Südamerika im Norden

Route: (Bild anklicken)

Die Reise beginnt:

War im letzten Jahr bis Trujillo gekommen, möchte aber nicht über die Küste hoch, sondern nehme den Umweg über die Cordillera Blanca, in Huaraz ein wunderschönes Appartement in einer nicht so gepflegten Stadt, direkt am Huascaran. Ein Highlight vom letzten Mai war der Canon del Pato – die Entenschlucht. Nehme mir viel Zeit, Fotos, Eindrücke, … am Abend in Huanchaco. Damit beginnt die eigentliche Tour, meine wahrscheinlich letzte in Südamerika. An der Küste entlang nach Cajamarca, WhatsApp mit Philipp. In der Gegenrichtung hält ein VW Käfer: Do you speak english? So lerne ich Leon kennen, er ist auf dem Weg von Alaska nach Ushuaia, es begleitet ihn ein gesamtes Team mit Kameraleuten, Assistenten, … Das Besondere ist, dass er die Reise ohne einen Cent macht. Das Roadmovie soll in Netflix gezeigt werden. Interview mit mir: Was machst du? Warum machst du diese Reise? Learnings, … Ich erzähle ihm von meiner Beziehung zum Salar de Uyuni – If you would like to be fast go slow! Meine ganz besondere Erfahrung mit Zeit, Zigarre, … Er fragt, ob ich eine Zigarre für ihn habe? Natürlich! Wird filmisch festgehalten. Besonders interessiert ihn, wie ich ohne Spanischkenntnisse durchkomme – Körpersprache! Mir imponiert, dass er bereits etliche Dinge gemacht hat, so auch einmal um die Welt mit dem Motorrad. Meine „Inspiratoren“, Ewan McGregor und Charley Boorman sind ihm natürlich ein Begriff. Ein ganzer Beitrag wird gestaltet, auf Video und Bildern festgehalten, herzlicher Abschied – wir bleiben immer wieder in Kontakt. Einige Tage später postet Leon unser Abschiedsfoto auf Instagram, tatsächlich schreibt jemand einen Kommentar, „ob das Charley Boorman sei auf dem Bild“ mit Leon – muss heute noch darüber schmunzeln.

Met Leon on his tour from Alaska to Ushuaia at the Panamericana.   http://www.leonlogothetis.com/

Good luck !

Die Straße nach Cajamarca ist eine tolle Bergstraße, leider muss ich an etlichen Baustellen mehrere Stunden warten … in Cajamarca habe ich ein wunderschönes Appartement im Zentrum gefunden, bleibe zwei Tage, einige Stunden davon in den Termas del Inkas. In Cajamarca wurde der letzte Inka, Atahualpa, von den Spaniern hingerichtet. Von Cajamarca nach Leimebamba – wusste nicht was da auf mich zukommt, aber: Ist das absolute Highlight dieser Tour bisher – hohe Berge, unzählige Kurven, einspurige Straße mit Gegenverkehr, durchaus große LKWs… ein Leckerbissen! Brauche fünf Stunden für die 250 Kilometer, genieße jeden einzelnen. In Leimebamba treffe ich einen Touristenbusfahrer, er erzählt mir, dass er zwölf Stunden mit dem Bus für diese Strecke benötigt. Im Hotel La Casone de Leimebamba – übrigens ein Muss wenn man hierher kommt – eine englische Reisegruppe. Am nächsten Tag treffe ich sie wieder im Museum von Leimebamba. So komme ich zu einer geführten Tour durch das Museum, in dem Mumien der Chachapoyas ausgestellt sind. Ich lerne sehr viel über die Präinkazeit und die Inkas. Der Reiseführer der Gruppe ist aus Lima, wohnt jetzt in Chachapoyas und heißt: Oscar Von Bischoffshausen P. – sein Großvater ist von Deutschland nach Peru ausgewandert und spricht sehr gut deutsch. Das Museum wurde 2002 mit österreichischer Hilfe errichtet, Elisabeth Gerer war als Bildungsministerin bei der Eröffnung in Leimebamba! Die Adresse des Museums lautet Camino Austria.

Ich bin wieder in einer sehr ländlichen Gegend

  • Essen: Gemüsesuppe, Beefsteak mit Reis, Kartoffeln, Salat und Tee: Zwei Euro.
  • Den rechten Spiegel habe ich bei einem Umfaller abgebrochen => Schweißen beim Schlosser im Ort: 60 Cent!

Auf halben Weg nach Chachapoyas liegt die Festung Kuelap – stark beworbener und ausgebauter Fremdenverkehrsort. Musste man vor zehn Jahren noch mit Pferden in einem mehrtägigen Ritt zur Festung, wurde im letzten Jahr eine Seilbahn gebaut. Ich hatte von der englischen Reisegruppe, die ich in Leimebamba getroffen habe, gehört, dass die Seilbahn jeden Montag wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb ist, heute ist Dienstag und sie fährt. Das Navi bringt mich zielsicher zur Talstation, dort werde ich aufgeklärt, dass es die Tickets acht Kilometer weiter unten gibt und man mit Bussen hierher gebracht wird ?! Ich frage, ob die Straße bis hinauf führt – tut sie. Die neunundzwanzig Kilometer sind wunderschöne Naturstraße, die Landschaft gefällt mir dazu noch sehr gut. Dort wo die Seilbahn endet, endet auch die Straße. Bis zur Festung sind es dann noch drei Kilometer und etliche Höhenmeter – verstehe nicht, warum man die Bahn nicht näher herangeführt hat, ist für ältere Menschen sicher nicht machbar. Das Angebot mit den Pferden hochgetragen zu werden ist dafür sicher keine Lösung. Es herrscht eine hohe Erwartungshaltung, man sieht Kuelap schon als das neue Machu Picchu … da ist noch einiges zu tun. Weiter zum Gocta Wasserfall – dem vierthöchsten der Welt mit 771 Metern Fallhöhe. In der Gocta Andes Lodge bekomme ich ausnahmsweise als Nichtgast Kaffee und Eispalatschinken, also Panqueque con Helado, mit direktem Blick von der Terrasse und dem Swimming pool auf den Wasserfall. Zum Nächtigen nach Chachapoyas, nettes Hostal. Dort treffe ich Dagmar und Christian, die beiden sind seit sieben Jahren mit einem Segelboot unterwegs, über den Atlantik, Karibik, den Panamakanal in den Pazifik – beim Abendessen tauschen wir unsere Erfahrungen aus. Ich merke, dass Motorradreisen und Segelreisen zwei völlig unterschiedliche Arten des Reisens sind (Hurrikanzeiten, jahreszeitliche Wind- und Wasserströmungen, das Leben auf einem zwölf Meter Schiff, Landausflüge,  …). Richtig schöne Fahrt nach San Ignacio, ein Bach fließt, so wie viele andere auch, über die Straße, instinktiv bremse ich viel mehr als sonst, langsam durch das Wasser und schon haut’s mich voll hin! Ein junger Bursch hält mit seinem Moped, versucht durchs Wasser herüber zu kommen – es streckt ihn voll hin. Auch die beiden Mopedfahrer, welche in den nächsten Minuten vorbeikommen, liegen im Wasser – durch die Algen ist es wahnsinnig glatt und die Straße hat eine starke seitliche  Neigung – in San Ignacio arbeite ich bei einer Werkstätte zwei Stunden um den Sturzbügel, den Kofferträger und den Koffer halbwegs auszurichten.

Approaching Ecuador

Über enge Bergstraßen nach Norden, schneller als gedacht erreiche ich die Grenze zu Ecuador – La Balsa. Die Ausreise ist in zwei Minuten erledigt, der Zoll braucht etwas länger, der ältere Herr ist mit dem Computer nicht so vertraut. Brauche etliche Kopien meiner Dokumente, die gibt’s im Tienda gegenüber. Dort tausche ich auch meine restlichen Soles in Dollar. Über den Fluss nach Ecuador, zuerst Halt vor dem Schranken. Bei der Migracion zwei junge Polizisten, sie fragen nach der Tarjeta – gibt’s nicht! Ich zeige ihnen die Bilder von meiner Einreise in Desaguadero, mit dem Präsidenten von Peru und Bolivien, dass ich der erste Einreisende war und es keine Tarjeta mehr gibt … sie glauben auch so etwas gehört haben. Ich rede einen wegen seiner Waffe an – eine Glock, aus Österreich. Sie meinen beide, dass das die beste Pistole in der ecuadorianischen Polizei ist!!! In fünf Minuten bin ich durch – alles easy. Nebenan zum Zoll, da wird es etwas durchwachsen. Der junge Mann kennt Austria nicht, schreibt Ustriaco? Es dauert, bis er im Zulassungsschein die einzelnen Positionen findet und im Computer eingibt, danach bekomme ich das Ganze zum Lesen und denke jetzt passt’s – nicht so. Er meint es wird zehn Minuten dauern!? Der Kollege kommt von hinten nach vorne, es riecht streng nach geröstetem Zwiebel. Nach einer Stunde frage ich nach, ob er noch etwas braucht, er erklärt mir freundlich, dass er auf eine Nummer warten muss … Nach einer weiteren halben Stunde kommt Bewegung rein: Er beginnt wieder in die Tasten zu „hämmern“, ich soll noch etliche Kopien meiner Dokumente anfertigen – im Tienda nebenan – und bekomme die beiden Ausdrucke zu unterschreiben – Geschafft! Nun sind schon zwei Stunden vergangen, ich bin der einzige Kunde! Denke nicht, dass hier viel los ist und die Grenzstation an das Gesamtsystem angeschlossen ist, sondern die Daten von einer anderen Stelle ins System eingetragen und das fertige Formular zurück geschickt wird.

War die peruanische Seite durchgehend asphaltiert ist in Ecuador Naturstraße, in der Nacht war schwerer Regen, die Straße ist eng, steil, matschig. Einige Flüsse sind ziemlich stark angeschwollen und knietief. Auf der Strecke sind zahlreiche Erdrutsche, es wird schon an der Aufarbeitung gearbeitet – wenig Aufregung, dürfte öfter vorkommen. In Vilcabama ist englisch die zweite Amtsprache – unheimliche viele Expats und Touristen. Der Ort wird das „Tal der Hundertjährigen“ genannt – nicht nur ich habe so meine Bedenken, auch im Internet gibt es etliche Zweifel. Ausserdem ist das Tal von Vilcabamba für Esoteriker „das Herz der Erde“ – Hippies,  Threatlocks, ausgeflippte Typen und viele alte Menschen = Ausländer bestimmen das Straßenbild, die wollen alle hundert werden. Nächtige bei Peter und Dieter, zwei Brüder aus Bayern, die hier ein Hotel betreiben. Von Peter bekomme ich die Adresse eines nettes Hotels in Cuenca und vom „alten“ Gerd in Quito – der ist in der Overlanderszene ein Begriff, dort kann ich auch mein Motorrad parken, wenn ich nach Galapagos möchte. Nach einer schönen Route gefragt meint Peter, „dass es keine Abenteuer in Ecuador mehr gibt, alles asphaltiert“. Nur von der Route nach Kolumbien über Nuevo Loja rät er mir ab – Drogenschmuggel, Kriminelle. Der Übergang ist immer wieder wegen Übergriffen gesperrt, erst vor einigen Wochen wurde einige Journalisten ermordet. Werde mich in Quito näher mit dem Thema beschäftigen. Die „Posada del Angel“ in Cuenca ist eine Sensation, tolles Ambiente, sehr gute Betreuung, natürlich kennen sie Peter und Dieter, bleibe zwei Tage. Streife durch die Stadt mit tollen, historischen Gebäuden, finde das „Restaurant Wunderbar“. Grüsse vorsichtshalber mit Servus! So treffe ich Frank den Franken aus Würzburg, auch er kennt Peter und Dieter aus Vilcabamba – die kennen sich alle! – finde auch ein Propekt in seinem Lokal von dem Hotel der Beiden. Frank betreibt noch das Cafe Austria, dort treffe ich ihn auch am nächsten Tag – Espresso, Apfelstrudel mit Schlag!

Mit den beiden Wienern, Anna-Maria und Gerald, die ich in Cafayate kennengelernt habe, bin ich immer wieder in Kontakt, sie haben ihr Quartier nur fünfzig Kilometer entfernt, in Loja, aufgeschlagen. Vielleicht schaffen wir doch noch einen gemeinsamen Abend in Südamerika.

Die Beiden planen eine Zugfahrt in Alausi, ich fahre über die Berge in Richtung Quito, dichter Nebel, Regen – unangenehm – und mache Halt in Alausi. Am Bahnhof treffe ich Bob und seine Frau Ann, die beiden Engländer sind seit fünfzehn Jahren unterwegs, die letzten Jahre mit einem Truck, zwölf Tonner! Von Ann bekomme ich sicher den besten Kaffee, den ich in Südamerika getrunken habe – Lavazza, und Ann versteht etwas vom Kaffeekochen, mit schöner Crema. Der Zug sollte in einigen Minuten ankommen .. und: Treffe die beiden Wiener tatsächlich, gemeinsames „Mittagessen“ am Kiosk – Pollo con Pappa frita. Fahre noch bis Quito ins Hostal Zentrum, zu Gerd Jacobsen. Gerd hat eine besondere Lebensgeschichte – 87 Jahre alt, lange weiße Haare, Vollwaise, aufgewachsen in Hamburg in verschiedenen Heimen, Patenfamilien. Führte einige Lokale auf der Reeperbahn, seine Exfrau betreibt noch immer die berühmte „Ritze“. Seit seinem 72en Lebensjahr lebt er hier in Quito, hat das Hostal Zentrum für Overlander aufgebaut, viele Geschichten aus seinem Leben, die für mich einen tiefen Einblick in eine andere Welt geben. Zur Überraschung kommt auch noch Dieter, bei dem ich in Vilcabamba gewohnt hatte, in das Hostal – wieder mal die große kleine Welt. Er holt seine Mutter vom Flughafen ab, bleibt einige Tage in Quito und wohnt gewohnheitsgemäß bei Gerd. Etliche andere Gäste sind hier, die Lebensgeschichten abendfüllend und filmreif, die Geschichte von Daniel, einem Schweizer, wurde in einem Buch verarbeitet. WhatsApp von Anna-Maria und Gerald – die beiden Wiener sind auch in Quito angekommen, haben für ihre Hunde die übliche Prozedur für die Grenzformalitäten bei den Tierärzten hinter sich gebracht und sind nur einige Minuten entfernt zum Abendessen – noch ein gemeinsamer Abend mit den Beiden. Sie wollen in Tulcan über die Grenze nach Kolumbien, hatte von anderen Reisenden gehört, dass es hier zu ziemlichen Verzögerungen kommt – durch die venezulanischen Flüchtlinge ist die Grenze heillos überlastet, stundenlange Wartezeiten!

Nächstes Ziel: Galapagos

1 Kommentar zu “Südamerika im Norden

  1. stefan baschny

    Hola Toni !
    Danke für deinen spannenden Bericht. Wie immer lese ich diesen mit Begeisterung und Bewunderung.
    Wünsche dir weiterhin gute Reise und freue mich schon auf ein wiedersehen.
    Unser Traum, auch so eine Reise zu wagen wird immer konkreter.
    Wir haben unsere Bikes nun mit Alukoffer ausgestattet, und vor zwei Wochen
    ein GS1200 Enduro Training in Spanien (Malelobo) absolviert. Das Training ist gut gelaufen und meine Frau dreht zumindest nicht gleich wieder um, wenn eine Schotterstraße kommt.
    Naja wir werden noch üben, fahren aber jetzt schon jede trockene Schotterstraße die sich uns anbietet.
    Liebe Grüße aus Niederösterreich
    Stefan und Michi

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