High roads

 Die Route: 1. – 10. April 2016 (nicht auf Google maps darstellbar – Route von Tupiza quer durch das Lipez nach Quetena Chicos)

Die Reiseplanung läuft. Ich konnte im November keinen Vorderreifen finden, so entschließe ich mich einfach einen im Gepäck im dem Flieger mitzunehmen – Pirelli Scorpion, hat sich super als Off road Reifen bewährt. Maira erwartet im April ihr Kind, Matteo, Sigrid hat für Mitbringsel gesorgt.

Da es nur etwas mehr als zwei Wochen sind habe ich zumindest eine grobe Routenplanung zusammengestellt. Highlight ist der Vulkan Uturuncu, die höchste anfahrbare Strecke weltweit – 5.850 Meter. Bis zur Spitze des Vulkans sind es dann 6.008 Meter – zu Fuß natürlich. Dann über San Pedro de Atacama in die Catamarca von Argentina Norte. Einer abgelegenen Gegend, das Zelt ist eine notwendige Absicherung für alle Fälle.

Übliche Reiseroute: Über Sao Paulo nach Santa Cruz, Tarija. Flüge ohne Probleme, der Gepäcktransport klappt bestens. In Santa Cruz muss ich den bolivianischen Zoll passieren, bin neugierig ob das klappt!? Aber: Der Zufallsgenerator beim Gepäckscheck zeigt „grün“ – durch! Der Inlandsflug nach Tarija dauert weniger als eine Stunde.

Frédéric holt mich vom Flughafen ab – mit einem Blumenkranz, wie in Hawaii, das finde ich ganz super! Maira konnte nicht mitkommen, da sie mit Freundinnen die bevorstehende Geburt feiert. Im Hotel treffe ich auf diese Feierrunde und packe meine Mitbringsel aus. Es passt alles sehr gut zu den anderen Geschenken, denke das ist weltweit recht ähnlich mit den Babys und Müttern…

Die mitgebrachte Schokolade hat die heißen Temperaturen in Sao Paulo und Santa Cruz nicht so gut vertragen, sie ist ziemlich weich, um nicht zu sagen zerronnen – Schade drum. Dadurch sind auch die anderen Stücke im Koffer in Mitleidenschaft geraten…
Abendessen im La Pasarela ist wie immer sensationell, Schlafenszeit. Nach dem Frühstück: Koffer packen, irgendwie habe ich sehr viel Platz??? Motorrad vom Freund des Hauses, Baumeister, holen, klappt alles bestens. Da ich wenig Zeit habe fahre ich schon mittags los Richtung Tupiza. Wieder über den Berg durch den Tunnel, die weiteren 80 Kilometer Schotter sind bald geschafft. In Tupiza finde ich auf Anhieb ein Hotel – Sigrid hat das gleiche im Internet gefunden, es sollte das beste in der Stadt sein, bin sehr zufrieden. Im Hof sind bereits einige Motorräder abgestellt und es werden bis zum Abend mehr. Ich treffe eine Gruppe Argentinier, die eine Tour durch Bolivien machen, ein sehr netter Plausch entsteht daraus, Emails werden ausgetauscht, Fotos gezeigt, Erfahrungen besprochen. Am nächsten Morgen treffe ich zwei von der Gruppe beim Frühstück wieder, sehr schweigsam und zerknirscht, einer aus ihrer Gruppe ist in der Nacht verstorben! Bevor ich losfahre noch volltanken, auch den 20 Liter Benzinkanister aus Uyuni. Es gibt keine Tankstellen bis San Pedro de Atacama, und das ist ziemlich weit. Auf dem Weg zum Vulkan Uturuncu möchte ich Station in San Pablo de Lipez übernachten, im Hotel Tayka del Piedra. Tupiza hat einige sehr schöne Ecken, bevor ich losfahre noch zur … Diabolo. Der Weg selber hat viele schöne Passagen, ist aber auch sehr fordernd. Kurz vor San Pablo fallen mir eigenartige Tiere auf – Hasen mit buschigem Schwanz laufen wie verrückt über die Felsen an der Straße. Ich komme aber zeitgerecht in San Pablo an, das Hotel liegt auf einer Anhöhe, versperrte Türen, ich klopfe, warte, eine ältere Frau öffnet letztendlich und erklärt mir, dass das Hotel Urlaub macht und geschlossen hat!!!??? Von der Anhöhe sehe ich ein Schild mit Hostal … Ich klopfe, warte, fahre um das Haus herum … ein Mann öffnet, alles ok, Zimmer passt. Der Hausherr baut gerade sein Haus mit Lehmziegeln weiter aus, er erzählt mir, dass er eine Familie hat, die Frau in aber leider verlassen hat und er jetzt allein im Haus lebt. Das Motorrad stelle ich auf der Baustelle ab, Gepäck abnehmen, 20 Liter Benzinkanister ist … leckgeschlagen, alles Benzin ausgeronnen! Ich gehe ein wenig durch San Pablo, Wasser, Obst kaufen. Am Plaza ist ein buntes Treiben, Tischfußballspiel im Freien, die Schüler bleiben auf dem Schulweg am Plaza, ältere Frauen und Männer sitzen herum. Rein aus Interesse frage ich nach Gasolina und: Eine der Frauen verkauft Benzin. Wir gehen drei Häuser weiter, sie bringt mir einen 10 Liter Kanister mit Benzin, im Hostal fülle ich den Tank voll und bringe ihr den Kanister wieder zurück – so einfach geht´s. Duschen: Ist etwas außerhalb vom Haus, es ist mittlerweile kalt, saukalt. Der Duschkopf hat eine Heizung eingebaut, so wird beim Durchfluss das Wasser erwärmt. Der Strahl: sehr, sehr dünn. Das Wasser wird auf der Haut augenblicklich eiskalt. Ich bekomme einen Schüttelfrost unter der Dusche! Abtrocknen: Mit der Funktionswäsche, Handtuch gibt es nicht. Zurück ins Haus, über den Hof, ins Bett, der Schüttelfrost und das Zähneklappern bleiben noch ziemlich lange. Im Zimmer gibt es keine Heizung, drei bis vier Decken halten warm. Ohne Frühstück weiter nach Quetena Chico. Wüstenähnliche Landschaften, aber auch hohe Gebirgsstraßen wechseln ab. Dazwischen Wasserfurten. Ein Bergübergang erscheint mir ziemlich hoch, das Navi zeigt 4.900 Meter – da sag noch jemand, dass der Abra del Acay mit 4.850 Meter der höchste Pass am amerikanischen Kontinent ist! Zumindest dieser unbekannte Pass ist bereits höher. Teilweise tiefer Sand macht das Weiterkommen sehr beschwerlich.

Als Ausgleich eine Wasserfurt, die es voll in sich hat. Sie ist ziemlich breit, ich kann die Tiefe nicht abschätzen, also: Absteigen und Durchwaten, der Untergrund ist sehr steinig und uneben, die Motorradstiefel sind randvoll und: wasserdicht, es rinnt kein Wasser heraus! Das Wasser geht stellenweise bis zum Knie, aber es sollte gehen. Stürzen verboten, der Motor würde augenblicklich Wasser ansaugen und damit wäre meine Reise zu Ende. Ich nehme allen Mut und Willen zusammen und gehe es an. Es schleudert mich heftig, ein großer Stein bringt mich fast am Umfallen. Ich weiß nicht genau wie, aber es geht gut! Ich schnaufe wie eine Lokomotive, schon der Weg bisher war nicht easy und ich bin schon geschafft. Die Seehöhe ist um die 4.200 Meter. Dieser Teil hat sein Übriges gemacht, ich bin völlig knieweich.

Quetena Chico ist nur wenige Kilometer weiter, ich suche ein Hostal, frage mich durch und finde oberhalb des Ortes eine Unterkunft. Es ist zwei Uhr, der Vulkan Uturuncu begleitet mich schon seit einigen Stunden auf meinem Weg. Bis zum obersten Punkt sind es 45 Kilometer = 90 Kilometer hin und zurück, 20 Stundenkilometer Schnitt = 4 Stunden = 18:00 Uhr zurück. Den Besitzer frage ich wegen des Weges und des Zustandes der Strecke, … Gesagt, getan! Ballast vermeiden, Koffer abmontiert und los geht´s. Der Weg ist ziemlich steinig, etliche Wasserfurten, aber ich komme gut voran, bis auf halber Höhe und: Ein Schranken, versperrt! Rechts der Hang nach oben links der Hang nach unten. Wenn, dann geht es nur links, zum Abhang. Gerade an dieser Stelle ist ein hoher senkrechter Vorsprung, ich bemühe mich mit allen Kräften herum zu kommen, immer die Gefahr, wenn ich nach links umfalle stürzt das Bike den Abhang hinunter. Ich bin völlig durchgeschwitzt, bleibe aber mit dem Hinterrad an der Stufe hängen, da geht nicht weiter. Alles zurück, gleicher Aufwand wie hinauf, gleicher Risiko. Mehr oder weniger hebe ich das Motorrad Stück für Stück nach unten, immer wieder bedacht, dass es nicht nach links fällt. Ich bin echt froh, als das Motorrad wieder in Fahrtrichtung nach unten steht, zurück ins Dorf. Als ich unten ankomme, bevor ich noch das Motorrad abstelle legt ein Schneesturm los, binnen Sekunden ist keine Sicht mehr und  es schneit, hagelt, … Nach einer halben Stunde ist der Spuck vorbei. Der Uturuncu ist tief verschneit. Ich bin froh, dass ich nicht weitergekommen bin, wäre jetzt vermutlich oben angekommen, oder auch nicht. Essen Einkaufen: Finde ich im Dorf, dort bekomme ich auch Benzin – 10 Liter aus dem Kanister = Mit einem Schlauch aus dem Fass in den Kanister, dann mit dem Schlauch in den Tank. Die Frau führt mich zum Fass, drückt mir den Schlauch in die Hand – selber machen ist angesagt. Es gelingt mir das Benzin anzusaugen, ohne dass ich etwas in den Mund bekomme, das gibt Zuversicht! Zurück zum Bike: Kanister auf des Top Case, ansaugen, der Mund ist voll mit Sprit, grauslich und: Es läuft nicht! Also nochmal, das nehme ich wörtlich „Alles nochmal, mit vollem Mund“. Beim dritten Mal läuft`s dann doch, der Geschmack im Mund ist einmalig. Essen habe ich, aber kein Brot. Gehe durch den Ort und erfahre, dass ich beim Haus an der Ecke zum Plaza am Fenster anklopfen soll, dort gibt s Brot. Der „Auskunftgeber“ ist auch der örtliche Aufseher des Museums und er lädt mich zu einer Sonderführung ein … da kann ich jetzt nicht ablehnen. Zuerst zum Fenster, anklopfen, Brot kaufen. Dann zum Museum, ist wirklich nett gestaltet, ich erfahre viel über die Tiere und die Vergangenheit des Ortes, besonders über die Schwefelmine, die am Berg Uturuncu bis vor einigen Jahren in Betrieb war und letztendlich aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt wurde. Zurück im Hostal ist eine Gruppe mit einem 4×4 Wagen angekommen, bunt gemischt Frankreich, England, Australien…

Die Engländerin, eigentlich eine Inderin aus Srinagar, spricht auch ein wenig Spanisch. Mit ihrer Hilfe berede ich mit dem Hostaleigentümer die Situation wegen des Schrankens am Uturuncu. Er weiß davon und erklärt mir, dass nur Leute aus Quetena Chico einen Schlüssel dafür haben, … na und! Dann hat er doch auch einen. Hat er! Ich überzeuge ihm, dass er mir den Schlüssel für morgen leiht, er willigt nach einigen Verhandlungen für 100 BOB = 12 Euro ein. Duschen, warmes Wasser: Ist nicht. Da ich ziemlich verschwitzt bin mache ich eine Bassenawäsche so gut es geht, das Gröbste geht weg. Ich schlafe nicht sehr gut. In Tupiza habe ich mir gegen die Höhenkrankheit Sorochi Pills = Aspirin besorgt, drei davon täglich. Gegen die Magenbeschwerden nehme ich vorsorglich Pantoprazol. Die Höhe macht mir trotzdem zu schaffen, das Herz pocht bis zur Schädeldecke.

In der Früh gibt mir der Hostaleigentümer den Schlüssel und es geht erneut los, der Schnee ist schon ziemlich geschmolzen. Mein Hostalgeber meint, dass der Weg sicher frei ist. Neuerlicher Anlauf, das Wetter ist traumhaft, keine Wolken,  kein Wind, -12 Grad,  das Motorrad ist völlig mit Eis eingefroren. Die Gruppe im 4×4 Wagen machen sich auch gerade auf den Weg. Ich bin die Strecke jetzt schon zwei Mal gefahren und komme gut voran. Beim Schranken: Aufsperren, der Schlüssel passt, weiter. Der Weg wird steiler und steiniger. Es geht lange gut, bis ein großer Stein mich zum Umfallen bringt, bin jetzt schon auf knapp 5.000 Meter, die Luft wird knapp, ich hieve das Bike hoch – ist etwas einfacher, da ich alle Koffer im Hostal gelassen habe – unnötiges Gewicht sparen. Gleich beim Aufstellen fällt mir unangenehm das Öl am Boden auf. Jetzt, als die Maschine steht, sehe ich auch die Ursache: Ein Stein hat die Zylinderabdeckung leck geschlagen … von wegen „unnötiges Gewicht“ sparen, jetzt stehe ich ziemlich belämmert da. Ich überlege bereits die Alternativen, wobei es gibt nur eine: Zu Fuß runter und dann weiter sehen. Sehe mich schon den Rest des Tages die rund 30 Kilometer zu Fuß nach unten wandern. Dabei fällt mir ein, dass in den vorderen Taschen das Reifenreparaturset sein sollte, da sind auch diese „Klebewürstel“, vielleicht geht da was. Mit dem Leatherman drücke ich ein Würstel in den Riss. Dann verklebe ich rund herum Klebestreifen,  wobei ich sie mit dem Messer fest ans Metall drücke. Der Moment der Wahrheit: Start! Der Motor läuft und: Es spritzt kein Öl heraus, na dann nichts wie runter. Ich halte mehrmals an, check, eine leichte Ölspur ist zu sehen, aber das sieht nicht dramatisch aus. Am Schranken vorbei, weiter nach unten. Ich drücke die Kleibestreifen mehrmals fest, gebe noch welche dazu. Im Endeffekt „schweißt“ ein wenig Öl heraus, das ist aber keine wirkliche Menge. Es geht bis zum Hostal gut und ich bin heilfroh.

Jetzt ans richtige Material – Kaltmetall! Den Riss gut reinigen, mit Benzin fettfrei machen, richtige Mischung und großzügig verspachteln. Nach fünf Minuten ist das Ganze hart, Start, dicht! Passt!

Neuer Anlauf. Es ist mittlerweile Mittag und Wind macht sich auf. Jetzt nehme ich Reparaturmaterial und Werkzeug am Gepäckträger mit. Alles wie gehabt, Auffahrt, Schranken, … ich passiere die Sturzstelle, weiter nach oben. Der Weg spottet jetzt jeder Beschreibung, steil, große Steine, aber auch tiefer Sand wechseln sich ab. Kein normales Wegstück kommt mehr, teilweise sind große Auswaschungen. Im oberen Teil ein riesiges, unwegsames Schwefelfeld. Ich weiß nicht WIE ich das geschafft habe, aber oben angekommen muss ich erst verschnaufen, dann: Fotos! Ich bin von den Strapazen so geschafft, dass ich eigentlich nur mehr wie ferngesteuert agiere. Es ist mir auch egal, ob ich das Motorrad wieder hinunter bringe, Hauptsache ich war da. Den Weg nach unten fahre ich auch wie ferngesteuert, Steine, Spitzkehre, Steilstück, … Schranken und dann kommen die Lebensgeister wieder. Jetzt fahre ich den halben Berg bereits zum sechsten Mal, kenne schon fast jeden Stein persönlich. Am LKW Reifen vorbei, Wasserfurten und komme gut beim Hostal an. Ich bin völlig geschafft, die Luft ist so wenig, dass ich nicht einmal eine Zigarre zur Feier des Tages rauchen kann. Einige Minuten hinsetzen, erholen, Kräfte sammeln.

Ich brauche wieder Benzin, der Tank reicht nicht mehr bis San Pedro, auf zum Minimarkt! Jetzt nehme ich den Schlauch mit der Schüttelpumpe mit. Die Frau staunt nicht schlecht, wie einfach das Benzin aus den Fass in den Kanister läuft. Gleich weiter in den Tank. Sie fragt, was der Schlauch kostet, … ich schenke ihr den Schlauch – ist ein gutes Werk. Nachdem die Gruppe gestern im Hostal zu Abend gegessen hat, habe ich das auch für heute Abend bestellt, es gibt Gemüsesuppe und Huhn mit Kartoffel, typisch für die Gegend eben. Katzenwäsche an der Bassena und ins Bett. Heute bin ich allein im Hostal.

Am nächsten Tag über die Lagunaroute nach San Pedro. Unterwegs treffe ich immer wieder 4×4 Gruppen, Fotos an einem eingezäunten Bauernhof von Llamas!!! Passiere einige Lagunen, aus einem 4×4 winken mir Leute zu. Bei der nächsten Lagune gibt es einige nette Motive, ich gehe näher ran. Aus einem 4×4 kommen mir einige Leute entgegen – Die Winker. Einer ist Engländer und hatte auch eine BMW GS, die hat er jetzt verkauft um sich die Reise nach Südamerika leisten zu können. Wir fachsimpeln und reden über meine Tour. Auf der Strecke überholen sie mich, der Engländer fotografiert … Beim nächsten Halt kommt er auf mich zu und zeigt mir die Bilder, sind echt gut geworden. Ich gebe ihm meine Email Adresse und er verspricht die Bilder zu mailen. Was er auch einige Monate später macht, ich freue mich sehr über die gelungen Schnappschüsse. Nach einem großen Salar stoße ich direkt in die Lagunenroute Richtung Süden. Es ist eine breite Piste, ich denke, dass hier sehr viele 4×4 Gruppen tagtäglich unterwegs sind. Dann die erste Überraschung: Direkt an der Straße eine Thermas! Das Gewand runter und rein in die Badehose. Es sind nur ganz wenige Leute da, im Thermal nur zwei, das Wasser ist angenehm warm, der Ausblick nach Osten toll, Lagunen, Flamingos, ein Salar, die Berge. Die andere Richtung ist Baustelle, das Becken ist nur einige Meter breit und lang in einigen Monaten werden hier riesige Gebäude für Besucher stehen …

Ich genieße das Wasser, ein junges Pärchen kommt dazu, Brasilianer aus Sao Paulo, sie sind mit Ihren Eltern auf einer Rundreise durch das Altoplano. Ich ersuche die Badewärterin Fotos von zu machen – es wird eine schöne Erinnerung an eine besondere Fahrt. Weiter Richtung Chile, die Landschaft ist ganz besonders, viele Farben, der Himmel hebt sich im tiefsten Blau dazu ab. In einem Sandfeld liegen wie hingeworfen Steinblöcke über mehrere Kilometer im Sand verstreut. Der Weg scheint ins Endlose zu führen. Obwohl die Straße sehr breit ist, sind oft lange Passagen mit tiefem Sand, sehr anspruchsvoll. In der Ferne sehe ich die nächste Laguna – die Laguna Blanca. Sie sieht aber eigentlich ganz normal und grün aus, wie so viele Lagunen. Vor der Laguna Blanca zweigt der Weg zu Lagune Verde ab. Ein leicht erhöhter Parkplatz zeigt, dass hier normalerweise sehr viel los ist – jetzt bin ich ganz allein. Die Laguna Verde liegt vor dem Vulkan Licancabur – ein Traumanblick! Die Farben in tiefem Grün, der Lagune, das Braun des Vulkans und der blaue Himmel sind eine unglaublich schöne Kombination. Ich genieße die Zeit an der Laguna Verde. Der Weg geht weiter zwischen Laguna Verde und Laguna Blanca, nichts Besonderes, bis ich mich am Ende der Laguna Blanca umdrehe um eine letzten Blick auf die Landschaft zu machen und bin völlig aus den Socken: Die Laguna Blanca liegt da in einem satten Weiß. Fotos und meine Analyse: Durch den Wind entstehen auf der Lagune kleine Wellen, die Sonne steht im Gegenlicht und durch die Lichtbrechung wirkt die ganze Oberfläche weiß. Für mich ist das eine ideale Kombination von Wind und Sonneneinstrahlung – vielleicht täusche ich mich aber und es ist ganz anders. Ich habe jedenfalls Fotos von der Laguna Blanca in Weiß, von vielen anderen habe ich bereits gehört und gelesen, dass sie keine weiße Lagune sehen konnten. Kurz nach der Laguna Blanca ein Schranken – Naturschutzstützpunkt, sie fragen nach meinem Billet – habe ich keines. Der Weg über Quetena Chico hat offensichtlich keinen Stützpunkt bei der Einfahrt in den Nationalpark Eduardo Avaroa. Ich bezahle jetzt meine 150 BOB – war alles in allem das Geld mehr als wert. Bis zur Grenze sind es noch rund 20 Kilometer, auf einer Passhöhe. Die Bilder der Zollstation kenne ich bereits aus dem Internet und… sie sieht genauso aus, ein kleines Häuschen mitten im Sandfeld. Einige Leute stehen herum, reden. Ich zum Zöllner, der sitzt auf einem kleinen Tischen vor mir und schmunzelt. Die Zollerklärung für das Motorrad? Habe ich nicht, wo auch ??? Er erklärt mir, dass die Aduana 20 bis 30 Kilometer vor der Migration ist. Fragende, staunende, hilflose Gesten meinerseits, er erklärt von sich aus, dass ich die temporäre Einfuhrgenehmigung bei ihm hinterlassen kann und er das für mich morgen früh an der Aduana erledigt, ganz ohne Forderung! – wow! Bin ich so nicht gewohnt, er bekommt 100 BOB für diese freiwillige und entgegenkommende Bearbeitung. Der Weg bis zur Einfahrt in die Straße, die vom Paso de Jama nach San Pedro führt, ist asphaltiert und bereits nach sieben Kilometer mündet sie in diese ein. Schon bei meiner Abfahrt vom Paso de Jama im Mai habe ich die Baustelle für ein neues Zollgebäude bei dieser Einmündung gesehen, jetzt checke ich, ob es bereits fertig ist und ich die Einreise in Argentinien machen kann, sie ist noch nicht fertig. Die Aduana und Migration ist direkt bei der Ortseinfahrt von San Pedro, 60 Kilometer von der bolivianischen Zollstelle … Die Abfahrt nach San Pedro ist eine wunderbare Strecke, die ich voll genieße. Erstens wegen des super Asphalts, nach den hunderten Kilometer „Schüttelweg“ und wegen der Landschaft. Halt in San Pedro beim Zollgebäude. Ich finde nach einigem Suchen zwei Frauen, die mir erklären ich müsse zuerst ganz vorne die Migration erledigen und dann bei ihnen den Zoll wegen des Motorrades, wieder zurück nach vorne – da ist niemand. Zurück zu den beiden Damen, sie geben mir zu verstehen, dass der Gendarm gegenüber in einem hintern Gebäude is, ich solle klopfen, Find nach einigem Suche eine Tür hinter der ich den Gendarmen vermute, klopfe, rüttle an der Tür, es dauert einige Zeit, dann kommt ein frisch aufgeweckter, ungehaltener Gendarm zur Tür und fragt was ich will .. na was wohl … Er geht missmutig mit zum Schalter, dort bekomme ich ohne viel Aufhebens meinen Stempel und die PDI – Bescheinigung. Ohne PDI Bescheinigung gibt es in Chile nicht einmal ein Hotelzimmer, geschweige denn eine Ausreise. Weiter zu den beiden Damen, die temporäre Einfuhrgenehmigung ist in einigen Minuten erledigt, jetzt zum Check für die Einfuhr von verbotenen Gütern = Agrarprodukte. Ich muss ein Formular ausfüllen, dass ich nichts mit habe, auch dass mein Geldbetrag kleiner als 10.000 US Dollar ist. Dann werden die Koffer gecheckt. Ich bin nach wie vor der Einzige an der Grenzstelle, also ganz genau gecheckt. Kein Problem, die Pasta und die Soße Bolognese sind keine Beanstandung, nur frische Agrarprodukte wie Äpfel, Bananen, Fleisch, …

Im Internet habe ich bereits vor meiner Abreise nach einem geeigneten Hotel gesucht, das Thaka Thaka vom ersten Mal hat mich nicht überzeugt, weder vom Preis, noch von der dafür gebotenen Leistung. Rincon de Quitor verspricht einiges mehr. Ich im Zentrum zu einem Minimercado, die Eigentümerin kennt es nicht, ihr Sohn hat davon gehört und beschreibt mir den Weg – auf Spanisch! Das Hotel liegt fünf Kilometer außerhalb von San Pedro, vom Namen her schließe ich in der Gegend von Quitor, so folge ich dem Straßenschild und Ende beim Hotel Alto Atacama – einem Nobelhotel mit Spa!!! und das im Zentrum der Atacama Wüste – um 325.- US Dollar – pro Nacht. Bereits bei der Anfahrt habe ich gemerkt, dass der Fluss vor einiger Zeit massiv überschwemmt gewesen sein muss, ich erinnere mich, dass die Andenpässe im Norden gesperrt waren, weil der bolivianische Winter so heftige Regenfälle im März brachte, dass sie unpassierbar waren, denke das war auch hier der Fall. Auf meiner Suche muss ich trotzdem über den Fluss, finde eine Furt – durch. Fahre in einige Gassen bis ich zu einer Anhöhe komme und: Hostal! Rein bei der Einfahrt, klopfen, keiner da … Nach einigem Warten fahre ich wieder zurück Richtung San Pedro – mir kommt ein weißes Auto mit einem Mann am Steuer entgegen – Blickkontakt, weiter. Cafeteria am Plaza. Wieder zum Hostal und: Jetzt ist jemand da, und zwar der Typ aus dem weißen Auto, ich bin ihm genauso aufgefallen wie er mir. Zimmer für zwei Tage ist o.k., bin heute auch der einzige Gast. Besonders hat mir im Internet der Gartenbereich gefallen und: Der ist genauso! Ein Traum mitten in der Atacama. Ich verbringe zwei wunderschöne und erholsame Tage in San Pedro, besser im Hotel Rincon de Quitor, San Pedro fahre ich lediglich zum Einkaufen, Tanken und Essen. Tanken: Die Tankstelle war beim letzten Mal hoffnungslos überfüllt und ich bin nach Calama weiter gefahren, dieses Mal bin ich allein da. Recomendacion Restaurant? Christan / Eigentümer vom Hotel Rincon gibt mir den Tipp in der Calle Calama – ich werde dort noch sehr oft zum Essen sein, hier findet man auch noch Einheimische.

Meine Fahrten haben mittlerweile Spuren am Motorrad hinterlassen. Die Zylinderabdeckung schweißt ganz leicht, trotzdem sollte es behoben werden, Reifen sind am Ende, Service weit überfällig, Luftfilter, … Ich wollte nach dem Vulkan Uturuncu in die Catamarca, Argentinien und frage Christian, ob er mit BMW in Salta einen Termin vereinbaren könne und dass die Ersatzteile auch vorhanden sind. Es ist Freitagnachmittag. Catamarca: Sehr entlegene Gegend, Benzinkanister notwendig, Zelt zur Sicherheit. In San Pedro gibt es keinen Bidon = Benzinkanister, da muss ich nach Calle Calama. Irgendwie fällt mir ein, dass ich in meinen Koffer viel Platz hatte … und … der Schlafsack ist in Mannsdorf geblieben! Zurück ins Hotel, ich plane um, statt Catamarca in Argentinien werde ich nach La Higuera fahren – die Ruta del Che! Das ist in der Nähe von Santa Cruz und: Da gibt es BMW. Christian ruft bei BMW in Santa Cruz an, es ist schon Freitagabend und erreicht tatsächlich den Servicemeister. Der sagt zwar im Großen und Ganzen zu, möchte aber von mir die schriftliche Bestätigung, Motorradkenndaten, … er spricht kein Wort Englisch! Ich schreibe ihm ein Email, auf Deutsch. Termin: In einer Woche. Bin gespannt. Genieße den zweiten Tag in Hotel Rincon, Terrasse, … relaxen, Nichtstun, endlich mit Sigrid telefonieren / skypen! Das tut gut.

Neue Streckenplanung. Ich hatte bereits früher geplant von Tarija nach Villa Monte zu fahren – die neue Death Road. Für die 140 Kilometer rechnet Google, aber auch Frédéric, sieben Stunden. Von dort geht es weiter nach Norden, nach Santa Cruz, es ist das die einzige wirkliche Verbindung vom Osten in den Süden. Über den Paso de Jama nach Tarija, in einem Tag, ein sehr starker Tag. Bleibe noch einige Male zum Fotografieren stehen, weil es einfach nicht anders geht, zu beeindruckend sind die Motive. Von Villazon nach Tarija über die Berge und Schotter, es wird schon finster und den letzten Teil ist es bereits tiefe Nacht. Komme sehr spät im La Pasarela an, trotzdem gibt es noch eine große Wiedersehensfreude und Abendessen. Total müde ins Bett.

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