatten in Italien etliche Siedlungen, im Asperomonte sind sie noch sehr gut erhalten. Auch Pentedattilo ist griechischen Ursprungs („Fünf Finger“, nach der Form des Berges des Ortes).

Ich war bereits am Vortag in das Amendolea Tal gefahren, bis mich leichter Regen zum Umkehren bewog. Hatte das Hotel Girasole noch nicht erreicht, als das Unwetter niederging. Am nächsten Tag waren die Vermurungen katastrophal, auch die Häuser in den Orten waren betroffen, die Straßen ohnehin. Zwei Hunde, Schulterhöhe ein Meter attackieren mich, ans Gas und weg, in der nächsten Kurve das Dilemma: Tiefer Schlamm. Versuche so gut wie möglich durchzumanövrieren, im Schlamm geht Kurve gar nicht. Ich schlage seitlich in eine Böschung ein, zurückgeschleudert auf die Straße, dann haut’s mich auch schon voll hin. Die Hunde haben noch vor der Kurve abgedreht, ich liege im Dreck.

Der BMW ist nichts passiert – mich schmerzt der Daumen, ziemlich stark. Kann ihn zwar bewegen, das Gelenk schwillt aber ganz schnell an. Mein erster Gedanke: Das wird länger dauern. Ich schreibe diesen Bericht sieben Monate später, die Schmerzen sind schon etwas abgeklungen, die Schwellung ist noch immer da. Bin froh, dass nichts gebrochen ist und ich weiter fahren kann.

Von Bova Marina nach San Luca und Plati, beide Orte haben Einträge in Wikipedia wegen ihrer Bedeutung für die Mafia. Möchte von Plati weiter über die Berge, das geht einige Kilometer ganz gut, danach weniger gut und irgendwann ist dann endgültig Schluß – die Straße ist über die gesamte Breite weggebrochen, kein Weiterkommen. Zurück auf die Küstenstraße und bei der nächsten Gelegenheit über die Berge bis Lamezia Terme.

Über die Berge quer durch in die Gargano, Vieste, Peschici. Foresta Umbra ist immer wieder ein Erlebnis, das Unwetter und der Hagel am Vortag haben starke Spuren im Wald hinterlassen. In Richtung Norden am Kamm der Abruzzen, Sulmona, L’Aquila. Die Folgen des schweren Erdbebens vor einigen Jahren sind bedrückend, Amatrice ist heute noch so wie damals dem Erdboden gleichgemacht. Über Gran Sasso nach Ascoli Piceno.
Auf halbem Weg ein Kiosk am Straßenrand, es gibt Panini mit Prosciutto. Setze mich an einem leeren Tisch, einige Motorradfahrer am Nebentisch laden mich ein. So lerne ich Franz Xaver Bösl kennen. Er ist Italiener, sein Vater kam aus Nürnberg nach Ascoli – er spricht perfekt deutsch und es entwickelt sich eine richtige Freundschaft aus der Begegnung. Die Gruppe ist mit Trial Maschinen auf unwegsamen Wanderpfaden unterwegs, beeindruckende Fotos! Ascoli Picena gefällt mir auf Anhieb! Caffe Meletti mit Olive Ascolina, eine Spezialität aus der Stadt. Am Plaza eine künstlerische Veranstaltung, mit Ballett, Pantomime, … Unterhalb von Ascoli ein mondäner Badeort: Sirolo. Ich schaffe sogar eine Runde im Meer zu schwimmen. Etwas zu stark aufgetragen. Ich genieße die nächsten Tage in der Marken – einsame Berggegend, das Navi findet sich auf den engen Straßen nicht wirklich zurecht.

Bei Arezzo sickere ich langsam in die Toskana ein. In dem kleinen Ort Laterina. Im Caffe Michelangelo am Plaza werde ich herzlich aufgenommen. Rege Kommunikation mit den Leuten auf der Straße – das letzte Mal auf der Tour, in der Toskana selber geht es dann etwas weniger unterhaltsam weiter. In Lucca ist es dann endgültig vorbei, der Wetterbericht verspricht außerdem ein Genua Tief.
Direttissima nach Hause – hinter mir der Regen.

5 Kommentare zu “Griechenland & Italien

  1. Thomas Ewert

    Toller Reisebericht Anton und schön, dass Dir mal wieder nichts schlimmes passiert ist. Viel Spaß in Chile

    • Anton Marschall

      Hola Thomas,
      Schön von Dir zu lesen!
      War ein denkbar seltsames Erlebnis, obwohl ich sehr gerne in der Türkei bin und viele Freunde dort gefunden habe – sie waren alle entsetzt.
      Bin von Chile schon nach Bolivien eingesickert – mit den ganzen Restriktionen gar nicht so einfach. Alle Grenzen zwischen Chile und Bolivien sind gesperrt, konnte in Ollagüe eine Ausnahme für mich ausverhandeln, die Chance habe ich gleich genutzt. Sonst wäre nur der Rückweg nach Santiago und über den Paso Libertador nach Mendoza möglich gewesen. Das sind einige km …

  2. Hallo lieber Weltenbummler! Super Bericht und tolle Bilder, die werden immer besser…. Wir sind quasi auch schon in den Startlöchern da es für uns am 11. März losgeht. Die Bikes warten brav in Thessaloniki. Ja und Volos steht bei uns auch auf dem Programm da wollen wir sogar ein paar Tage verbringen. Liebe Grüße und weiterhin gute Fahrt Stefan und Michi

    • Anton Marschall

      Hola Stefan,
      Vielen Dank für Deinen lieben Zeilen! Kann mit Dir bei Weitem nicht mithalten, Deine Bilder und Videos haben sehr viel Professionalität.
      Volos und die dahinterliegende Küste kannte ich nicht und war voll überrascht.
      Hoffe die Zeit vergeht für Euch sehr schnell und Ihr könnt bald los.
      Liebe Grüße
      Toni

  3. Brigitte

    Lieber Anton, vielen herzlichen Dank für die tollen Fotos und den herrlichen Bericht! Wünsche dir weiterhin gute Fahrt und schöne Erlebnisse, wohin dich dein Motorrad auch trägt! Herzliche Grüsse aus dem Tessin, Brigitte

    PS: Freue mich schon auf den nächsten Reisebericht — diesmal wieder von weit weg

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