Südamerika – Arg & Bol & Chi & Peru

19.2.2023   Abflug
Wien – Madrid – Buenos Aires
Anschlussflug: Buenos Aires – San Juan

Die Kupplung, Zylinderabdeckung, Bremsscheiben, Kleinteile im Handgepäck. Zu meiner Überraschung: Beim Security Check in Wien kein Problem! Etwas Sorge mache ich mir wegen der Einfuhr in Argentinien. Die Iberia hat sich absolute Pünktlichkeit auf die Fahnen geheftet – also so ganz pünktlich waren sie nicht, sie waren auf beiden Flügen VOR der Zeit!
Ankunft Buenos Aires, die Zollkontrollen beim Ausgang werden von Mal zu Mal strenger. Jedes Gepäckstück wird gescannt. Meine Bremsscheiben sind so klar auf dem Bild, dass es keiner Diskussionen bedarf. Werde höflich gefragt, was das ist. „Bremsscheiben für mein Motorrad“. Die Rechnung? Habe ich nicht. Im Prinzip ist alles sehr einfach: Wenn man in Argentinien beim Zoll Teile einführen möchte, die zu Verzollen sind, sind sie weg. Eine Abwicklung direkt beim Flughafen ist nicht vorgesehen, der legale Vorgang kann – kaum – mehr hergestellt werden (Brooker, Vorabmeldung, …). Was kostet die Bremsscheibe? Hatte einmal gelesen, dass in Argentinien Waren bis zu 100.- $ ohne Verzollung eingeführt werden dürfen, also: 90.- $. Ich soll im Internet das Teil und den Preis zeigen. Mabel hatte schon im Vorfeld meine SIM Karte aufgeladen, so kann ich auf meinem eigenen Mobiltelefon suchen. Finde eine Bremsscheibe die so aussieht wie die am Scanner. Preis 89,- €. Die Dame vom Zoll geht mit all den Informationen zu ihrem Vorgesetzten, der erklärt ihr, dass das eine Bremsscheibe ist und kein Problem! Nach einer guten halben Stunde bin ich damit durch den Zoll und in Argentinien eingereist! Meine Tasche hatten sie während der ganzen Prozedur überhaupt nicht geöffnet (siehe oben)?! Hatte immer wieder Teile mitgenommen, bis jetzt wurde nie gefragt, es gibt immer ein erstes Mal. Da nehme ich gerne zur Kenntnis, dass ich Teile auf dem Inlandsflug nach San Juan nicht mit in die Kabine nehmen darf und das Gepäck eingecheckt werden muss.

San Juan, Miguel holt mich vom Flughafen ab. Auf der Fahrt erzählt er von seinem Unfall mit der
BMW, die ist derzeit lädiert und zur Reparatur. Das Beschaffen der Teile dauert seine Zeit. Das Asado zur Begrüßung ist legendär und jedes Mal etwas ganz Besonderes. Die BMW aus Freddy’s Werkstatt abholen. Die Zylinderabdeckung haben sie getasucht. Leider hatten sie das Service nicht gemacht, auch die Kardanwelle nicht getauscht – das wird sich aber noch als sehr positiv herausstellen.
Es ist Karneval, da ist die ganze Woche in Südamerika Pause. Hotels Mangelware. Am nächsten Tag machen wir uns zu Fünft auf den Weg nach Vina del Mar, Chile. Relativ wenig Grenzverkehr, kommen gut bis Vina. Kurzbesuch bei BMW in Vina, einige Reparaturen werden schnell, und kostenlos!!! erledigt – BMW in Südamerika hat mich bis jetzt sehr oft positiv überrascht. Verabschiede mich von meinen Freunden und mache mich auf den Weg nach Norden. In die Berge, Wege die Google – noch – nicht kennt, durch einen aufgelassen Eisenbahntunnel, ein schöner Einstieg in die Reise. War schon öfter bei BMW in La Serena, das letzte Mal vor einem Jahr. Die Werkstatt wurde verlegt, das komplette Personal ausgetauscht, werde trotzdem gleich an die Reihe genommen. Service, etliche Ersatzteile die ich mitgenommen habe getauscht. Das Problem mit dem Ausfall des Gasannahme und aufleuchten der Motorkontrolle gesucht. Der Vermutung eines Problems der Benzinpumpe auf den Grund gegangen, Software upgedatet. Der Fehler tritt jetzt schon sehr häufig auf, Ein- und Ausschalten hat bisher geholfen. Leider könne sie auch nicht die Rückholaktion der Kardanwelle machen, es fehlt die Software. die BMW hat 220.000km drauf, bei 75.000km ist die Original-Kardanwelle just während der Probefahrt bei BMW Wien gerissen, musste mir damals noch selber eine neue kaufen. Die Zweite hält nun schon 150.000km. Das Loch in der Schwinge bohren sie, das Gummiventil gibt’s auch nicht.

Über den Paso Agua Negra wieder nach Argentinien. Der Pass ist für mich einer der landschaftlich schönsten – auch wenn ab 4.000 m Schnee liegt. Bei der Einreise nach Argentinien wieder ein Aha-Erlebnis: Eine Mitarbeiterin eim Zoll meint, dass ich die beiden Ersatzreifen darf ich nicht einführen darf – Das ist Handelsware! Finde einen gnädigen Zöllner, der es trotzdem durchgehen lässt. Zu meiner Überraschung bekomme ich ohne zu fragen ein temporäres Permit für die BMW von acht Monaten. Brauche ich jetzt überhaupt nicht, war aber bisher ein Spießrutenlauf.

Netter Bungalow in Villa Union. Möchte die Stollenreifen auf Straßenreifen tauschen. Die sind schmäler, als für die Felge geeignet. Die Gomeria wird zu einem Schauplatz, das Aufziehen des Reifens will nicht gelingen. Nach etliche Versuchen gebe ich zu verstehen, dass wir einen Zurrgurt brauchen, einer der Helfer hat einen im Auto. Wir legen den Gurt um den Reifen, mit einem Montiereisen einige Drehungen, der Reifen legt sich an die Flanken der Felge, Luftdruck und die Sache ist erledigt. Daumen hoch bei den Beteiligten.
Der Paso Pircas Negras ist seit der Pandemie im März 2020 gesperrt, hatte ihn noch zwei Wochen
vorher passiert. Bei meiner letzten Reise im Februar 2022 bin ich dann die chilenische Seite bis zur Passhöhe gefahren, jetzt möchte ich die argentinische Seite. Nehme mir zwei Tage Zeit, eine
wunderschöne Posada Murdadores auf halber Höhe zum Pass. Nichts los auf dem Pass, genieße die Fahrt, Landschaft, die Zeit. Für mich der schönste Pass auf all meinen Touren bis jetzt und jedes Mal ein Highlight.

„Nobelhotel“ in San Blas de los Sauces, ein Weingut. Möchte über den Paso San Francisco wieder nach Chile. Einige Auskünfte und Recherchen im Internet: Der Pass ist nur an Montagen und Donnerstagen geöffnet – das passt mir nicht so ganz ins Konzept. Umplanung, über Cafayate, Salta, Bermejo nach Bolivien. Besuch bei Frederic im Hotel La Pasarela in Tarija. Freue mich jedes Mal sie zu treffen und zu sehen. Der Salar de Uyuni ist leider noch nicht befahrbar, es ist üblicherweise nach der Regenzeit bis Ende März noch Wasser auf der Oberfläche. Fahre nach Sucre, Potosi lasse ich links liegen. Weiter nach Oruro, die Strecke ist neu und wunderschön in die Berge gelegt. In Sucre treffe ich zwei sehr nette deutsche Motorradfahrer, Leon und Marvin. Wir fahren am nächsten Tag gemeinsam nach Oruro. Sie wollen weiter nach Norden, La Paz, Death Road, … ich nach Westen – Chile. Über die Grenze von Pisiga nach Colchane. Die venezolanischen Flüchtlinge, die Streitigkeiten zwischen Chile und Bolivien, die Blockaden wegen der politischen Situation in Peru (die Grenzen von Peru nach Bolivien sind geschlossen), … kurz: Brauche fünf Stunden um über die Grenze zu kommen. Obwohl nur zwölf Autos vor mir in der Reihe sind. Ein Desaster, nicht wirklich für mich, für die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten generell. Lastwagen sind dabei noch gar nicht in Betracht gezogen, die werden auf einer anderen Spur abgefertigt, und die benötigen mehrere Tage um die Grenze zu passieren.

Das Hotel in Iquique ist nicht so mein Fall. Wechsle am nächsten Tag nach Pozo Almonte, der Ort liegt vorteilhafrt direkt an der Hauptroute. Kurztrip nach Pisaga – „Gedenkstätte der Vorkommnisse während der Miltärdiktatur“. Bleibe einige Tage, die Ruta Andina, eine Strecke durch etliche Nationalparks, Minen, an der Grenze zu Bolivien ist das Ziel. Es fehlt mir noch ein Teilstück von Pica nach Ollagüe, mache trotzdem einige, mir bereits bekannte Strecken mit Adaptionen. Und die haben es in sich! Schwere Regenfälle haben den unbefestigten „Straßen“ schwer zugesetzt. Teilweise eine abenteuerliche Fahrt, aber jede Mühe wert!

An der Grenze in Ollagüe treffe ich drei Motorradfahrer, aus den USA, aber eigentlich aus Serbien und Montenegro, sie leben seit einigen Jahren in Chicago und sind auf dem Weg nach Ushuaia. Zwei mit KTMs, einer mit Honda – Warum ich keine KTM fahre? Bin doch Österreicher? … Sie wollen noch nach Antofagasta – herzliche Verabschiedung, ich esse noch ein Sandwich vom Kiosk. Der Asphalt von Ollagüe nach Calama ist, sagen wir: In die Jahre gekommen. Die Schlaglöcher sind so tief, dass man drinnen stehen kann ;-)) … und so viele, dass man nicht drum herum kommt. Bin die Strecke erstmals mit Sigrid 2017 gefahren, da war sie noch perfekt. Aber schon im Februar 2022 grenzwertig. Sehe schon von Weitem drei Motorräder, denke noch: Was gibt es da zu fotografieren? Als ich dazu stoße sehe ich das Dilemma: Die hintere Felge an der KTM ist so verbeult, dass die Luft draussen ist. Das Hinterrad ist schon ausgebaut und sie versuchen mit Steinen die Felge zurecht zu klopfen. Ich meine es wäre einfach, wenn einer zurück nach Ollagüe fährt – sind vielleicht zehn Minuten – und entweder die Felge in einer Gomeria ausklopfen lässt oder einen Schlauch rein gibt. Sie nehmen meine gut gemeinten Ratschläge nicht an. Ok, würde ich auch nicht. Obwohl: Meine vordere Felge hatte sich in Kasachstan an einer Betonkante vor einer Brücke so stark kalt verformt, dass augenblicklich die Luft draussen war. Ein Bauer, nur fünfzig Meter weiter im Nirgendwo, hat mir seinen Hammer geborgt. Also einen „richtigen Hammer“, groß und schwer, trotzdem war die Felge fast nicht zu bewegen sich auszurichten, obwohl eingerissen. Verabschiede mich und fahre weiter nach Calama.

Meine Freunde aus San Juan sind mittlerweile unterwegs in Richtung Kolumbien, Zusammentreffen in Calama, Atacama. Gemeinsam fahren wir bis Lima. Iquique, Arica, Tacna, Nasca, Ica, Huacachina über die Panamericana. Wir treffen Guadalupe, die Tochter von Mabel und Nito in Lima, direkt vom Bike in das Stadion – sie spielt als Legionär in einer Volleyballmannschaft. Bleibe zwei Nächte in Lima, ausspannen, Kaffee, Nachspeisen im Restaurant Cala. Nito hat Geburtstag – Fest im Cala! Sehr gelungener Aufenthalt! Mache mich allein weiter auf den Weg in Richtung Norden Perus.

5 Kommentare zu “Südamerika – Arg & Bol & Chi & Peru

  1. Eine wie immer interessante Berichterstattung und wir drücken die Daumen für die kommenden Etappen. Vielleicht bis bald in Argentinien.

    • Anton Marschall

      Wenn wir schon in Peru knapp aneinander vorbeigeschrammt sind, da sollte sich doch in Argentinien was ausgehen!
      Liebe Grüße
      Toni

  2. Hallo lieber Toni! Danke für diesen tollen Beitrag mit diesen sensationellen Bildern. Echt großartig. Freue mich schon wenn wir uns in Wien treffen. Liebe Grüße Stefan und Michi

    • Anton Marschall

      Liebe Michi,
      Hola Stefan,
      Noch ein paar Wochen durch die Anden, dann in den Wienerwald – das ist ein sehr gutes Programm!
      Feue mich,
      Toni

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