Maghrib – Tor nach Afrika

 

Die Routen:

Die Route: 1 Die Route: 2

 

Marokko

Mit der Fähre von Algeciras nach Tanger Med, die billigste und einfachste Überfahrt. Es sind nur wenige Fahrzeuge, das meiste LKWs, ich bin der einzige Motorradfahrer. Die Passkontrolle findet gleich auf der Fähre statt, ist auch besser so, obwohl nur wenige Leute sind, dauert die Kontrolle fast die gesamte Fahrt. Ich buche in Martil ein Apartment, Said ruft mich unmittelbar danach an und wir vereinbaren den Treffpunkt. Die Zollkontrolle in Tanger Med ist eine operettenhafte Vorstellung, ich spiele gerne mit. Nach einer Stunde und drei Akten ist die Aufführung erfolgreich zu Ende.  Im Hafen sind Container mit Banken, mit der Visa Karte kann ich vom Bankomaten problemlos Marokkanische Dirham abheben – 1 Dirham ist circa 10 Cent. Auf die Frage an den Mann am Schalter wo ich eine SIM Karte bekomme meint er lapidar: „Bei mir.“ So bin ich nach zehn Minuten in Marokko im Besitz von Dirham und einer marokkanischen SIM Karte mit 5 Gb!

Auf dem Weg nach Martil liegt Ceuta, dort möchte ich unbedingt hin. Der Weg zum Grenzübergang ist ernüchternd – sehr viele Leute die herumstehen, warten, mich beim Vorbeifahren attackieren. Eigentlich wollte ich Fotos machen, aber nach dem zweiten Versuch gebe ich auf – kein schönes Erlebnis. Die Straße nach Martil ist gut ausgebaut, ein Badeort schließt an den nächsten. In Martil rufe ich Said an, er schickt seinen Freund Muhammed. Der hat den Schlüssel für die Wohnung, außerdem bekomme ich seinen Parkplatz im Nebenhaus, mit Funksteuerung – versperrt, bewacht! Martil ist Klein-Jesolo, ein einziger Badeort, interessante Eindrücke mit den Menschen auf der Promenade, im Cafe, Restaurant, beim Spaziergang – ich beschließe zwei Tage zu bleiben, treffe Said am Abend im Cafe de The, er gibt mir viele Tipps für meine Tour. Ein kurzer Ausflug nach Amsa bringt mir eine der besten Fischplatten die ich je gegessen habe! Ich sehe den Fischern am Strand bei ihrer Arbeit zu, riesige Netze, die sie unter großen Anstrengungen hereinziehen. Nach zwei Stunden ist ein Netz eingezogen: Ein Tintenfisch und einige kleine Fische sind die ganze Ausbeute … Am nächsten Tag nehme ich die Tipps von Said in Angriff: Chefchaouen, eine pittoreske Stadt in den Bergen, sie zieht sehr viele Touristen und Kiffer an – in den Bergen um Chefchaouen ist die weltweit größte Anbaufläche für Marihuana – also entweder zwei Tage fotografieren oder einige Monate kiffen … auf Schritt und Tritt wird mir Gras angeboten, ich bleibe bei meinen Habanos. Mir gefällt die Stadt und die Leute, sehr offen und zugänglich.

Über die Berge, die Küste entlang nach Al Hoceima. Viele Cafeterias, eigenartige Sitzordnung: in jedem Café sind die Stühle wie in einem Kinosaal aufgestellt, verstehe ich noch wenn im Fernsehen Fußball läuft. Auf der Straße ist das etwas skurriler, die Leute, allesamt nur Männer! sitzen ebenfalls strikt ausgerichtet in eine Richtung, entweder mit Blick entlang der Straße oder entlang der Hausmauern … wird eines der Rätsel bleiben die ich wahrscheinlich nie lösen werde. Die Straße nach Fes zeigt mir wie gebirgig Marokko ist – erinnert mich sehr an Montenegro, nur sind im Gegensatz dazu die Berge sehr farbig, mir gefällt die Landschaft sehr! Halt in einem kleinen Dorf, Cafeteria, The Verde mit Menthe. Pfefferminztee ist überhaupt nicht meins, schon gar nicht mit Zucker, aber gut. Überall sitzen – ausschließlich – Männer, auf der Straße, im Café, … mit dem Bike habe ich die die ersten Minuten die volle Aufmerksamkeit, der junge Kellner freut sich, dass wir englisch reden können, nach einigen Minuten bin ich schon wieder vergessen, kann ungestört einige Bilder machen. In Fes ein ähnliches Bild beim Parkplatz im Zentrum, jeder möchte etwas verkaufen – der Parkwächter den Parkplatz, die Kofferträger, … Wohne direkt in der Medina, enge Gassen, viel Betrieb, das Gästehaus Dar Saida und die Gastgeberin Zarha passen perfekt dazu.

Fes – Die Lederfärberei als Blickfang

Geschichten aus Marokko

Abendessen in Meknes, wie immer spricht mich einer in den engen Gassen an, ob ich etwas kaufen möchte, als er mich ansieht meint er nur: „Dein Hotel ist gerade aus, dann links …“ Meknes hat 700.000 Einwohner! Das Hotel ist ein echter Blickfang, wohnen wie ein Sultan, dort treffe ich zwei Radfahrer aus Indonesien, sie sind einige Wochen durch Marokko unterwegs, sie machen mir ihr Land, das am Ende meiner Reise steht, richtig schmackhaft.
Über den Atlas in den Süden – Ziz Schlucht. Fotostopp, von einer Anhöhe winkt ein bunt gekleideter Mann, er kommt herunter. Ibrahim erzählt mir, dass er Berber ist, einige Kilometer von hier in einem Zelt wohnt, … im nächsten Ort hat er eine Bleibe um das Mobiltelefon aufzuladen, … Geschichten aus 1001er Nacht! Ich mache Halt in diesem Ort, Hostal Luna del Fuego, ein sehr typisches Haus, einfach, aber alle Annehmlichkeiten. Ein junges Pärchen aus Wien kommt dazu, sie sind auf Urlaubsreise mit einem Mietwagen durch Marokko. Abendessen: Tangine. Treffe Ibrahim wieder, in Zivilkleidung! Einiges Gelächter. Als ich am nächsten Tag weiterfahre winkt er mir wieder von „seinem Arbeitsplatz“ zu. Durch die Gheris – Schluchten bis Tamtetoucht. Abzweiger über eine Naturstraße Richtung Dades Schlucht. Aus einer Hütte winkt mir ein Mann zu, bleibe stehen, er meint, dass die Strecke unbefahrbar sei – heftige Regenfälle hätten die Straße nach 20 Kilometer auf einer Länge von 23 Kilometer vollkommen weggespült. Ich nehme die Strecke über Agoudal, 56 Kilometer Naturstraße, auf 3.100 Meter Seehöhen, Traumlandschaft. Die Straße ist auch hier von den Regenfällen gezeichnet, fahre in ausgewaschenen Wegen, wie Flussbetten. Auf dem Pass eine italienische Gruppe mit Beiwagenmaschinen – Es gibt Salami, Brot und Wein … aus der Toskana!!!

Komme spät in die Dades Schlucht, sehr nette Unterkunft, zwei Schweizer mit ihren Fahrrädern auf der Reise durch Zentralmarokko. Die Thodra Schlucht ist leider eine volle Enttäuschung: Mitten in der Schlucht Parkplätze für Busse! Und deren sind sehr viele da – riesige Autobusse bringen Tagesausflügler aus Marrakesch in die Thodra … eigentlich eine wunderschöne Gegend, aber mit all den Marktständen, vielen Menschen, Autos, Motorrädern,  … für mich nicht zum Aushalten, nach fünf Minuten bin ich wieder weg.
Auf meinem Weg durch Marokko habe ich bisher schon sehr viele Touristen – mit Leihautos, Bussen, … – getroffen. Alle haben mit einhellig versichert: Wir fahren nach Merzouga!!! Eigentlich wollte ich auch nach Erfoud, Merzouga und Erg Chebbi, nach den Eindrücken in Thodra Schlucht beschließe ich Erg Chebbi auszulassen …
Fahre weiter in den Süden Richtung Sahara – Zagora!

1 Kommentar zu “Maghrib – Tor nach Afrika

  1. Hallo lieber Toni
    Wir freuen uns das du gut in Marokko angekommen bist und dich langsam im Land einfindest.
    Wir lesen deine spannenden Berichte immer mit Begeisterung.
    Das wir bei unserem Wiedersehen in Wien ja wieder eine Vielzahl an aufregenden Geschichten geben.
    Weiterhin gute Fahrt und alles Liebe Stefan und Michi

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