Regenfälle & Ausfälle

  1. März 2023

Nach der Pause in Cocachimba, Goctafälle, nach Tarapoto. Die Stadt liegt in der Selva Perus, dem Dschungel. Hatte von Francesco und Carmen in der Mamaq Tambo Lodge in Cocachimba einen „Geheimtipp“ einer Lodge in der Nähe von Tarapoto bekommen. Google.maps und auch maps.me führen mich den direkten Weg nach San Roque de Cumbaza. Es ist schon finster, der Weg eine Herausforderung – steil, steinig, möchte keinesfalls den Weg zurück. Kurz vor dem Ziel: Eine Flussquerung, tiefer Gatsch, danach: Eine Fußgängerbrücke, nur den einen oder anderen Zentimeter breiter als die BMW. Der Besitzer der Lodge meint, „der Weg wird ausschließlich von Einheimischen genutzt“.
Ein Kilometer, vom Eingang der Lodge bis zu den Gebäuden, Hängebrücke, unwegsam, mit vierzig Kilo Gepäck, Helm… etwas „abgelegen“, ich würde die Unterkunft nicht mehr wählen.

Tagesausflug nach Yurimagua, letzte Station vor Iquitos. Iquitos ist nicht über Straßen erreichbar, war mit dem Flieger vor etlichen Jahren dort. Von Yurimagua die andere Zufahrtsmöglichkeit: Mit dem Schiff in die Stadt im Amazonas, drei Tage in die eine, vier in die andere Richtung. Interessante Erfahrung durch den „kultivierten“ Dschungel zu fahren, wird wirtschaftlich stark genutzt, wenig übrig von „Urwald“.  Viel Glück – kein Regen. Mein Gastgeber hatte noch am Morgen gemeint, dass es heute „nur wenig regnen werde“. Weiter durch die Selva nach Tocache. Auf dem Weg die Spuren des Hurrikan Yaku, viele Stellen sind überschwemmt, etliche Erdrutsche behindern den Verkehr -> Die Straße wird am nächsten Tag gesperrt. Der Hurrikan war auch der Grund, dass ich diesen (Um-) Weg gewählt habe, möchte in die Cordillera Blanca. Die Straßen von der Küste weg waren alle unterbrochen, nun über die Rückseite.

Der Weg von Tocache nach Sihuas, im Norden der Cordillera Blanca, ist ebenfalls unterbrochen – weiter nach Huanuco. Von dort die Ruta 3N nach La Union. Auch hier noch die Auswirkungen der Überschwemmungen. Die „Straße“ selber ist an sich unbefestigt und im Normalzustand unangenehm genug. Durch die Regenfälle der letzten Wochen ist es eine „Schlammschlacht“. Bin froh gut durch zu kommen, relativ flott und !sturzfrei! – erreiche Huaraz in einem Tag.

Carretera a Pastoruri, eine wunderschöne Strecke über die Cordillera Blanca. Tolle Landschaft, Felsmalereien, … Dieser Übergang über die Cordillera Blanca war bei meinen letzten Touren wegen eines Felssturzes gesperrt. Weiter nach Antamina, eine der größten Kupfer / Zink Minen der Welt, ist bereits voll ausgeschöpft und in der Stilllegungsphase, die Auswirkungen des Bergbaus in der Landschaft  sind unbeschreiblich. Die gesamte Bergkette und die Täler sind davon betroffen – kann es kaum in meinem Kopf verarbeiten. Dis Strecke selber sehr ausgesetzt, viel Schlamm, Steine, Kehren, … komme spät in San Marcos an.

Habe mein Quartier in Huaraz und muss noch über die Cordillera Blanca durch den Tunel de Kahuish.  Es wird Nacht, Regen, … zuerst „etwas“, dann mehr, ganz viel und viel kalt. Kämpfe mich durch die Serpentinen, den Regen durch bis Huaraz – grenzwertig.

Menschen in der Cordillera Blanca:

In Caraz beziehe ich ein Apartment mit zwei Stockwerken, vier Zimmern & 4,5 Badezimmern, jeden erdenklichen Luxus, bleibe einige Tage. Nach sechs Wochen beginnen die üblichen „Abnützungserscheinungen“ – Müdigkeit: physisch, psychisch. Ausflug in die Cordillera Blanca, Laguna Paron, …

Quer über die Cordillera Blanca, Ruta 106 –  Yanama, San Luis. Ich bin auf meinen Touren schon einige Male an meine Grenzen gestoßen, dieser Tag gehört zweifelsfrei dazu: Tiefer Schlamm, Erdrutsche, steil, Flussquerungen. Weiß nicht mehr, wie ich es – sogar sturzfrei! – geschafft habe. Bin „etwas“ erledigt und finde in Acochaca im Hotel Casa Yanamayu die dringend notwendige Erholung.

Die Ruta 107 über die Punta Olimpica, bin ich bereits vor einigen Jahren gefahren – ein weiteres Highlight in den Cordillera Blanca. Der Canon del Pato, Ausfahrt aus der Cordillera Blanca in Richtung Chimbote, ist durch die Überschwemmungen schon seit Wochen gesperrt, habe ich auch schon mehrmals passiert und kann ich – schweren Herzens – akzeptieren, nehme die Ausfahrt nach Casma, eine wunderschöne Bergstraße.

Nächtige in La Gramita, direkt am Meer. Gefällt mir sehr, leider auch den Moskitos – mache kaum ein Auge zu in der Nacht. Möchte wieder in die Berge, Zwischenstopp in Huaral. Auf dem Weg fällt die BMW sechs Mal mit dem „Motorfehler“ aus. Aus- Einschalten hilft. Macht trotzdem keinen Spaß, vereinbare einen Termin bei BMW in Lima für den nächsten Tag. Die Einfahrt vom  Norden nach Lima ist wieder ein Spießrutenlauf, für neunzig Kilometer fast drei Stunden. Das Kabel für den Gasdrehgriff wird getauscht, der Fehlerspeicher gelöscht, Gasgriffsensor neu kalibriert. Möchte auch die Benzinpumpe tauschen – leider gibt es die nicht als Ersatzteil in Lima (ein Monat Lieferzeit, Preis: 3 x Österreich).

Aldin bei BMW Wien hilft mit der Benzinpumpe, Geri holt sie ab, zu DHL. Sie soll – trotz Osterwoche –  in fünf Tagen in Lima sein. William, von El Camino MotoGarage, hilft mir mit seiner Adresse. Kurztrip in Richtung Anden – Tarma, Oxapampa. In Tarma wieder einmal die rote Leuchte: Reifendruck hinten. Suche das Loch im Reifen, flicke es mit einem Streifen, aufpumpen, Luftdruck hält nicht. Finde nach und nach über fünfzehn Löcher im Hinterreifen. Es sieht so aus, als ob ich über ein Stück Stacheldraht gefahren bin. Habe Ersatzreifen mit, also kein Problem?! Nur: Es ist Osterwochenende, Semana Santa, da ist alles zu. Finde eine Gomeria, frage, kann er nicht machen, weil er das Rad nicht demontieren kann. Das ist kein Problem, das mache ich. Torx 50, Ratsche, erste Schraube gelöst, zweite Schraube gelöst, bei der dritten bricht der Torx. Was jetzt kommt ist eine Hürdenlauf – offene Eisenwarenhandlungen, Gomerias, kein Torx. Der Reifen ist mittlerweile auf der Felge. Noch eine Gomeria, rede mit dem Reifenschuster, ein junger Mann, der meint lapidar: Den Torx hat er! Er tauscht binnen weniger Minuten den Reifen und ich bin wieder mobil. Mache mich auf den Weg nach Oxapampa, komme durch etliche Orte, im Augenwinkel ein Geschäft mit einem Reifenständer. Kaufe einen „Unknown-Reifen“ um 85,- Euro, irgendwo in der Selva. Oxapampa, eine Kolonie von österreichischen, deutschen Auswanderern, den nächsten Ort Pozuzo spare ich mir – ist nicht so meins. Über die Careterra Central nach Lima, die Benzinpumpe bei DHL abholen. BMW in Lima baut sie ein.

Die Panamericana nach Süden, zwischen Yauca und Chala, der – übliche – Sandsturm. Heute mit so starken „Sandverwehungen“, dass die Straße mit dem Caterpillar freigeschaufelt werden muss.

Von Majes über Capanaconde durch das Colca Tal bis Chivay. Zwischen den beiden Vulkanen Misti und Chachani durch nach Arequipa.

In Arequipa treffe ich Fernando. Er ist mit seiner KLR, kolumbianisches Kennzeichen, seit einigen Tagen unterwegs, möchte bei Desaguadero über die Grenze nach Bolivien und weiter nach Uyuni, dann nach Bogota. Wir verabschieden uns, mein Plan über Kasani nach Copacana, Bolivien. Bin früh dran und fahre weiter bis Moquegua. Bei der Tankstelle in Moquegua treffe ich wieder Fernando, wir beschließen im gleichen Hotel zu nächtigen. Gemeinsames Abendessen, Fernando erzählt, dass er die KLR in Kolumbien gekauft hat, sie stand jetzt sechs Monate in Lima, das heißt das temporäre Permit ist drei Monate abgelaufen. Er hat sich irgendwo in Lima erkundigt, dass an der Grenze eine Strafe in der Höhe von 300,- $ fällig wird – ich habe meine Zweifel, teile sie aber nicht, bin kein Spielverderber.

Die beiden Grenzen sind nur fünfzig Kilometer voneinander entfernt, wir fahren gemeinsam. Auf der Strecke beschließe ich Fernando zu begleiten und doch über Desaguadero zu fahren. Wir kommen relativ früh zur Grenze. Fernando beginnt bei der Migracion Peru, dann „verirrt“ er sich etwas. Als er wieder auftaucht bin ich bereits fertig – fünfzehn Minuten haben gereicht! Begleite ihn durch die Stationen. Die Migracion Bolivien ist auch sehr flott, bei der Aduana Peru wird es sperrig, schließlich Endstation: Letztendlich konfiszieren sie das Fahrzeug, nehmen ihm die Fahrzeugschlüssel ab. Kontaktaufnahme mit der Zentrale in Lima. Da gibt es nach meiner Meinung keine mögliche Hilfestellung, verabschiede mich schweren Herzens von ihm, die besten Wünsche auf dem Weg. Er schreibt am Abend, dass die Beamten an der Grenze mit der Zentralstelle in Lima Kontakt aufnehmen müssen, „die Entscheidung dauert 2 bis 4 Tage“. Bleibe mit ihm weiterhin in Kontakt, meine Zweifel werden stärker.
In Cochabamba treffe ich Daniela und Franz. Die Beiden sind mit einem VW Bus in Argentinien, Bolivien in Richtung Peru unterwegs. Wenn wir uns schon nicht in Österreich treffen, sollte Bolivien doch eine gute Gelegenheit sein. Wir verbringen einen sehr schönen Abend in Cochabamba, gutes Essen, nettes Ambiente, Erzählungen, Erfahrungsaustausch, ….

8 Kommentare zu “Regenfälle & Ausfälle

  1. Bruno Züger

    Lieber Toni, einmal mehr seeehr eindrücklich was du für abenteuerliche Strecken fährst!! Vielen Dank dass du mich teilhaben lässt.
    Gute Reise und viel Spass.

    Beste Grüsse
    Bruno Züger

    • Anton Marschall

      Hoi Bruno,
      Freue mich wieder von Dir zu lesen! Ist wieder eine sehr eindrucksvolle Tour, aber:
      Ich denke / bin sicher Du hast schon wieder Pläne für Eure nächste Reise?!
      Hertliche Grüße
      Toni

      • Bruno Züger

        Hallo Toni, ja das haben wir. Am Mittwoch, 17. Mai, fahren wir für 3,5 Wochen nach Schottland. Natürlich mit unserem Beast. Wir haben diverse Anpassungen gemacht. Bei Allrad Christ im österreichischen Raab haben wir Fahrwerk und Bereifung Offroad tauglich nachrüsten lassen. Auf dem Fahrerhaus habe wir jetzt einen Dachträger montiert. Ein Schnorchel ist auch noch dazu gekommen.
        Wir fühlen uns bereit für die open-end Reise, müssen aber noch ca 2 Jahre durchhalten bis zur Pension…. 😉
        Alles Gute, Bruno

        • Anton Marschall

          Die Vorfreude wird die zwei Jahre stark verkürzen.
          Viel Spaß, wenig Regen 😎, in Schottland!
          Toni

  2. Wieder mal ein aufregende Tour und die N3 hatte uns im letzten Oktober, mit dem tiefen Schlamm, auch Kraft und Nerven gekostet.

    • Anton Marschall

      Hola Thomas,
      Furten, Sand, tiefer Sand, Steine, große Steine, Schlamm, tiefer Schlamm – das ist meine Skala bei der Bodenbeschaffenheit.
      Herzliche Grüße

  3. Was für ein Bericht…. das würde weit über unseren Möglichkeiten liegen
    Habe großen Respekt !
    Weiter gute Reise und auf ein baldiges Wiesersehen
    Liebe Grüße
    Stefan

    • Anton Marschall

      Hola Stefan,
      Die BMW ist schon im Hafen von San Antonio, Chile. Nächste Woche geht’s auch für mich zurück.
      Dann müssen wir uns einfach wieder treffen, freue mich schon darauf!
      Liebe Grüße aus San Juan, Argentinien
      Toni

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